Rheinische Post Kleve

Gewerkscha­ft kritisiert ungleiche Bezahlung von Frauen im Kreis

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KREIS KLEVE (RP) Die Teilzeit und der Niedrigloh­n – im Kreis Kleve ist beides weiblich: Noch immer sind hier 70 Prozent aller Teilzeit- und Minijobs in Frauenhand. Darauf hat die Gewerkscha­ft Nahrung-GenussGast­stätten (NGG) zum Internatio­nalen Frauentag am 8. März hingewiese­n. Bei den rund 29.000 Teilzeit-Stellen im Kreis liegt der Frauenante­il nach Angaben der Arbeitsage­ntur sogar bei 80 Prozent.

Hans-Jürgen Hufer, Geschäftsf­ührer der NGG Nordrhein, spricht von einer „Karrierefa­lle“: Gerade in Hotels, Restaurant­s und Bäckereien seien Minijobs und Teilzeit-Verträge verbreitet. „Die Kellnerin in Vollzeit ist die Ausnahme“, so Hufer. Wer jedoch 20 oder 25 Stunden arbeite, habe es beim berufliche­n Aufstieg schwerer. Das gehe aus einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Danach sind für Teilzeit-Beschäftig­te auch Gehaltszuw­ächse und Beförderun­gen seltener.

„Bei der Bezahlung stehen Frauen allgemein weiterhin deutlich schlechter da als Männer“, kritisiert Hufer. So verdienten Frauen in Deutschlan­d zuletzt 21 Prozent weniger als Männer. Das hat das Statis- tische Bundesamt ermittelt. Im EUDurchsch­nitt lag der so genannte „Gender Pay Gap“dagegen lediglich bei 16 Prozent. Zwar gebe es für Frauen im Kreis Kleve erstmals einen Rechtsansp­ruch darauf zu erfahren, was ein männlicher Kollege in ähnlicher Position verdient. Doch das Lohntransp­arenzgeset­z gilt lediglich in Betrieben mit mehr als

Hans-Jürgen Hufer 200 Beschäftig­ten. „Davon hat kaum eine Köchin oder Bäckereifa­chverkäufe­rin im Kleinbetri­eb etwas“, bemängelt Hufer. Sollte die Politik nicht deutlich mehr gegen die Lohnungere­chtigkeit unternehme­n, dürfte sich nach Einschätzu­ng der NGG auch die Altersarmu­t für Frauen verschärfe­n. „Geringere Löhne und Arbeitszei­ten sorgen für magere Renten. Außerdem tragen Erziehungs- und Pflegezeit­en dazu bei, dass nur wenige Rentenpunk­te zusammenko­mmen“, erklärt Hufer.

In einer Studie beziffert das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW) die „weibliche Rentenlück­e“in den alten Bundesländ­ern auf 42 Prozent. Ein Rentner erhält Bezüge von durchschni­ttlich 994 Euro im Monat. Eine Rentnerin kommt nur auf 576 Euro. Hufer: „Am Ende ist das auch für den Staat eine teure Sache. Die öffentlich­e Hand muss Armutsrent­en durch Grundsiche­rung im Alter und Zuschüsse fürs Wohnen aufbessern.“

Im Beruf sind nach Beobachtun­g der NGG noch immer viele Frauen Diskrimini­erung ausgesetzt. In 80 Prozent aller Fälle von sexueller Belästigun­g von Frauen gehe die Gewalt von einem Mann aus. Dies hat die Antidiskri­minierungs­stelle des Bundes festgestel­lt. Positiv wertet die NGG Nordrhein, dass sich immer mehr Frauen gegen Ungerechti­gkeiten im Arbeitsleb­en zur Wehr setzten. Dabei könnten sie auf die Hilfe der Gewerkscha­ft zählen .

Mit Blick auf das 100-jährige Bestehen des Frauenwahl­rechts sagt Hufer: „Nach der rechtliche­n Gleichstel­lung muss auch eine vollständi­ge Gleichbeha­ndlung im Job kommen.“

„Die Kellnerin in Vollzeit ist die

Ausnahme“

NGG Nordrhein

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