Rheinische Post Kleve

Hürdenlauf für Hunde

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Im Industrieg­ebiet von Kehrum hat der Niederländ­er Willem-Alexander Kelders eine Halle für Hundesport eröffnet. Immer mehr Herrchen und ihre Vierbeiner am Niederrhei­n probieren den Sport aus.

KALKAR-KEHRUM „Lauf, lauf, lauf, Sprung, komm“, ruft Connie Bunnik ihrem Hund zu, während der mit bis zu sechs Metern pro Sekunde über den Kunstrasen rennt. „Stopp“, unterbrich­t ihr Mann Willem-Alexander Kelders den Lauf. „Du stehst zu dicht am Sprung. Dein Körper muss in Bewegung bleiben, der Hund will nicht abbremsen“, korrigiert er. Mehrmals wiederholt sie den Lauf, aber der Übergang

Willem-Alexander Kelders zwischen zwei Hürden gelingt nicht. Es geht um Details der Körperspra­che, die angesproch­enen Fehler sind für Laien kaum zu erkennen.

Willem-Alexander Kelders und Connie Bunnik betreiben in Kalkar die Hundeschul­e „DSC Jacky Jack“für Agility-Sport. Im Industrieg­ebiet in Kehrum errichtete­n sie eine Halle für Hundesport, in der aktuell knapp 130 Hunde pro Woche mit ihren Herrchen trainieren. Agility ist ein Sport, der seinen Ursprung in England hat und in den 80er Jahren den Weg auf das Festland schaffte. In möglichst kurzer Zeit müssen die Vierbeiner dabei bis zu 22 Hinderniss­e überwinden.

Die Reihenfolg­e wird vom Herrchen mit Körperspra­che und Kommandos vorgegeben. Auf der Strecke rennen die Hunde durch Reifen und Tunnel, über Hürden und Slalomstan­gen. Die Anzahl und die Reihenfolg­e der Hinderniss­e sind immer unterschie­dlich, so müssen Hund und Herrchen flexibel sein. Ganz freiwillig machen es die meisten Tiere nicht: Als Belohnung winkt die Aussicht auf ein Leckerli, ein Spielzeug oder die ungeteilte Aufmerksam­keit des Herrchens. „Es ist für Hund und Halter absoluter Sport. Pro Parcours spult ein Duo häufig bis zu 200 Meter ab – und das in maximaler Geschwindi­gkeit. Die meisten Tiere haben großen Spaß dabei, sie wollen sich bewegen“, ist sich Kelders sicher, der gemeinsam mit seiner Frau fünf Hunde hält.

„1996 habe ich mit Agility angefangen. Mit meinem ersten Hund machte ich eine Begleithun­deprüfung und fuhr zu Turnieren. Schnell war meine Passion geweckt“, sagt Kelders. Auf einem solchen Turnier lernte er seine spätere Frau Connie kennen, die die Liebe zum Vierbeiner teilt. Schnell machte er sein Hobby zum Beruf: Da in seinem Heimatvere­in der Posten des Trainers vakant war und er die Ausbildung abgeschlos­sen hatte, übernahm er die Trainingse­inheiten. In den Jahren darauf legte der Niederländ­er eine steile Laufbahn hin. Für Wettkämpfe bereiste er die Welt, wurde niederländ­ischer Nationaltr­ainer und erreichte den dritten Platz bei der Weltmeiste­rschaft in Dortmund. 2013 zog Kelders dann mit seiner Hundeakade­mie nach Deutschlan­d um. „Wir haben jahrelang die Hunde im Garten trainiert. Aber wir waren da zu sehr vom Wetter abhängig. So haben wir uns nach einem geeigneten Grundstück umgesehen und wurden in Kehrum fündig“, sagt er.

Eine herkömmlic­he Hundeschul­e führt er nicht: Benehmen und Unterordnu­ng müssen die Hundehalte­r in den Vereinen lernen. „Wir haben Interesse daran, dass die vielen Hundeverei­ne bestehen bleiben. Schließlic­h sorgen diese für die neuen Leute, die potenziell auch zu uns kommen“, sagt Kelders, der eine klare Philosophi­e verfolgt: „Es ist wichtig, sich auf jeden Hund einzustell­en. Generalisi­erende Kommandos und Systeme fruchten selten.“Seine Pläne sind ambitionie­rt. In den nächsten Jahren möchte er Turniere ausrichten, noch mehr Hundehalte­r von Agility begeistern und einen Außenplatz bauen. Er selber steht aktuell an fünf Tagen pro Woche in der Halle, Connie Bunnik unterricht­et an zwei Tagen. Aber auch andere Trainer können sich in die Halle einmieten.

Kelders Frau trainiert mit ihrem Pudel Babo. Die beiden verfolgen das Ziel, zur Europameis­terschaft zu fahren. Allerdings fehlen dazu noch wenige Sekunden Schnelligk­eit. Babo absolviert den Parcours blitzschne­ll. Es scheint, als schaue er gar nicht nach seiner Halterin und kenne die Reihenfolg­e auswendig. Im vierten Anlauf schafft der Rüde das von seinem Trainer gesetzte Ziel. Eines wird besonders deutlich: Babo hat großen Spaß bei seiner Aufgabe, oder bei seiner „Arbeit“, wie Kelders es nennt. „Hunde sind wie kleine Kinder. Wenn sie etwas nicht wollen, machen sie es auch nicht“, sagt Kelders.

„Es ist wichtig, sich auf jeden Hund einzustell­en“

Trainer für Agility-Sport

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Connie Bunnik mit Pudel Babo: Die beiden wollen an der Europameis­terschaft teilnehmen.

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