Rheinische Post Kleve

TIMO BOLL

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Plötzlich wieder der Beste der Welt Deutschlan­ds bekanntest­er Tischtenni­sspieler erobert mit fast 37 Jahren zum vierten Mal Rang eins der Weltrangli­ste.

Er war „Staatsfein­d Nummer eins“, „Sexiest man alive“, und solange er spielt, lässt er den ehemaligen chinesisch­en Tischtenni­s-Nationaltr­ainer Liu Guoliang nicht ruhig schlafen. Jetzt hat Timo Boll der Weltmacht in Sachen Tischtenni­s erneut ein Schnippche­n geschlagen. Der Düsseldorf­er Borusse schafft zu seiner eigenen Überraschu­ng nach 2003 und 2011 in der aktuellen MärzWeltra­ngliste des Weltverban­des erneut den Sprung an die Spitze – vor Fan Zhendong (China) und vor dem Ex-Borussen Dimitrij Ovtcharov. „Als Dima vor wenigen Tagen zu mir kam und meinte, ich sei im März wieder die Nummer eins der Weltrangli­ste, glaubte ich zunächst an einen Scherz“, erklärt Boll. „Nun hat der Computer tatsächlic­h dieses Ergebnis ausgespuck­t, und ich möchte eine gewisse Freude nicht verhehlen. Es ist die Bestätigun­g für meine harte Arbeit der letzten Monate. Es ist auch eine Bestätigun­g für meine Konstanz.“

Die Punkte, die Boll Anfang Februar für seinen Sieg beim Turnier in Montreux/Schweiz erhielt, brachten den fast 37-Jährigen nach ganz vorne. Dabei bewegte sich der „alte Mann“so schnell und geschmeidi­g, dass man meinen könnte, er hätte sich mit Olivenöl einge- cremt, wie Bolls Fans bei Facebook schrieben. Der gebürtige Erbacher stellt morgen dann auch einen neuen „Seniorenre­kord“auf: Im Alter von 36 Jahren, 11 Monaten und 21 Tagen löst er Jan-Ove Waldner als den ältesten Weltrangli­sten-Ersten ab. Im Oktober 1997 war der Schwede erst 31 Jahre, 11 Monate und 28 Tage alt.

In seinem Beruf ist Boll auch im fortgeschr­ittenen Sportleral­ter Weltspitze, in einem seiner Hobbys aber gehört er bereits zum älteren Eisen. Boll spielt bei der Turngemein­de Würzburg (TGW) in der Jungsenior­enmannscha­ft Tennis. Sofern es seine Zeit erlaubt. Das ist nicht oft der Fall, denn den Meistertit­el in der 1. Kreisklass­e mit dem damit verbundene­n Aufstieg in die 2. Bezirkskla­sse wurde ohne Boll, dafür aber mit Ergänzungs­spieler Dirk Nowitzki gefeiert. Der Basketball-Star hatte Boll im Jahr 2012 zum TGW gelotst. Beide sind seit den Olympische­n Spielen 2008 in Peking befreundet und teilen die Leidenscha­ft für Tennis.

Als Tischtenni­s-Profi misst sich Boll regelmäßig in China in den nationalen Ligen mit den besten Spielern der Welt. Dabei bleiben seine Frau Rodelia, Tochter Zoey Malaya und Jack-Russel-Terrier „Kerry“oft im heimischen Odenwald. Im Vor- jahr standen gerade mal fünf gemeinsame Tage Urlaub in Bolls Terminkale­nder. In diesem Jahr gönnte er sich auch in Vorbereitu­ng auf die Mannschaft­sweltmeist­erschaft Ende April in Halmstadt zwei Wochen Freizeit in der Schweiz.

Berufliche Heimat bleibt aber Düsseldorf. Wie bereits seit elf Jahren. „Timo ist ehrlich, witzig, bodenständ­ig, gelassen, ruhig, zuverlässi­g, profession­ell, herzlich, fleißig loyal, gut erzogen, sehr respektvol­l und fair“, schwärmt Borussia-Manager Andreas Preuß. „Er ist einfach ein Vorbild für alle.“Auch für alle, die in der Weltrangli­ste hinter ihm stehen.

Tino Hermanns

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