Zwischen Hau und Hauptstadt
Stephan Haupt ist nach der Landtagswahl für die FDP in den Landtag eingezogen. Inzwischen sitzt er in zwei Ausschüssen und ist verbraucherschutzpolitischer Sprecher der Partei. Ein Besuch in Düsseldorf.
KREIS KLEVE/DÜSSELDORF Der schmale, leicht gebogene Gang hat nichts mehr von der Grandezza des Düsseldorfer Landtags. Hier oben in der sechsten Etage ist es eng. Beige die Farbe, schmal die Türen, die sich wie in einem Hotelflur reihen. Am Ende des Flurs liegt das Fenster zum Strom: Man schaut über den Rhein und die Kniebrücke auf Oberkassel. Stephan Haupt lässt den Blick schweifen und sagt trocken, mit einer einladenden Handbewegung nach rechts: „Die neuen Abge-
„Für Kleve ist ein elektronisches Stellwerk geplant, das rund 90 Mio Euro kosten wird“
Stephan Haupt
FDP-Landtagsabgeordneter
ordneten haben den urbanen Blick“. Er öffnet die Tür in eine schmales Büro mit Aussicht auf ein Baugerüst, das den Blick auf die Düsseldorfer Dächer gegenüber des Landtags versperrt. Auf einem langem Schreibtisch stehen zwei Computer-Bildschirme und ein aufgeschlagener Laptop. Gleich links im Raum ein knallroter „Egg Chair“, ein Möbelklassiker von Arne Jacobsen. „Den hab ich gebraucht gekauft“, sagt Haupt und lächelt. Der dicke Drehsessel setzt einen kräftigen Farbakzent in das sonst graubeige Büro. Ist das Gerüst irgendwann abgebaut – das Dach des Landtags wird saniert – hat Haupt immerhin den Blick über den Vorhof des Landtags und auf die Stadt.
Wenn der Freidemokrat morgens in der Tiefgarage seinen HybridAudi parkt und das Stromkabel in die Ladebuchse steckt, könnte man ihn für ein Mitglied der GrünenFraktion halten. Auf einen „Tesla 3“, jenes angeblich massentaugliche Fahrzeug des amerikanischen EAuto-Bauers, wartet Haupt immer noch. Die Reichweite würde für die Strecke Düsseldorf–Bedburg-Hau reichen. Außerdem kann der Wagen an der Steckdose im Landtagsparkhaus aufgeladen werden. „Die Frage ist nicht ob, sondern wann ich ihn bekomme“, sagt der 48-jährige. Er könne sich immerhin schon bei Tesla einloggen und schauen, wie weit es mit „Stephans Tesla“gediehen ist, sagt er.
Kein Wunder, dass der Kreis Klever Landtagsabgeordnete sich für die Elektrifizierung und den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke von Krefeld bis Kleve einsetzt. Man rede über ein Dieselverbot für Autos und die Diesel-Züge der Bahn füh- ren mit uralter Technik bis mitten in die Stadt. Überhaupt müsse die ganze Strecke attraktiver werden. Die Technik auf der Klever Strecke sei mehr als 100 Jahre alt, noch Draht-gesteuert, extrem personalintensiv und müsse dringend erneuert werden. „Für Kleve ist ein elektronisches Stellwerk geplant, das rund 90 Millionen Euro kosten wird“, sagt Haupt. Allerdings müsse man bei der Bahn langfristig, sehr langfristig denken: „Wir rechnen mit einer Inbetriebnahme des Stellwerks um 2030“, sagt der FDPLandtagsabgeordnete für den Kreis.
Haupt fährt in der Regel mit dem Zug nach Düsseldorf. Es sei denn, er hat Anschlusstermine. Dann geht’s aufs Auto. Mit der Bahn braucht er eine und eine dreiviertel Stunde bis in den Landtag, mit dem Auto eine knappe Stunde. Wenn man nicht zwischen sieben und neun Uhr auf der Autobahn ist, sagt er. Die Bahn braucht allerdings nicht nur länger, sie ist in der Regel auch überfüllt. „Als die Strecke ausgeschrieben wurde, hatte die Hochschule noch keiner auf dem Schirm“, sagt er. Auch gab’s damals noch zwei Verkehrverbünde mit einer Lücke, die das Bahn- und Busfahren unattraktiv machten. Das ist jetzt vorbei, die Bahnen sind oft überlastet. „Wir brauchen deshalb auch das zweite Gleis, das nach dem Krieg zurückgebaut wurde, wieder bis Kleve durch – die Trasse ist ja da“, sagt der Abgeordnete. Mit diesen Ideen komme man zunächst schnell voran: Beim Verkehrsverbund RheinRuhr (VRR) stoße man auf offene Ohren, bei den Kollegen im Landtag. Beim Bund arbeite man parteiübergreifend an dem Thema. „Und dann kommen Sie zur Bahn – und da wird es schwierig und ausgesprochen schwerfällig“, sagt er. Um mehr Druck in die Sache zu bekommen, arbeite er auch mit dem Bundestagsabgeordneten der Christdemokraten aus Kleve, Stefan Rouenhoff, zusammen. Und nutzt das Netzwerk im Landtag. „Das Thema müssen wir auf verschiedenen Ebenen angehen“, konstatiert er. Das Gleiche gelte für eine gute Verbindung zwischen Weeze und Düsseldorf. Die schwarz-gelbe Landesregierung habe die Benachteiligung des Weezer Flughafens herausgenommen. „Das ist eine gute Voraussetzung, um besser planen zu können“, sagt Haupt. Zumal in Düsseldorf die Kapazitätsgrenzen erreicht seien – mit all den daraus resultierenden Nachteilen. Um Weeze als Alternative zu etablieren, brauche man aber auch eine gute Verbindung zur Landeshauptstadt.
Damit nicht genug: „Wenn ich mit der Linie 58, die sich Schnellbus nennt, nach Nimwegen fahre, brauche ich von Kleve aus mindestens 55 Minuten und komme nicht einmal
Haupt ist seit 1999 Mitglied in der FDP und arbeitete als technischer Betriebswirt bis zu seinem Einzug in den Landtag in Geldern. 2004 zog er nach Bedburg-Hau. Und gründete unter anderem zusammen mit Michael Hendricks den dortigen Ortsverband der Freidemokraten neu. Im Landtag ist er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Heimat, Kommunales, Bauen und Wohnen und er ist Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz. Seit 2005 gehört er der Landschaftsversammlung Rheinland an und er ist immer noch in der Politik des Landschaftsverbandes Rheinland aktiv. Vor allem in Sachen LVR-Klinik Bedburg-Hau. Auch hier ist er überzeugt, dass es mit der neuen Regierung und dem zuständigen Minister Laumann deutlich vorangehen werde.
Bleiben die Kreisthemen Museum Schloss Moyland und Hochschule – in beide ist das Land involviert: „Moyland hat ungemeines Potenzial – das müssen wir nutzen und besser in der Region verankern, ein „Wir-Gefühl erreichen, wie es Kurhaus und Koekkoek-Haus in Kleve erfahren“, sagt er. Ihm sei klar, dass Moyland derzeit eine schwierige Gemengelage sei. Wie auch immer der Streit ausgehe: „Das Museum muss laufen, das steht ganz oben auf der Agenda“, sagt er. Und die umstrittene Studiengebühr für nicht EU-Ausländer? „Wir warten die Ergebnisse aus Baden-Württemberg ab. Wir machen das nur, wenn unter dem Strich etwas für die Hochschulen übrig bliebt. Sonst macht eine solche Gebühr keinen Sinn“, sagt Haupt.