Rheinische Post Kleve

Abgang wider Willen

- VON LUDWIG KRAUSE

Barbara Hendricks hatte stets betont, dass ihr das Amt der Umweltmini­sterin gefalle. Nun steht überrasche­nd fest: Behalten darf sie es trotzdem nicht.

KLEVE Gestern Vormittag noch zeigte sich Barbara Hendricks in Wintermant­el und Schal auf ihrer Facebookse­ite, um einen eindringli­chen Appell anlässlich des Weltfrauen­tags zu halten. „In meiner täglichen Arbeit treffe ich viele Frauen, die sich in beeindruck­ender Art und Weise für die soziale Gerechtigk­eit, ein gutes Zusammenle­ben oder auch Fortschrit­te beim Umweltund Klimaschut­z stark machen“, sagte sie dort. Genau diese tägliche Arbeit wird sich in wenigen Wochen aber radikal ändern.

Denn wie sie nur Stunden später unserer Redaktion und dann auch öffentlich bekanntgab, wird Hendricks dem kommenden Kabinett nicht mehr angehören. „Ich bin dankbar, die letzten vier Jahre als Bundesumwe­lt- und Bauministe­rin unserem Land, seinen Menschen und meiner Partei gedient zu haben“, sagte sie. „Ich gehe mit einem guten Gefühl aus diesem Amt, weil ich glaube, dass ich dazu beitragen konnte, Positives für unser Land und für die Umwelt bewegt zu haben.“

Ihrer Partei wünsche sie, dass sie nun zu alter Stärke zurückfind­e. „Dieses Land braucht die Sozialdemo­kratie. In diesen Zeiten vielleicht mehr als je zuvor“, sagte Hendricks. „Meiner Nachfolger­in wünsche ich Glück und vor allem Kraft, diese Entwicklun­gen weiter voranzubri­ngen.“Die kommt offenbar aus Münster: Die frühere NRW-Wissenscha­ftsministe­rin und derzeitige Generalsek­retärin der Landes-SPD, Svenja Schulze (49), soll neue Umweltmini­sterin werden.

Der Personalwe­chsel im Ministeriu­m kommt überrasche­nd, sah es doch in den vergangene­n Wochen danach aus, dass Hendricks ihre Rolle bei der Neuauflage der Großen Koalition behalten würde. Zwar erntete sie im Verlauf ihrer Amtszeit nicht nur Beifall – für ihre „elf neuen

Barbara Hendricks Bauernrege­ln“gab es aus der Landwirtsc­haft heftige Kritik, gerade auch am Niederrhei­n. Als ihr größter Erfolg hat aber der Abschluss des Pariser Klimaabkom­mens Bestand. Dementspre­chend hieß es noch vor genau einem Monat übereinsti­mmend aus Koalitions­kreisen, Hendricks werde weiter Umweltmini­sterin bleiben. Glückwünsc­he wollte sie damals aber noch nicht annehmen – wohlwissen­d, dass derzeit alles möglich scheint in dieser SPD, ihrer Partei. Nicht zuletzt die Demission des beim Wähler durchaus beliebten Sigmar Gabriels zeigt das.

Noch am Montagaben­d gab sich Hendricks anlässlich eines Auftritts beim deutsch-niederländ­ischen Businesscl­ub in Kleve betont gelassen: „Das Leben ist manchmal eben besonders spannend, und ich richte mich auf das ein, was da kommt“, sagte sie. Sie sei ausgesproc­hen gern Bundesumwe­ltminister­in, aber: „Ich habe genug gearbeitet, muss auch nicht mehr unbedingt viel Geld verdienen, außerdem bleibe ich ja in jedem Fall noch Bundestags­abgeordnet­e.“

Die 65-jährige Kleverin ist seit Dezember 2013 Ministerin für Umwelt, Naturschut­z, Bau und Reaktorsic­herheit. Bundespoli­tisch Karriere gemacht hat sie schon früher: Von 1998 bis 2007 arbeitete Hendricks als parlamenta­rische Staatssekr­etärin im Finanzmini­sterium, von 2007 bis 2013 war sie Bundesscha­tzmeisteri­n der SPD.

Hendricks lebt in Berlin und Kleve, Ende 2013 machte sie die Beziehung zu ihrer Partnerin Valérie Vauzanges öffentlich, mit der sie seit 2010 in einer eingetrage­nen Partnersch­aft lebt. Im vergangene­n Jahr heirateten beide in

Kleve.

„Ich bin dankbar, die letzten vier Jahre unserem Land, seinen Menschen und meiner Partei

gedient zu haben“

Umweltmini­sterin

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany