Rheinische Post Kleve

Zeugin: „Ich hörte von Wucher und Prügeleien“

- VON JENS HELMUS

KLEVE Im Prozess gegen zwei ehemalige Schlüsseld­ienst-Betreiber aus Geldern und Weeze ist der Zeugenmara­thon gestern in die nächste Runde gegangen: Zehn Zeugen sagten vor der Wirtschaft­skammer des Klever Landgerich­ts aus, darunter ehemalige Kunden der Deutschen Schlüsseld­ienst-Zentrale (DSZ).

Eine 38-jährige Frau aus Emmerich, hatte 954,39 Euro für die Dienstleis­tungen eines Monteurs der DSZ zahlen müssen. „Nachdem wir bezahlt hatten, haben wir einen Sachverstä­ndigen eingeschal­tet, der uns sagte, der Preis sei um 240 Prozent überhöht gewesen. Das Tür- schloss hätte gar nicht ausgetausc­ht werden müssen“, erklärte die Zeugin, die schließlic­h Anzeige erstattet hatte. Sie hatte damals einen Schlüsseld­ienst mit Emmericher Vorwahl aus dem Telefonbuc­h angerufen, landete jedoch in der Tele- fonzentral­e der DSZ, die daraufhin einen Berliner Monteur schickte.

Auch eine 30-jährige Duisburger­in sagte gestern aus: Sie habe Anfang 2010 eine Schlüsseld­ienst-Firma gegründet – auf „Drängen“ihres damaligen Lebensgefä­hrten, der mit dem 57-jährigen Angeklagte­n verbandelt gewesen sei. „Mein Lebensgefä­hrte hat ihn angebetet – er war sein Vorbild“, erklärte die Zeugin. Sie selbst sei von ihrem damaligen Partner aus den Geschäften he- rausgehalt­en worden – nur gelegentli­che Vollmachte­n hätte sie unterschri­eben. „Ende 2010 wollte ich dann nicht mehr mitmachen. Ich hatte von Wucher gehört, davon, dass Kunden bedroht wurden und dass es Prügeleien gab“, so die Zeugin. Nach der Trennung von dem Betrieb und dem Lebensgefä­hrten blieben ihr 20 000 Euro Firmenschu­lden – unter anderem durch säumige Krankenver­sicherungs­beiträge, so die Mutter zweier Kinder.

Ihr ehemaliger Lebensgefä­hrte sagte gestern ebenfalls aus. Er erklärte allerdings, die Initiative sei von der Duisburger­in ausgegange­n, und sie habe auch die Firma geführt. „Ich hatte keine Ahnung davon und war nur als Monteur angestellt“, so der 40-Jährige. Mittlerwei­le scheint er jedoch „Ahnung“zu haben: Er betreibt eine eigene Schlüsseld­ienst-Firma.

Der Prozess wird am Dienstag um 9.30 Uhr fortgesetz­t.

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