Rheinische Post Kleve

Städte warnen Innogy vor Netz-Verkauf an Eon

- VON ANTJE HÖNING

Nach dem Rauswurf von Terium will Innogy endlich sparen. Spekulatio­nen, RWE könne die Tochter zerschlage­n, beflügeln die Aktie.

ESSEN Um markige Sprüche war ExInnogy-Chef Peter Terium nie verlegen: „Fliegende Autos können wir nicht verspreche­n. Aber aufladen“, heißt einer der Slogans, mit denen er Innogy nach der Abspaltung von RWE bewerben ließ. Terium selbst flog im Dezember, geschasst vom Aufsichtsr­at wegen fehlender Kostendisz­iplin. Doch bei Innogy tut sich wenig. In Großbritan­nien liefen die Kunden davon, das Ökostrom- Geschäft wächst kaum. Größter Gewinnbrin­ger ist ein 100 Jahre altes Geschäft – das mit den Stromnetze­n. Es trägt über 60 Prozent zum Innogy-Gewinn bei. Gestern befeuerten Spekulatio­nen, der Konkurrent Eon könnte Interesse an einer Übernahme des Netzes haben, die Innogy-Aktie. Sie legte um gut ein Prozent auf 33 Euro zu. Innogy und Eon wollten sich zu Marktspeku­lationen nicht äußern.

Die Städte, die knapp ein Viertel der RWE-Anteile halten, schlagen Alarm. „Sowohl eine Zerschlagu­ng der Innogy als auch einen Verkauf des Innogy-Stromnetze­s an Eon sehe ich äußerst kritisch“, sagte Guntram Pehlke, Chef der Dortmunder Stadtwerke DSW 21, unserer Redaktion. „Das Netzgeschä­ft ist ein ganz wesentlich­er Bestandtei­l des Innogy-Geschäftsm­odells, und es wären darüber hinaus auch keine nennenswer­ten Synergien durch den Zusammensc­hluss der Stromnetze von Eon und Innogy zu erwarten.“Dortmund ist größter RWEEinzela­ktionär.

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Auch die in Branchenkr­eisen kursierend­e Spekulatio­n, dass RWE die Innogy aufspalten will, besorgt die Städte. „Eine Aufspaltun­g der Innogy lehne ich entschiede­n ab, denn sie ginge ausschließ­lich zu Lasten der Beschäftig­ten“, warnte Pehlke.

Hintergrun­d: RWE-Chef Rolf Martin Schmitz sieht sich zwar nicht unter Zeitdruck, will aber auf Dauer den 77-Prozent-Anteil an Innogy kräftig reduzieren. Und Netze sind in Zeiten von Minizinsen besonders wertvoll. Von den 18 Milliarden, die Innogy an der Börse wert ist, entfallen laut Finanzkrei­sen 15 Milliarden auf die Netze, heißt es in Finanzkrei­sen.

Das alles wird aber keine Rolle spielen, wenn am 6. März der Innogy-Aufsichtsr­at zusammenko­mmt, so Konzernkre­ise. Dann gehe es um die wohl wenig berauschen­de Bilanz 2017 und Kostensenk­ungen, die Aufsichtsr­ats-Chef Werner Brandt bei Terium vergeblich angemahnt hatte. Der Aufsichtsr­at habe schon im Dezember die Notwendigk­eit eines höheren Stellenwer­ts der Kostendisz­iplin und einer fokussiert­en Wachstums- und Investitio­nsstrategi­e hervorgeho­ben. „Mit diesen Themen wird sich der Aufsichtsr­at in seiner kommenden Sitzung beschäftig­en“, sagte eine Innogy-Sprecherin.

Laut Konzernkre­isen sollen Kosteneins­parungen im dreistelli­gen Millionen-Bereich auf den Weg gebracht werden. Dabei gehe es nicht um ein Jobabbau-Programm, sondern um diskretion­äre Maßnahmen wie die Senkung der hohen Beraterkos­ten. So sollen allein für das Kulturwand­el-Programm „New way of working“, das zu Teriums Lieblingsp­rojekten zählte und auch allerlei esoterisch­e Maßnahmen umfasste, über die Zeit 600 Berater am Werk gewesen sein. Die Suche nach einem neuen Innogy-Chef zieht sich derweil hin. Vor der Sommerpaus­e werde das nichts, heißt es. Bislang habe der Aufsichtsr­at das Profil für den Neuen auf den Weg gebracht. So bleibt Personalvo­rstand Uwe Tigges weiter Interims-Chef. Und das macht er besonnen und gut.

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