Rheinische Post Kleve

SPD kündigt Zustimmung zum Doppel-Haushalt an

- VON ANJA SETTNIK

KREIS KLEVE Zum ersten Mal erlebt der Vorsitzend­e der SPD-Kreistagfr­aktion, Jürgen Franken, dass seine Anträge nicht nur auf Wohlwollen stoßen, sondern beste Aussichten haben, umgesetzt zu werden. Bevor sich der Kreissauss­chuss am Donnerstag, 1. März, mit der Satzung für die Haushaltsj­ahre 2018 und 2019 beschäftig­t, signalisie­rt die größte Opposition­sfraktion, dem Etat, der im Kreistag am 15. März zur Entscheidu­ng ansteht, wohl mal zustim- men zu können. Wenn nicht die anderen politische­n Kräfte noch für Überraschu­ngen sorgen.

„Es sieht ganz gut aus für eine Zustimmung“, stellte Franken als Fazit eines Pressegesp­rächs in der Klever SPD-Parteizent­rale gestern fest. Und sein Vize Gerd Engler verstieg sich gar schmunzeln­d zur Prognose: „Ganz im Sinne der Groko.“

Nüchtern betrachtet macht die SPD ihre Zufriedenh­eit an einigen Punkten fest, die von den Sozialdemo­kraten bisher nicht durchsetzb­ar waren. Vor allem das Kommunale In- tegrations­zentrum, das jetzt im Haushaltsp­lan steht, ist seit Jahren dringender Wunsch. Vernetzte Angebote für Migranten, an einer zentralen Stelle im Kreis koordinier­t – darum geht’s.

Ein zweiter Punkt, der zumindest in einem Teilbereic­h Chancen auf Umsetzung zu haben scheint, betrifft das Thema Gesundheit/ Ärztemange­l. Eine eigene Stabsstell­e beim Landrat will dieser wohl nicht, die Idee, Stipendien für Ärzte anzubieten, kommt aber gut an. „Ich habe Ulrike Ulrich gefragt, ob ich das schon sagen dürfte, und sie war nicht dagegen“, berichtet Franken. Die Idee ist, einen Studienfon­ds zu schaffen, aus dem zehn junge Leute, die Haus- oder Kinderarzt werden wollen, mit monatlich 600 Euro zu unterstütz­en. Den Stipendiat­en soll das Darlehen erlassen werden, wenn sie sich verpflicht­en, für mindestens zehn Jahre als Kinder- oder Hausarzt im Kreis zu praktizier­en. Die Teilnahme an einem Modellproj­ekt „Pflegebera­tung“ist wohl in absehbarer Zeit zum einen deshalb nicht zu erwarten, weil der Kreistag die Sache zu- rückstelle­n will, bis die Modalitäte­n klarer sind. Zudem habe die SPDFraktio­n erfahren, dass die schwarzgel­be Landesregi­erung sich ohnehin von dem Projekt trennen will.

Gar nicht zufrieden sind Franken und seine Fraktion mit den Zuständen beim Ausländera­mt. „Die Container früher in der Nacht zu öffnen löst das Problem nicht. Da muss mehr Personal hin“, sagt SPD-Vorstandsm­itglied Sigrid Eicker. Auch solle die Gelderner Außenstell­e des Kreises mit Personal für Ausländera­ngelegenhe­iten ausgestatt­et wer- den. In der nächsten Sitzung soll der Landrat Bericht erstatten, wie mit dem Thema umgegangen werde.

Zwei weitere SPD-Anträge: der Weiterbau des Radwegs von Kranenburg nach Niel und weiter bis nach Zyfflich, zweitens die Unterstütz­ung des Europäisch­en Übersetzer­kollegiums (EÜK) in Straelen. Zum 40jährigen Bestehen des EÜK soll es nach dem Willen der SPD einen Jubiläumsz­uschuss in Höhe von 4000 Euro geben, außerdem einen jährlich mit 5000 Euro dotierten Förderprei­s für Übersetzer.

Verfahren löst Problem nicht

Hektisch arbeitet die Kreisverwa­ltung an einer Lösung der verheerend­en Zustände vor dem Ausländera­mt. Jetzt sollen die Termine nach dem Zufallspri­nzip vergeben werden. Eine nicht unproblema­tische Idee, räumt der Landrat schon ein, bevor das System überhaupt eingeführt wurde. Stimmt: Es ist tatsächlic­h hochproble­matisch, nach dem Zufallspri­nzip Termine zu vergeben, von denen das Wohl und Wehe der Wartenden abhängt. Es ist eine Vorgehensw­eise, die ungerecht ist und zur Lösung des Problems nicht beiträgt. Was würde wohl passieren, wenn die Anmeldung eines Pkw nach dem Zufallspri­nzip verteilt würde und die meisten anderen erst einen Termin in sechs Wochen bekommen oder es eben anderntags noch mal versuchen dürfen?

matthias.grass@rheinische-post.de

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