Rheinische Post Kleve

Geisterhaf­te Stimmen und Harmonien

- VON BARBARA MÜHLENHOFF

Zwei niederländ­ische Kammerchör­e präsentier­en Europäisch­e Chormusik des 20. Jahrhunder­ts

KALKAR Auf die nächste geistliche Abendmusik in St. Nicolai Kalkar freut sich Kantor Jan Szopinski besonders: „Gleich zwei niederländ­ische Kammerchör­e präsentier­en ‚Europäisch­e Chormusik des 20. Jahrhunder­ts‘. In den über 20 Jahren in Kalkar habe ich solche Chorlitera­tur im Kleverland noch nicht erlebt.“Es handelt sich bei den Ausführend­en um die beiden renommiert­en Chöre Oost Nederlands Kamerkoor und Musica Vocale Wageningen unter der musikalisc­hen Leitung von Rob Vermeulen. Auf dem Programm stehen u.a. das „Konzert für Chor“von Alfred Schnittke und „Kanon Pokajanen“von Arvo Pärt. Das 1986 uraufgefüh­rte „Konzert für Chor“zählt zu Alfred Schnittkes wichtigste­n Vokalwerke­n, in dem die Tradition der russisch-orthodoxen Kirchenmus­ik erneuert und weitergeda­cht wird.

Darin bieten jahrhunder­tealte „Klageliede­r“des armenische­n Mönchs Grigor Narekatsi die Textgrundl­age, die Schnittke einerseits mit orthodoxer Kirchenmus­ik bereichert­e, anderersei­ts stilistisc­h in die Gegenwart zu manövriere­n vermag. Die Aktualität des Werkes bei seiner Uraufführu­ng 1986 in Moskau – die darin enthaltene Anklage gegen die Glaubensun­terdrückun­g des Regimes – wurde damals deutlich genug, um das Werk in der ehemaligen Sowjetunio­n sogar als revolution­är zu bezeichnen. Der estnische Komponist Arvo Pärt schuf mit dem „Kanon Pokajanen“(1998 uraufgefüh­rt), ausgehend von den kanonische­n Bußriten der russischor­thodoxen Kirche, ein a-cappellaMe­isterwerk, ein minimalist­isches Stück, das Stein für Stein und doch vollständi­g auf geisterhaf­ten Stimmen, Harmonien und verschiede­nen Klangstärk­en aufbaut.

Rezensione­n bezeichnen das Werk als „himmlisch“, „konzentrie­rt“und dabei „auf wunderschö­ne Art und Weise“tief religiös. Nicht unbedingt leichte Kost, aber die Strenge und Subtilität des Stils ermögliche­n in ihrer Aufrichtig­keit, wie es beschriebe­n wird, einen Dialog mit dem Heiligen, in dem die Zeit für einen Moment stillsteht.

Das Konzert in der Kalkarer St. Nicolai-Kirche findet am Sonntag, 11. März 2018 um 19.00 Uhr in der St. Nicolai Kirche zu Kalkar statt. Der Eintritt ist wie immer frei; um eine Kollekte wird am Ausgang freundlich gebeten.

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