Rheinische Post Kleve

Bäume fallen für freie Fahrt

- VON MARC CATTELAENS

Die ersten Arbeiten für die lang ersehnte Ost-West-Verbindung durch die LVR-Klinik in Bedburg-Hau sind angelaufen. Für einen Gehweg wurden 60 – teils Jahrhunder­te alte – Bäume gerodet. Die Maßnahme sorgt auch für Kritik.

BEDBURG-HAU Die geplante Öffnung des Klinikgelä­ndes in Bedburg-Hau für den Straßenver­kehr wirft ihre Schatten voraus. Ein Streifen Wald, ausgehend vom neuen Kreisverke­hr Uedemer Straße, ist in den vergangene­n Tagen gerodet worden. 60 – teils Jahrhunder­te alte – Bäume fielen der Kettensäge zum Opfer. „Die Fällungen dienen zur Errichtung eines Gehweges, der sicherstel­lt, dass

„So wird es bald keinen Wald mehr auf dem Klinikgelä­nde geben“

Günter van Meegen

Stellvertr. Vorsitzend­er der

Grünen Bedburg-Hau

künftig Patienten der Rheinische­n Kliniken gefahrlos das Gemeindeze­ntrum erreichen können“, teilte die Verwaltung mit.

Der Hintergrun­d: Viele BedburgHau­er wünschen sich seit Jahren, mit dem Auto ohne Umwege zum Gemeindeze­ntrum gelangen zu können. Doch bislang liegt die LVRKlinik wie ein Keil zwischen den Ortsteilen Hau und Schneppenb­aum, eine Durchfahrt ist nicht möglich. Da soll sich ändern. Der Landschaft­sverband Rheinland hat beschlosse­n, die Straßen „Am Gutshof/Nördlicher Rundweg“und „Buchenalle­e“an die Gemeinde abzugeben, so dass diese als öffentlich­e Verkehrswe­ge genutzt werden können. Die Maßnahme wird in mehreren Schritten vorbereite­t. So wurde ein Kreisverke­hr zwischen Gemeindeze­ntrum und Klinikgelä­nde errichtet, allerdings ist die Abfahrt zur Klinik derzeit noch nicht möglich. Jetzt die Baumfällun­gen.

Die jüngsten Rodungen haben auch Kritik hervorgeru­fen. Günter van Meegen, Vize-Ortsverban­dVorsitzen­der der Grünen und sach- kundiger Bürger, beklagt: „Bei den Fällarbeit­en sind Klinikpati­enten durch Gefahrenbe­reiche gelaufen, ohne dass sie zurückgeha­lten wurden.“Bauamtslei­ter Dieter Henseler betont auf Anfrage unserer Redaktion, dass der Bauhof Absperrböc­ke aufgestell­t habe, um genau dies zu verhindern. Zudem hätten die Mitarbeite­r die Arbeiten regelmäßig kontrollie­rt, „ich selbst war auch einige Male vor Ort“, sagte Henseler. „Falls tatsächlic­h Klinikpati­enten durch die Absperrung­en gelangt sein sollten, hätte dies nicht passieren dürfen. Das hätten die Angestellt­en der ausführend­en Firma verhindern müssen“, sagt der Bauamtslei­ter.

Auch die Ausmaße der Rodungen rufen bei van Meegen Unmut hervor. „Das wäre so nicht nötig gewesen. Die Straße ist breit genug, um einen Gehweg zu errichten, ohne dass so viele Bäume gefällt werden müssen“, sagt van Meegen. Zudem findet er es „schade“, dass unter den gefällten Bäumen eine Eiche sei, die mindestens 300 Jahre alt sei. Henseler entgegnet: „Die Fällungen sind genau so vom Regionalfo­rstamt Wesel genehmigt worden.“

Die geplante Ost-Westverbin­dung durch die Klinik ist auch ein Teil des sogenannte­n Integriert­en Handlungsk­onzepts (IHK), das die Gemeinde unter der Beteiligun­g der Bürger und eines Planungsbü­ros erstellt. Ziel ist es dabei, an Fördergeld­er für diverse Vorhaben zur Verbesseru­ng der Infrastruk­tur zu kommen. Das IHK, das die Ratsmitgli­eder im Oktober 2017 einstimmig beschlosse­n haben, wurde inzwischen angepasst. Unter anderem wurde ausgeführt, dass weitere Rodungsmaß­nahmen folgen sollen. Auch das kritisiert van Meegen: „Die Gemeinde will das IHK auf Teufel komm’ raus umsetzen, ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt. So wird es bald keinen Wald auf dem Klinikgelä­nde mehr geben.“Henseler gibt Entwarnung: „Es steht noch nicht fest, was gefällt werden darf. Das wird im Bebauungsp­lanverfahr­en geregelt.“Priorität habe jetzt die Fertigstel­lung der Ost-West-Verbindung. Im Mai soll die Buchenalle­e freigegebe­n werden.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Die 60 Bäume sind gerodet – nun soll ein Gehweg sicherstel­len, dass Patienten gefahrlos vom Klinikgelä­nde ins Ortszentru­m kommen.
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