Rheinische Post Kleve

Die neue Lust auf Genuss

- VON LUDWIG KRAUSE

Mit der Eröffnung von „Bar & Brot“ist Kleve um ein Geschäft reicher, das sich auf Delikatess­en spezialisi­ert hat. In einigen Läden gilt schon länger die Devise: Klasse statt Masse. Egal ob bei Öl, Schokolade oder Spirituose­n.

KLEVE Bei Schokolade gibt es zwei Arten von Menschen, sagt Martin Marx. „Beißer und Lutscher.“Und obwohl man die verschiede­nen Aromen der Schokolade wohl eher beim Lutschen herausschm­eckt, dürfte der Großteil seiner Kunden doch eher Beißer sein. „Aber wir wollen niemanden erziehen“, sagt Marx. Der 56-Jährige ist Inhaber der Scho-

„Unsere Kunden legen Wert auf individuel­le Beratung und suchen

das Besondere“

Martin Marx

Schokolade­nmacherei

koladenmac­herei in Kleve und er hat ein Konzept: „Mit allen Sinnen erleben.“

Wer in das Geschäft auf der Kavariners­traße tritt, bekommt einen ziemlich guten Eindruck davon, was Marx damit meint. Der Duft von Schokolade liegt schwer in der Luft. Überall sind Tafeln und Pralinen ausgestell­t. Nougat mit Rosenpfeff­er, Orangen-Karamell-Trüffel, Espresso-Marzipan. „Außerdem bekommen unsere Kunden immer die Schokolade des Tages zu probieren“, sagt Marx. Heute wahlweise Zitrone-Pfeffer oder weiße Rose. „Unsere Kunden legen Wert auf individuel­le Beratung und suchen das Besondere“, sagt Marx. Hoch im Kurs: Die Schoko-Workshops im Geschäft.

So wie die Schokolade­nmacherei an der Kavariners­traße finden sich immer mehr Geschäfte in Kleve, die sich auf den Genuss, das Besondere spezialisi­eren. Seien es Öle, Essig oder Kräuter, wie es sie auch ein paar Läden neben dem von Marx bei der Franchise-Kette „Oil & Vinegar“gibt. Oder Käse, den Henk Hop auf der Großen Straße verkauft und der auch mal mehr sein darf als nur junger Gouda aus der Kühltheke.

Jüngster Zuwachs in der Familie: „Bar & Brot“, das am Wochenende an der Schlossstr­aße eröffnet hat. Der Laden hat sich auf Spirituose­n vom Niederrhei­n, Craft-Biere und rustikale Brote spezialisi­ert. Dazu kommen regelmäßig­e Verkostung­en. „Wir wollen unsere Kunden auf eine Reise durch die Welt der Whiskys, Gins und Obstbrände mitnehmen“, sagt die 30-jährige Chefin Eva de Schrevel. „Das soll spannend und unterhalts­am sein.“Ähnliche Konzepte gibt es schon in Großstädte­n, jetzt also auch in Kleve. „Uns haben viele Leute gesagt: Genau so etwas hat hier gefehlt“, sagt de Schrevel. Sie beobachte, dass auch immer mehr junge Erwachsene zwischen 20 und 30 Wert auf Qualität legen. „Wir verkaufen auch Craft-Bier, das 5,50 Euro für 0,3 Liter kostet. Die Menschen sind aber bereit, das zu bezahlen, wenn sie wissen, was sie dafür bekommen“, sagt die Inhaberin.

Das kann auch Martin Marx bestätigen. Um den Weg des Kakaos nachzuvoll­ziehen, der in seine Schokolade wandert, hat er auch schon mal auf einer Plantage in Südamerika gestanden. Durch die Hochschule kommen auch zu ihm vermehrt junge Kunden. „Die kaufen auch gerne mal etwas als Geschenk“, sagt er. Im Verlauf der vergangene­n zehn Jahre habe sich aber ein buntes Stammpubli­kum gebildet. „Wir haben gemerkt, dass wir die Menschen da abholen müssen, wo sie stehen“, sagt Marx. „Der eine mag einen Geschmack nicht, der andere verträgt eine Zutat nicht. Und ein Dritter möchte aus einer Weltanscha­uung heraus etwas Bestimmtes nicht essen. Da muss man schon genau wissen, was man verkauft.“

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RP-FOTO: VAN OFFERN Auch bei jungen Erwachsene­n steigt die Lust auf Genuss – und der Wille, dafür Geld auszugeben. Hier eine Szene von der Eröffnung von „Bar & Brot“.

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