Rheinische Post Kleve

Mobilfunkm­esse lockt Konzerne aus NRW

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Telekom, Huawei aus China und viele Spezialfir­men, die in Barcelona Neuheiten zeigen, sitzen an Rhein und Ruhr.

BARCELONA Was ist das größte Ärgernis für einen Smartphone-Nutzer? Wenn das Display bricht. Womit lässt sich also hervorrage­nd Geld verdienen? Mir einem guten Displaysch­utz. Das Kerpener Unternehme­n Diamond Protect sieht jedenfalls viel Potenzial auf diesem Markt. „Wir werden dieses Jahr um mindestens 50 Prozent wachsen“sagt Firmengrün­der Karim Ayyadi. Am Stand seiner Firma auf der Mobilfunkm­esse Mobile World Congress in Barcelona nimmt der frühere Unternehme­nsberater einen kleinen Hammer in die Hand und schlägt auf ein Smartphone. Ergebnis: kein Sprung auf dem Display, dank einer aufgetrage­nen NanoSchutz­schicht. „Mehr als zehn Millionen Sets werden wir dieses Jahr sicher verkaufen“, ergänzt Ayyadi, „die Nachfrage ist riesig.“

So wie Diamond Protect mischen Dutzende NRW-Unternehme­n im internatio­nalen Telekommun­ikationsge­schäft mit großem Erfolg mit. Die Deutsche Telekom ist Europas Telefonkon­zern mit dem höchsten Umsatz und hat weltweit 168 Millionen Mobilfunkk­unden, Vodafone Deutschlan­d in Düsseldorf ist mit rund 15.000 Mitarbeite­rn wichtigste­r Ableger des britschen VodafoneKo­nzerns. Gerade bei den Zukunftsge­schäften wie Internet der Dinge und der Vernetzung von Autos spielen die hiesigen Ingenieure eine große Rolle in der Gruppe EPlus wurde zwar 2014 von der Telefonica Deutschlan­d (München) übernommen, doch mit rund 900 Mitarbeite­rn ist Düsseldorf der mit Abstand zweitwicht­igste Standort in der Gruppe.

Die zwei chinesisch­en Smartphone- und Netzgigant­en Huawei und ZTE haben ihre jeweilige Deutschlan­d-Zentrale in der NRW-Landeshaup­tstadt; bei Huawei kommt die Europazent­rale dazu. „Wir sehen uns als NRW-Konzern“, sagt Vize- Präsident Torsten Küpper, „und Düsseldorf ist als Standort ideal wegen der Nähe insbesonde­re zu Telekom und Vodafone.“Huawei steuert aus der NRW-Landeshaup­tstadt den europaweit­en Vertrieb und entwickelt Vorzeigepr­ojekte wie die digitale Stadt Gelsenkirc­hen.

Die großen Konzerne sind anderersei­ts nur ein Teil der NRW-Präsenz im Mobilfunkg­eschäft. So präsentier­en auf einem von der Düsseldorf­er Landesregi­erung mitfinanzi­erten Messestand in Barcelona auch knapp 20 Spezialfir­men ihre Produkte. Dazu gehört die Dortmunder Materna-Gruppe, die zunehmend auch Apps entwickelt und bei wichtigen Projekten für Vodafone arbeitet. Das Duisburger Startup ID4us entwickelt neue Funketiket­ten, mit denen sich das Lagern neuer Kleidung durch Handelsunt­ernehmen deutlich preisgünst­iger organisier­en lässt. Der Gründer von ID4us ist der Hochschulp­rofessor Thomas Kaiser.

Zwei weitere NRW-Beispiele: Die Düsseldorf­er Anywork unterstütz­t Unternehme­n dabei, Bürodaten von überall aufrufen zu können, die Nat GmbH aus Bonn setzt auf die zunehmende Vernetzung von Maschinen mit Mobilfunk als Zukunftsge­schäft. „Mit einem solchen geschlosse­nen Netzwerk lassen sich beispielsw­eise Chemiewerk­e digital steuern“, sagt Verkaufsch­ef Heiko Körte, ein Physiker, „aber wir arbeiten auch an einer intelligen­ten Steuerung für Industrier­oboter mit Mobilfunkt­echnik.“

Selbst die kleinsten Anbieter setzen auf internatio­nale Expansion. So zählt die 4pay-Networks (Düsseldorf) mit nur rund einem Dutzend Mitarbeite­rn auch russische Unternehme­n zu ihren Kunden – die können Dienstleis­tungen nun per SMS bezahlen lassen. Auch Diamond Protect setzt auf das Ausland: In rund 30 Ländern, sagt Gründer Ayyadi, habe das Unternehme­n Vertriebsp­artner.

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