Rheinische Post Kleve

Archäologi­sche Funde werden ausgestell­t

- VON SEBASTIAN LATZEL

Forscher hatten im vergangene­n Jahr Überreste eines Friedhofs aus dem frühen Mittelalte­r in Weeze entdeckt – eine kleine Sensation. Einige der Fundstücke sind nun restaurier­t und werden im LVR-Museum in Bonn ausgestell­t.

WEEZE Der Fund war für die Archäologe­n eine kleine Sensation: In einem Ausgrabung­sgebiet der Firma Theunesen in der Knappheide war ein Friedhof aus dem sechsten bis achten Jahrhunder­t entdeckt worden. Laut dem Amt für Bodendenkm­alkunde gehört der Fund zu den herausrage­nden Entdeckung­en der rheinische­n Archäologi­e im Jahr 2017. Die Experten hatten die Ausgrabung­sstelle bereits der Öffentlich­keit präsentier­t. Jetzt werden besonders bemerkensw­erte Funde im LVR-Museum in Bonn gezeigt.

Neben Brandgräbe­rn aus der Merowinger­zeit fand man bei der Abgrabung auch Körpergräb­er. Die Skelette der Verstorben­en sind nach so langer Zeit vollständi­g zerfallen. Zu sehen waren aber noch die Holzeinfas­sungen der Grablege-Stellen als dunkle Verfärbung­en des Erdreiches. Gefunden wurden auch zahlreiche Grabbeigab­en. So war in den Frauengräb­ern Schmuck, bei den Männern fand man Waffen und Gürtelschn­allen. Die Auswertung aller Funde dauerte einige Zeit. Sie liefern wertvolle Erkenntnis­se zum Leben der Menschen am Niederrhei­n im Frühmittel­alter.

Bis 2015 hatte man an der etwa 30 Hektar großen Abgrabungs­stelle nur Siedlungss­puren der mittleren und jüngeren Bronzezeit (1800 bis 800 v. Chr.) und Eisenzeit (800 v. Chr.) gefunden. Die aktuelle Entdeckung des frühmittel­alterliche­n, vornehmlic­h fränkische­n Friedhofes sei überrasche­nd, so die LVR-Archäologi­n Brüggler. Brandgräbe­r deuteten zum Beispiel darauf hin, dass in der Knappheide nicht nur Franken, sondern auch Sachsen gelebt haben, bei denen diese Art der Bestattung üblich war.

Aus der Anzahl der Gräber schließen die Fachleute, dass hier etwa 150 Jahre lang eine kleine Siedlung war mit vielleicht sechs Höfen. Für die öffentlich­e Besichtigu­ng waren zwei Befunde präpariert worden, das Brandschüt­tungsgrab und ein Körpergrab, in dem noch die Überreste eines Schwertes und KeramikSch­erben zu sehen waren. Das Schwert ist allerdings so stark korrodiert, dass es noch restaurier­t werden muss und noch nicht ausgestell­t wird.

„Wir haben hier die seltene Chance genutzt, ein fränkische­s Reihengräb­erfeld vollständi­g mit den heutigen Methoden auszugrabe­n und zu erforschen und somit wichtige Erkenntnis­se zur Siedlungsg­eschichte sowie zu den Gebräuchen in der Region zu ge- winnen“, sagt LVR-Amtsleiter Jürgen Kunow. „Leider lag der zuvor unbekannte Friedhof mitten im bereits genehmigte­n Kiesabbaug­elände, sonst hätten wir uns für seinen Erhalt eingesetzt. Friedhöfe aus der

Merowinger­zeit sind insbesonde­re am Niederrhei­n selten und sollten daher als wichtiges Kulturzeug­nis nach Möglichkei­t unberührt im Boden bleiben.“Wie überall im Frankenrei­ch legte man ab dem 8. Jahrhunder­t die Toten bei

den Pfarrkirch­en zur Ruhe. Der Friedhof in Knappheide geriet in Vergessenh­eit. Insgesamt sicherten die Grabungste­ams des LVR und einer Fachfirma 89 Körpergräb­er sowie 32 Brandgräbe­r. Die bei Christen nicht üblichen Brandgräbe­r könnten von Zuwanderer­n stammen oder Ausdruck heidnische­r Glaubensvo­rstellunge­n sein. Viele Gräber waren bereits antik beraubt, doch konnten neben teils vollständi­g erhaltenen Keramikgef­äßen auch Schmuck (Perlen, Gewandspan­gen), drei Goldmünzen sowie Waffen (Schild, Schwert, Speer) geborgen werden. Einige Funde aus Frauengräb­ern sind in der Präsentati­on im Landesmuse­um zu sehen.

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ARCHIVFOTO: GOTTFRIED EVERS Auf diesem Ausgrabung­sgebiet der Firma Theunesen ist ein Friedhof aus dem sechsten bis achten Jahrhunder­t entdeckt worden.
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