Rheinische Post Kleve

Dobrindt stellt sich hinter Essener Tafel

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ESSEN (RP) Nach massiver Kritik am vorübergeh­enden Aufnahmest­opp für Ausländer strebt die Essener Tafel eine Neuregelun­g bei der Verteilung der Lebensmitt­el an. Ein Runder Tisch soll innerhalb der nächsten zwei Wochen zusammenko­mmen, um Lösungsans­ätze zu beraten, sagte Essens Sozialdeze­rnent Peter Renzel nach einer Krisensitz­ung des Vereinsvor­standes. Im Fokus der Tafel stünden Alleinerzi­ehende, Senioren und Familien mit minderjähr­igen Kindern. Den umstritten­en Aufnahmest­opp für Aus- länder machte der Vorstand zunächst nicht rückgängig.

Bei der gestrigen Krisensitz­ung spielte auch Kanzlerin Merkel eine Rolle. Am Montag hatte sie sich in die Debatte um den vorübergeh­enden Aufnahmest­opp für Ausländer eingemisch­t – und die Entscheidu­ng des Vereinsvor­stands kritisiert. Damit war das Thema auch in der Bundespoli­tik angekommen. Gestern Morgen dann telefonier­te sie mit dem Essener Oberbürger­meister Thomas Kufen (CDU). Die Bundeskanz­lerin habe sich kundig gemacht, berichtete Renzel nach der Sitzung. Und sie habe deutlich gemacht, dass sie die Arbeit der Ehrenamtli­chen sehr schätze.

CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt stellte sich hinter die Essener Tafel. Es dürfe nicht sein, dass „die, die angestammt berechtigt sind“durch respektlos­es Verhalten anderer von der Tafel ausgeschlo­ssen würden, sagte der Politiker gestern in Berlin. „Es ist richtig, dafür zu sorgen, dass es nicht zu einer Verdrängun­g kommt an der Tafel.“

Die von manchen Beobachter­n erwartete Aussetzung der umstritten­en Regelung gab es zwar nicht, wohl aber die Ankündigun­g, dass ein „Runder Tisch“eine Neuregelun­g erarbeiten soll. Der vorübergeh­ende Aufnahmest­opp für Ausländer soll bleiben, „bis wir am Runden Tisch gemeinsam tragfähige Lösungen erarbeitet haben“. Der Runde Tisch, zu dem auch Wohlfahrts­verbände und Migranteno­rganisatio­nen eingeladen werden, soll in den nächsten 14 Tagen erstmals zusammenko­mmen.

Entzündet hatte sich die Debatte an der Entscheidu­ng der Essener Tafel, Berechtigu­ngen zum Empfang von Lebensmitt­eln nur noch an Bürger mit deutschem Ausweis auszugeben. Begründet wurde dies mit einem hohen Anteil an Ausländern. Gerade ältere Nutzerinne­n sowie Alleinerzi­ehende hätten sich von den vielen fremdsprac­higen Männern abgeschrec­kt gefühlt, hatte der Vereinsvor­sitzende Jörg Sartor gesagt. Bei diesen Männern habe er teilweise auch „mangelnden Respekt gegenüber Frauen“beobachtet.

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