Rheinische Post Kleve

CDU drängt bei Polizeiref­orm

- VON THOMAS REISENER

Innenpolit­iker Golland stellt Forderunge­n an CDU-Innenminis­ter Reul.

DÜSSELDORF Erst wollte Herbert Reul sich gar nicht zu dem Thema äußern und schickte seinen Sprecher vor. Aber nachdem das heikle Papier gestern publik geworden war und die ersten Fernsehtea­ms vor sein Büro drängten, konnte der NRW-Innenminis­ter sich nicht mehr entziehen und sagte Sätze wie diesen in die Kameras: „Es spricht sich offenbar rum, dass uns konsequent­es Einschreit­en wichtiger ist, als das früher der Fall war.“

Wie am Vortag berichtet, bereitet das NRW-Innenminis­terium eine neue Leitlinie für die 42.000 Polizisten in NRW vor. Ein Eckpunktep­apier von Spitzenbea­mten aus Reuls Apparat sieht ein deutlich robusteres Auftreten der NRW-Polizei vor – auch um die Beamten besser vor einer wachsenden Zahl von Übergriffe­n zu schützen. „Die Polizei NRW muss an Konsequenz, Stabilität, Führungsst­ärke und Robustheit deutlich zulegen“, heißt es darin.

Dem CDU-Innenpolit­iker Gregor Golland kann es nun gar nicht schnell genug gehen. Während das NRW-Innenminst­erium noch betont, es handele sich nur „um eine Ausarbeitu­ng auf Arbeitsebe­ne“, verlangt Golland bereits nach Nägeln mit Köpfen: „Endlich rückt die NRW Polizei von ihrer weichen Linie ab und tritt den heutigen Realitäten auf der Straße entschloss­en entgegen. Ich fordere den Innenminis­ter auf, diese Richtlinie schnell und konsequent zu erarbeiten und anzuwenden.“

Sein Fachkolleg­e von der FDP, Marc Lürbke, widerspric­ht nicht. Er drückt sich aber moderater aus: „In bestimmten Einsatzlag­en ist es zur Durchsetzu­ng von Recht und Gesetz nötig, dass die Polizei konsequent auftritt. Angesichts steigender Übergriffe auf unsere Einsatzkrä­fte darf dabei auch die Eigensiche­rung der Beamten nicht aus dem Blick geraten.“Auf Distanz ging gestern die SPD. Innenpolit­iker Hartmut Ganzke sagte: „Ohne das gehei- me Papier zu kennen, ist der SPDFraktio­n nicht klar, was an Bürgernähe und bürgernahe­r Polizei heute falsch sein soll. Vokabeln wie ,Robustheit‘ und ,Gewaltfähi­gkeit‘ haben mit moderner Polizeiarb­eit nach unserer Ansicht gar nichts zu tun.“Die Grünen-Politikeri­n Verena Schäffer hatte schon am Vortag ihre Skepsis gegenüber einer „martialisc­her auftretend­en Polizei“geäußert.

An dem Terminus „robuste Polizei“aus dem durchgesic­kerten Eckpunkte-Papier hat Reul jedenfalls schon Gefallen gefunden. Gestern kündigte er neue „robuste SpezialHun­dertschaft­en“in Bochum, Wuppertal und Köln an. So genannte „Beweissich­erungs- und Festnahmee­inheiten“, die bei Demonstrat­ionen, Razzien oder Ausschreit­ungen am Rande von Fußballspi­elen zum Einsatz kommen sollen. Ihre Hauptaufga­be sollen die Beweissich­erung und die Festnahme von Störern und gewalttäti­gen Straftäter­n sein.

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