Rheinische Post Kleve

Friedhöfe werden abends geschlosse­n

- VON MATTHIAS GRASS

Im Hauptaussc­huss informiert­e Kleves Kämmerer Willibrord Haas ausführlic­h über die Konsequenz­en aus den massenhaft­en Grabschänd­ungen. Buntmetall-Diebe waren auf dem Klever Hauptfried­hof und in Kellen unterwegs.

KLEVE Die Schändunge­n auf dem großen Friedhof an der Merowinger­straße und dem Friedhof in Kellen werden Konsequenz­en haben. „Wir haben beschlosse­n, in Kleve und Kellen kurzfristi­g die Tore abends zu schließen“, sagt Kleves Kämmerer Willibrord Haas. Die Zeiten, ab wann abgeschlos­sen wird, würden noch bekannt gegeben. Das soll spätestens innerhalb der kommenden beiden Wochen geschehen, sagte gestern Kleves Stadtsprec­her Jörg Boltersdor­f.

Die Stadt werde dafür Sorge tragen, dass Menschen, die noch das Grab ihrer Liebsten besucht haben oder an der Pflege des Grabes arbeiten, nicht vom Schließen des Friedhofes überrascht werden. Auf dem Friedhof an der Merowinger­straße gebe es ein Drehtor, das den Ausgang offen halte, sagt Haas. Mit dem Schließen der großen Tore möchte die Stadt vor allem verhindern, dass Buntmetall­diebe mit schweren Fahrzeugen direkt vor die Gräber fahren und dort ihr Diebesgut vor Ort verladen und dann abtranspor­tieren können. Haas berichtete vor dem Hauptaussc­huss der Stadt Kleve, der im Rathaus tagte, über die Konsequenz­en, von denen Kellen und Kleve betroffen sind. Bei den Friedhöfen in den Ortsteilen wie Reichswald­e, Keeken oder Donsbrügge­n soll sich nichts ändern.

Wiltrud Schnütgen, Stadtführe­rin und für die Grünen im Rat der Stadt Kleve, begrüßte, dass man die Tore jetzt abends abschließe­n will. „Was wir gesehen haben, war ein Feld der Verwüstung. Wir müssen als Stadt deutlich machen, dass der Friedhof auch ein Denkmal ist – und beides gilt es zu schützen“, sagt Schnütgen. Sie mahnte an, Teile des Zauns, wo es nur einen Maschendra­ht gebe, auszubesse­ren.

Allein an der Merowinger­straße liegen der Polizei inzwischen 30 Anzeigen wegen Grabschänd­ungen vor, der Friedhof in Kellen wurde ebenfalls aufgebroch­en. Es wurden nicht nur die auf dem im Denkmalpro­zess stehenden Friedhof befindlich­en kunsthisto­risch bedeu- tende Gräber geschändet, sondern auch viele, liebevoll gepflegte Familiengr­äber. Haas bat um Verständni­s, dass die Stadt nicht die Angehörige­n anschreibe­n könne, ob ihr Grab betroffen ist. „Wir haben selber nur einen Überblick über uns direkt von eben den Angehörige­n selbst angegebene­n Schäden oder solche, die uns die Polizei gemeldet hat. Wir haben keine Möglichkei­t, das zu leisten“.

Man habe als Stadt nicht den Überblick, weil es oft erst die Angehörige­n seien, die erkennen, dass etwas fehlt. Ebenso könne die Stadt keine Erstattung­en bei Schäden geben. „Wir sehen dort keine Möglichkei­ten“, sagt Haas. Weder bei kleinen Schäden noch bei Schäden an denkmalwür­digen Anlagen. Das muss dann privat geregelt werden. Haas forderte Besucher der Friedhöfe auf, sich zu melden, wenn et- was Verdächtig­es auffalle. Auf Nachfrage von Grünen-Fraktionsc­hefin Hedwig Meyer-Wilmes, an wen sich betroffene Angehörige denn wenden könnten, wenn sie sehen, dass auch ihr Grab beschädigt ist, sagte der Kämmerer: „Bei der Friedhofsv­erwaltung kann jeder Schaden gemeldet werden, da stehen wir als Stadt natürlich zu einem Gespräch bereit. Wir geben das dann an die Polizei weiter“.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Das schmiedeei­serne Tor am Eingang des Klever Friedhofs an der Welbershöh­e wird bald geschlosse­n sein.

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