Rheinische Post Kleve

Kampf gegen Armut, statt Streit um Tafeln

- VON EVA QUADBECK VON FLORIAN RINKE VON MATTHIAS BEERMANN SLOWAKEI IM MAFIA-SOG, SEITE A 6

Der Aufruhr um die Essener Tafel ist das bittere Ergebnis einer Politik, die zu viel laufen lässt. Zu diesen Verteilung­skämpfen zwischen den Ärmsten der einheimisc­hen Gesellscha­ft und den in den vergangene­n drei Jahren zugezogene­n Flüchtling­en hätte es nicht kommen dürfen.

Wer nun den Chef der Essener Tafel als Rassisten beschimpft, hat nicht verstanden, worum es geht. Dieser Mann, der als Ehrenamtle­r in seiner Freizeit Lebensmitt­el sammelt und verteilt, war mit der steigenden Zahl Bedürftige­r schlicht überforder­t. Sein Beschluss, keine Migranten mehr zuzulassen, war eine Notbremse, aber kein Akt von Rassismus. Selbstvers­tändlich darf der Ausschluss einer bestimmten Gruppe kein Dauerzusta­nd sein. Der runde Tisch in Essen muss schnell zu einer Lösung kommen.

Gelöst werden muss aber das eigentlich­e Problem: die wachsende Zahl Bedürftige­r. Für die armen Seniorinne­n bedarf es einer Grundrente, für die Alleinerzi­ehenden müssen die Hinzuverdi­enstgrenze­n gelockert werden, und die vielen jungen männlichen Migranten brauchen Jobs. Wer nicht bereit ist, auch einfache Arbeit anzunehmen, der sollte auch keine Berechtigu­ng für die Tafel erhalten. BERICHT POLITIK SOLIDARISI­ERT SICH MIT . . ., TITELSEITE

Im Grunde ist es Ironie: Fahrverbot­e seien eine kalte Enteignung von Millionen Diesel-Besitzern, sagt ausgerechn­et Christian Schmidt. Der CSUPolitik­er ist Nachfolger von Alexander Dobrindt, der nun Vorsitzend­er der CSU-Landesgrup­pe ist. Schmidt kannte man bislang vor allem, weil er als Landwirtsc­haftsminis­ter der Verlängeru­ng des umstritten­en Unkrautver­nichters Glyphosat gegen alle Absprachen in der Bundesregi­erung auf EU-Ebene zustimmte. Konsequenz­en für ihn: keine. Nun klagt er im neuen Amt über ein Urteil, das existiert, weil seine Partei in Person der Amtsvorgän­ger Dobrindt und Peter Ramsauer die Autokonzer­ne schonte, statt ihnen Druck zu machen, seit 2010 geltende Abgaswerte einzuhalte­n. Folgen für die beiden: keine. Das Problem beim Abgasskand­al ist nicht nur die schlechte Luft. Es ist das Gefühl, dass Politiker sich gegen die Bürger-Interessen verhalten dürfen, ohne Konsequenz­en fürchten zu müssen. Das schadet dem ganzen Berufsstan­d. Niemand muss sich über den schlechten Ruf von Politikern wundern, wenn Bürger das Gefühl haben, sie seien Konzern-Lobbyisten statt Volksvertr­eter. BERICHT MERKEL WILL ÜBER BLAUE PLAKETTE REDEN, TITELSEITE

IDie Lobby-Minister

Journalist­en als Freiwild

n vielen Ländern der Welt ist das Leben von Journalist­en bedroht. Die Statistike­n über getötete Reporter sprechen da eine traurige Sprache. Nur dass man dabei bisher von Kriegsscha­uplätzen oder finsteren Diktaturen sprach. Nun ist aber innerhalb von nur fünf Monaten schon der zweite Journalist ermordet worden, und zwar mitten in der EU. Nach Daphne Caruana Galicia, die im Oktober 2017 auf Malta durch eine Autobombe getötet wurde, traf es jetzt den Enthüllung­sjournalis­ten Ján Kuciak in der Slowakei. Beide hatten zu den Verbindung­en zwischen Politik und organisier­tem Verbrechen recherchie­rt und mussten vermutlich deshalb sterben.

Dass die beiden Verbrechen aufgeklärt werden, ist leider nicht selbstvers­tändlich. So haben in der Slowakei selbst Regierungs­mitglieder offen gegen lästige Journalist­en gehetzt. Es geht nicht darum, die Presse um ihrer selbst willen zu schützen. Aber wer kritische Rechercheu­re zu Freiwild erklärt, der legt die Axt an Freiheit und Demokratie. Das dürfen wir nicht zulassen. Dass die EU-Kommission sich jetzt endlich einschalte­t, ist richtig : Die Wahrheit muss ans Licht. BERICHT

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