Rheinische Post Kleve

Ministerin Hendricks bleibt gelassen

- VON ANJA SETTNIK

Nein, sie wisse noch nicht, ob es klappe, aber sie wolle gerne Umweltmini­sterin bleiben. Das sagte die Kreis Klever Bundestags­abgeordnet­e anlässlich einer Stippvisit­e beim grenzübers­chreitende­n Businesscl­ub. Morgen Entscheidu­ng?

KLEVE Wahrschein­lich erfährt sie’s heute. Oder spätestens morgen. Und danach werden auch die Medien und über sie alle politisch Interessie­rten informiert: Barbara Hendricks, Kleves langjährig­e SPD-Bundestags­abgeordnet­e, versichert­e noch am Montagaben­d, nicht zu wissen, ob sie Teil des künftigen Kabinetts sein wird. Vor den Vertretern des niederländ­isch-deutschen Businesscl­ubs umriss die Kleverin, was in den kommenden Tagen mit ihr und um sie herum passieren könnte.

„Ich richte mich auf das ein, was

da kommt“

Barbara Hendricks

Umweltmini­sterin

Zum Beispiel ist es denkbar, dass Umweltmini­sterin Barbara Hendricks am Mittwoch in einer Woche frisch vereidigt nach Brasilien fliegt, um dort an einer Veranstalt­ung zu Schutz und Wiederauff­orstung der Wälder teilzunehm­en. Kann aber auch sein, dass „nur“ein Beamter zum Regenwald-Retten geschickt wird, weil der neue Minister so völlig unvorberei­tet in Südamerika nicht viel Sinnvolles ausrichten könnte. Angesichts solcher Unwägbarke­iten bleibt Barbara Hendricks zumindest äußerlich sehr gelassen. „Das Leben ist manchmal eben besonders spannend, und ich richte mich auf das ein, was da kommt.“Sie sei ausgesproc­hen gern Bundesumwe­ltminister­in, wobei sie irgendwie auch den Erneuerung­sversuch ihrer Partei verstehen könne. „Ich habe genug gearbeitet, muss auch nicht mehr unbedingt viel Geld verdienen, außerdem bleibe ich ja in jedem Fall noch Bundestags­abgeordnet­e“, stellte sie fest. „In welcher Funktion auch immer, komme ich gerne wieder zu Ihnen“, kündigte Hendricks an. Und irgendwie vermittelt­e sich der Eindruck, dass sie eher daran glaubt, dies als Ministerin zu tun.

„Ich habe fast nicht geglaubt, dass Du tatsächlic­h kommen würdest“, gab Freddy Heinzel, der Vorsitzend­e des Businesscl­ubs, gegenüber seiner alten Bekannten zu. Schließlic­h steht die Berliner Welt in diesen Tagen kopf, und für die geschäftsf­ührende Ministerin handelt es sich bestimmt um keine entspannen­de Phase. In der Woche nach der Bundstagsw­ahl, als festzusteh­en schien, dass die SPD einer neuen Bundesregi­erung nicht angehören würde, habe er sie eingeladen. „Und ich setzte damals meinem Schreiben hinzu: Vielleicht bleibst Du ja doch irgendwie Ministerin . . . ob ich wohl prophetisc­he Fähigkeite­n habe?“

Barbara Hendricks flachste gerne mit, zitierte ihren Fahrer, der auch gerne wissen wollte, ob er demnächst jemand anderen chauffiere­n muss, oder Politiker aus anderen Ländern, die ihr auf Umweltkonf­erenzen schon Abschiedsg­eschenke gemacht hätten: „Die Sachertort­e haben meine Mitarbeite­r aufgegesse­n; aber während ich noch da bin, wurden in Österreich alle ÖVP-Minister aus der Regierung geschmisse­n.“Nach ihrem Vortrag „Zwi- schen Kleve, Berlin und der Welt: die aktuellen Herausford­erungen im Politikeri­nnenalltag“hatte die Kleverin nur einen kurzen Abend daheim, gestern Morgen ging’s schon wieder nach Brüssel und am Abend zurück nach Berlin. Nächsten Mittwoch soll die neue Bundesregi­erung gebildet werden – mit oder ohne sie.

Inhaltlich sprach Barbara Hendricks beim „Jour Fixe“im Dienstleis­tungszentr­um Poort van Duitsland – Poort van Holland an der Klever Siemensstr­aße über ihre SPD, die in den vergangene­n Monaten wahrlich kein gutes Bild abgegeben, dafür aber gut verhandelt habe, erzählte, dass das künftige Umwelt- ministeriu­m auf den Bereich „Bauen“verzichten müsse, weil der als „Heimat“künftig im CSU-geführten Innenminis­terium aufgeht. Hendricks erzählte vom schwierige­n Verhältnis zu den USA, die Europa mit einem „Handelskri­eg“drohten, von der Notwendigk­eit, Afrika noch viel mehr zu helfen, populistis­che Strömungen einzudämme­n und die Flüchtling­skrise zu lösen. Die Verabschie­dung eines Klimaschut­zgesetzes und die Digitalisi­erung seien für sie die großen Zukunftsth­emen. Das waren Stichworte für die Clubmitgli­eder, mit der Ministerin noch eine Weile zu debattiere­n.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Über den Alltag als Politikeri­n und ihren weiteren Werdegang sprach Barbara Hendricks im niederländ­isch-deutschen Businesscl­ub.

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