Schlüsseldienst-Prozess: Zeuge lobt „Fleiß“der Angeklagten
GOCH/KLEVE Im Prozess gegen zwei Schlüsseldienst-Unternehmer aus Geldern und Weeze berichtete gestern ein ehemaliger Geschäftspartner über seine Erfahrungen mit den beiden Angeklagten. Im Regensburger Raum hat der Zeuge im Tatzeitraum ebenfalls ein SchlüsseldienstUnternehmen betrieben und mit der „Deutschen Schlüsseldienst Zentrale“(DSZ) aus Geldern regel- mäßig Aufträge ausgetauscht.
Der Zeuge erklärte im Klever Landgericht, der „Verband deutscher Schlüsseldienste“, dem der 39-jährige Angeklagte vorsaß, sei die Idee des 57-jährigen Mitangeklagten gewesen. „Seine Ideen sind genial, aber er ist narzisstisch. Er lässt nicht zu, dass jemand eine andere Geschäftspolitik verfolgt“, so der Zeuge. Im 39-jährigen Mitangeklagten habe der 57-Jährige nach seiner ersten Verurteilung wegen Betrugs und Steuerhinterziehung (2004) einen „treuen Vasallen“gefunden. „Beide waren sehr fleißig. Ich kenne kaum fleißigere Menschen“, so der Zeuge.
Auch zur Einstellung des 57-jährigen Angeklagten hinsichtlich Steuerzahlungen gab er eine Einschätzung: „Der Angeklagte hat nach Möglichkeit schwarz bezahlen lassen. Er sagte, der Staat habe ihm Unrecht getan und er müsse sich das irgendwie zurückholen“, so der Unternehmer, ohne konkreter zu werden. „Es geht hier doch um Steuerhinterziehung, oder?“, hatte er sich zuvor beim Vorsitzenden Richter Christian Henckel erkundigt.
Die gegenseitige Vermittlung von Aufträgen auf Provisionsbasis habe der Regensburger schließlich beendet, weil das Verhältnis zu einseitig gewesen sei: „Unsere Monteure durften die Aufträge der ‚Deutschen Schlüsseldienst Zentrale‘ annehmen, aber deren Monteure durften irgendwann nicht mehr für uns arbeiten.“Nach der Trennung sei es zu einem „Werbekrieg“gegen sein Unternehmen gekommen.
Ein „Werbekrieg“, den der Zeuge jedoch scheinbar überstanden hat – schließlich bietet sein Regensburger Unternehmen noch immer Schlüsseldienste an. Wie Philippos Botsaris – Verteidiger des 57-jährigen Angeklagten – feststellte, gar in Kleve: Laut Internet-Anzeigen und Telefonbuch ist das Regensburger Un- ternehmen an der Triftstraße 1 vertreten und durchgängig erreichbar – angegeben sind jedoch nur 0180erund 0800er-Nummern. Ein Ladenlokal findet sich an der Triftstraße ebenfalls nicht – was an die Geschäftsstrategie der DSZ erinnert, mit der der Zeuge auch im „Verband deutscher Schlüsseldienst“organisiert war sowie Schulungen mitgestaltete.
Fortgesetzt wird der Prozess am Dienstag, 6. März, 9.30 Uhr.