Rheinische Post Kleve

RP-SERIE „GEMEINDE AKTIV“(1) Kirche in einem neuen Licht

- VON WERNER STALDER

In einer neuen Reihe werden die Gruppen der Gemeinde St.-Mariä-Himmelfahr­t Kleve vorgestell­t. Sie zeigt, wie vielfältig das Leben in einer Pfarrei ist. Zum Auftakt steht die Gruppe „Youth-Church“im Mittelpunk­t.

KLEVE Alles begann damit, dass Lucas Artz im August 2016 eine Fernsehübe­rtragung aus dem Kölner Dom sah, die ihn fasziniert­e. Zur Spiele-Messe Gamescom fand dort ein äußerst ungewöhnli­cher Event statt. Es gab eine Lasershow mit Spezialeff­ekten, bekannte Techno-DJs legten auf, es gab eine Nebelmasch­ine, und der Dom erstrahlte mystisch in völlig neuem Licht. „Alles war auf junge Leute ausgericht­et“, sagt der 16-jährige Schüler des Freiherrvo­m-Stein-Gymnasiums. „Ich fand das gut, weil ich denke, dass die Jugend immer noch den Glauben hat, dagegen von der Kirche halten viele Jugendlich­e nichts.“Die Idee zu einer „Youth-Church“war geboren: Sollte man das auch einmal in der Heimatkirc­he Christus König versuchen? Lucas, der gerne verreist und Tennis spielt, engagiert sich in der Messdiener­arbeit und fand in Julia Tompalski (16) und Susan Meyer (16), später auch in Dominik Hendricks (18) – alle drei sind ebenfalls in der Messdiener­arbeit aktiv – die ersten Mitstreite­r. Julia, Schülerin des Konrad-Adenauer-Gymnasiums, die Fußball spielt, Freunde trifft und liest, meint, dass der Zwang, jeden Sonntag eine Messe zu besuchen, viele jüngere Menschen störe. Sie selbst habe dieses Gefühl nicht. Und Dominik Hendricks, der Klarinette spielt und ein Praktikum absolviert, ergänzte: „Ich möchte in Beziehung zu Gott treten, aber wenn ich ein Gefühl des Zwanges empfinde, dann öffne ich mich nicht.“Damit gibt er die Meinung vieler Altersgeno­ssen wieder. Viele junge Leute sähen nur die schlech-

Lucas Artz ten Seiten, etwa Missbrauch oder Finanzskan­dale in der Kirche. Er fand die Idee gut, neue Gottesdien­stformen auszuprobi­eren. In der „Gipfelleit­errunde“der Obermessdi­ener aller Kirchen von St.-Mariä-Himmelfahr­t Kleve wurde der erste Gottesdien­st zum Thema „All you need is love! – Really?“(Alles was du brauchst ist Liebe! – Wirklich?“) vorgestell­t. Im Januar 2017 war die Premiere in der Christus-König-Kirche. Kaplan Michael Berentzen, heute Studierend­enpfarrer in Münster, stand als Beichtvate­r und für den Wortgottes­dienst zur Verfügung. Den zweiten Gottesdien­st mit Beichtgele­genheit wurde von Propst Johannes Mecking durchgefüh­rt. In der Kirche gab es Infoplakat­e zum Thema, Gesprächsk­arten in den Bänken zum gegenseiti­gen Austausch, eine „Chill-out-Area“auf der Orgelbühne, eine Gebetszone und die Ausleuchtu­ng des Gotteshaus­es mit Scheinwerf­ern. Im Messdiener­raum war für Verpflegun­g gesorgt. Im „Kalle“konnte man übernachte­n. Dort zeigte der Kaplan einen Film, und es gab Musik. Susan, Schülerin am Berufskoll­eg, ist eine gute Leichtathl­etin, die gerne Freunde trifft, sorgte für die Werbung durch Facebook, WhatsApp und Smartphone. In den Schulen wurden Flyer verteilt und Infos gegeben, Messdiener und Freunde wurden angeworben. Im November zog man mit Fackeln in einem Nachtspazi­ergang von der Unterstadt bis zur Christus-König-Kirche. „Der Aufwand war sehr groß, aber es hat sich gelohnt“, sagt Lucas Artz. Er erstellte eine Einkaufsli­ste mit sage und schreibe 23 Positionen. Werbung, Vorbereitu­ng und Zeitplan waren sorgfältig dokumentie­rt. Das „Youth-Church“-Team wird vielleicht im Sommer einen neuen Event wagen.

„Ich fand das gut, weil ich denke, dass die Jugend immer noch den Glauben hat “

Mitglied „Youth-Chrurch“-Team

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