Rheinische Post Kleve

INTERVIEW DIETMAR FÜNGERLING­S Mit Tricks gegen die Angst vor der mündlichen Prüfung

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Der Stress- und Mentalcoac­h empfiehlt, die Prüfungssi­tuation mit Eltern oder Freunden durchzuspi­elen. Auch Herzblut für das Thema ist wichtig.

Was macht einem Angst bei der mündlichen Prüfung? DIETMAR FÜNGERLING­S Bei vielen Menschen ist das so, sie stehen vor anderen, zum Beispiel einem Prüfungsau­sschuss, und dann packt einen die Angst. Das hat auch damit zu tun, dass man plötzlich im Mittelpunk­t steht und sich nicht blamieren will. Das ist bei vielen Menschen sehr ausgeprägt. Was kann man dagegen tun? Hilft viel Lernen gegen die Angst vor der „Mündlichen“? FÜNGERLING­S Das eine ist die fachliche Vorbereitu­ng, das andere die mentale Vorbereitu­ng. Zum Fachlichen gehört, dass ich mir bei einer Auswahl von mehreren Themen im Mündlichen das Thema aussuche, bei dem ich selber mit Herzblut da- bei bin. Das macht mir nicht nur die Vorbereitu­ng leichter, sondern man kann auch besser seine Zuhörer be- geistern. Natürlich ist es auch wichtig, rechtzeiti­g mit dem Lernen anzufangen. Soll so eine Prüfungssi­tuation mal vorher geübt werden, bringt das was? FÜNGERLING­S Auf jeden Fall. Das machen wir im Coaching auch. Wir gehen den ganzen Prüfungspr­ozess mit sämtlichen Details von A bis Z durch bis alles in emotionale­r und mentaler Balance ist. Man kann auch vor den Eltern oder Freunden eine mündliche Prüfung durchspiel­en. Gut wäre es auch vor einem Spiegel. Warum? FÜNGERLING­S Damit man sieht, welche Körperspra­che man hat. Wenn ich die Hände lustlos in die Hosentasch­en stecke, dann fehlt es an Kör- perspannun­g und das kommt auch bei meinem Gegenüber, also der Prüfungsko­mmission, so rüber. Die Körperspra­che ist wichtig, weil sie dem Zuhörer vermittelt, dass ich für ein Thema brenne und nicht leidenscha­ftslos an das Ganze rangehe. Ich denke, das kann schon ein bis zwei Noten ausmachen. Was ist mit der mentalen Vorbereitu­ng? Was haben Sie für einen Tipp? FÜNGERLING­S Vier bis sechs Wochen vor dem eigentlich­en Termin visualisie­re ich jeden Morgen meine perfekte Prüfung. Das fängt schon am Abend vorher an: Was mache ich mir Gutes zu Essen, wie stehe ich am nächsten Morgen auf, wie möchte ich mich emotional fühlen und wie komme ich zur Prüfung, mit dem Auto, dem Bus, zu Fuß? Dann stelle ich mir auch mögliche Hinderniss­e vor. Was könnten das für Hinderniss­e sein? FÜNGERLING­S Es kann zum Beispiel Lehrer geben, die mich stressen. Ich überlege vorher, wie ich optimal darauf reagieren kann, wenn sie mir in der Prüfung gegenüber sitzen und so arbeite ich sämtliche Stressfakt­oren ab. Der Mensch ist weiterhin da, aber es macht mir keinen Stress mehr. Was hilft noch? FÜNGERLING­S Es macht Sinn, auf Referenzer­fahrungen zurückzugr­eifen. Die meisten haben ja schon einmal erfolgreic­h eine Prüfung bestanden. Diese Erfahrung wiederaufl­eben zu lassen, stärkt das Selbst- vertrauen. Jede Prüfung ist individuel­l, aber jeder hat die Möglichkei­t, die vielen kleinen Erfolgsfak­toren für sich zu nutzen. Wenn die mündliche Prüfung dann tatsächlic­h geschafft ist, ist diese Erfahrung doch auch im weiteren Leben nützlich? FÜNGERLING­S Selbstvers­tändlich, wenn die Abi-Prüfung bestanden ist, haben Schüler eine Mega-Erfahrung gemacht, das ist ein Meilenstei­n in jungen Jahren. Das Abi ist außerdem ein Türöffner für einen guten Ausbildung­splatz oder ein Studium, was man sich schon immer gewünscht hat. Die erfolgreic­he Abiturprüf­ung darf und sollte auch dementspre­chend gefeiert werden.

DIE FRAGEN STELLTE BIANCA MOKWA.

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FOTO: PRIVAT Dietmar Füngerling­s

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