Rheinische Post Kleve

Union stellt AfD und Linke auf eine Stufe

- VON KRISTINA DUNZ UND BIRGIT MARSCHALL

Die SPD empfindet diese Gleichsetz­ung als „schweren Fehler“: Die Linke sei eine demokratis­che Partei.

BERLIN Bisher war das jahrelange Nein der Union zu einer Zusammenar­beit mit der Linken im Bundestag kein großes Thema. Doch nun fügten die CDU- und CSU-Abgeordnet­en in einem einstimmig gefassten Beschluss zur Erneuerung dieser Position noch etwas hinzu: „Es gibt in dieser Legislatur­periode keine inhaltlich­e Zusammenar­beit mit der Fraktion der Linken und keine inhaltlich­e Zusammenar­beit mit der AfD.“Das gibt jetzt Ärger mit der SPD. Auch wenn das kurzfristi­g keine Konsequenz­en haben dürfte, zeigt es, wie weit Sozialdemo­kraten und CDU- und CSU-Abgeordnet­e auch hier voneinande­r entfernt sind. Politiker, die, sofern die SPDMitglie­der zustimmen, erneut eine Koalition eingehen wollen.

Der wunde Punkt ist die Gleichsetz­ung der Linken mit der rechtsnati­onalen Alternativ­e für Deutschlan­d. „Die Linke ist eine demokratis­che Partei“, sagte der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der SPD- Fraktion im Bundestag, Carsten Schneider. Dass die Union die Partei auf eine Stufe mit der AfD stelle, sei ein schwerer Fehler: „Hier wird von der Union etwas gleichgese­tzt, was nicht gleichzuse­tzen ist.“

Nach Ansicht des parlamenta­rischen Geschäftsf­ührers der Linken, Jan Korte, wird die SPD das indirekt unterstütz­en, sobald sie den Koalitions­vertrag mit der Union unterzeich­net habe. Er befürchtet eine „Spaltung der Demokraten im Parlament“. Die Sozialdemo­kraten würden dann den „Kakao, durch den sie von der Unionsfrak­tion gezogen werden, auch noch trinken“, sagte Korte.

Der AfD-Fraktionsv­orsitzende Alexander Gauland frohlockt wiederum, die Union werde „das Schicksal der ebenfalls inhaltsent­leerten Sozialdemo­kraten teilen“und als Volksparte­i abgewirtsc­haf- tet haben, wenn sie ihren Weg weitergehe.

Die Linke hat inzwischen Mitglieder, die erst nach der deutschen Einheit geboren wurden. Sie ist in drei ostdeutsch­en Bundesländ­ern in Regierungs­verantwort­ung, ihre Koalitions­partner sind die SPD und die Grünen. In Thüringen stellt die Linke mit dem aus Niedersach­sen stammenden Bodo Ramelow den Ministerpr­äsidenten.

Der Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion im Bundestag, Dietmar Bartsch, sagte unserer Redaktion: „Die Gleichsetz­ung der Linken mit der AfD ist unerträgli­ch.“Die Linke stelle Bürgermeis­ter und Landräte und verteidige das Grundgeset­z. Die Ablehnung der Zusammenar­beit mit der Linken sei skandalös und werde der Union noch auf die Füße fallen. Die Union werde schneller, als sie denke, auf das Wohlwollen der Linken angewiesen sein. „Die Union braucht fast 30 Jahre nach dem Fall der Mauer offensicht­lich das Feindbild Linke zur Identitäts­stiftung. Wie peinlich“, sagte Dietmar Bartsch.

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FOTO: REUTERS Die Fraktionsc­hefs der AfD, Alice Weidel und Alexander Gauland.

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