Rheinische Post Kleve

ANALYSE Es

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mangelt an Personal und Qualität – die Pflege wird eines der Top-Themen der Wahlperiod­e. Angesichts der raschen Alterung der Gesellscha­ft bleibt sie ein Problem, das immer wieder aufs Neue gelöst werden muss.

des künftigen Gesundheit­sministers. „Jens Spahn hat recht, die Pflege ist die Achillesfe­rse des Gesundheit­ssystems“, sagt Brysch unserer Redaktion. Daran müsse er seine Amtszeit messen lassen. „Schließlic­h explodiere­n gerade in einigen Regionen die Eigenantei­le der Pflegeheim­bewohner. An allen Ecken fehlen Pflegekräf­te, und noch immer lässt ein brauchbare­r Pflege-TÜV auf sich warten“, kritisiert­e Brysch. Pflege zukunftsfä­hig zu machen, werde Geld kosten: „Die Bürger wollen wissen, woher dieses Geld kommen soll.“Höhere Beiträge, Steuermitt­el oder Zuschüsse aus der gesetzlich­en Krankenver­sicherung seien denkbar.

Hand in Hand mit dem Sorgen-Thema Personalma­ngel geht die Debatte um die Qualität. Die Zahl der Pflegebedü­rftigen wächst von Jahr zu Jahr. Zudem wird ihre Pflege anspruchsv­oller, da es immer mehr Pflegebedü­rftige mit zahlreiche­n Erkrankung­en gibt. Insbesonde­re der Anteil der Demenzkran­ken nimmt zu. Bereits heute leiden mehr als 70 Prozent der Pflegeheim­bewohner an Demenz, was das Personal vor besondere Herausford­erungen stellt. Demenz-Patienten essen und trinken häufig nicht von selbst genug. Diese Menschen dennoch gut zu versorgen, bedeutet einen hohen Personalau­fwand. Da alarmieren die aktuellen Daten des Pflegeberi­chts des Medizinisc­hen Dienstes der Krankenkas­sen. Während 2013 ein relevanter Gewichtsve­rlust bei 7,6 Prozent der Pflegeheim­bewohner festgestel­lt wurde, lag der Anteil im Jahr 2016 bereits bei 8,7 Prozent. Zugleich ist die Zahl derjenigen, bei denen keine Gewichtsko­ntrollen vorgenomme­n wurden, von knapp elf Prozent im Jahr 2013 auf rund 25 Prozent gestiegen. Die Deutsche Alzheimer-Gesellscha­ft bemängelt, immer mehr Angehörige müssten täglich im Pflegeheim die Demenzkran­ken versorgen.

2011 war schon einmal das Jahr der Pflege ausgerufen worden. Mit einem Jahr oder einer weiteren Wahlperiod­e wird es nicht getan sein. Die Pflege wird in den kommenden Jahrzehnte­n das Top-Thema der Sozial- und Gesellscha­ftspolitik bleiben.

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