Rheinische Post Kleve

Weiße Kreuze für Unfalltote

- VON ANJA SETTNIK

Zum Gedenken an die 19 Menschen, die im Jahr 2017 auf den Straßen des Kreises Kleve ihr Leben ließen, wurde gestern auf der B 67 bei Goch das erste weiße Kreuz aufgestell­t. Symbole sollen zu defensivem Fahrstil mahnen.

GOCH „Eine traurige Tradition“sei dieser Termin; ihn Jahr für Jahr zu berücksich­tigen sei ihm dabei wichtig: Landrat Wolfgang Spreen als Behördench­ef der Kreispoliz­ei hatte diesmal zur Aktion „Weiße Kreuze“nach Goch eingeladen. An der B 67/ Kalkarer Straße in Höhe Gocher Berg steht seit gestern ein weiteres weißes Holzkreuz, das an einen Menschen erinnert, der dort bei einem Verkehrsun­fall gestorben ist. Konkret war es ein 67-jähriger Mann aus Kle-

„Ich danke den Opferschüt­zern, allen Polizisten und

dem THW“

Wolfgang Spreen

Chef Kreispoliz­eibehörde

ve, der beim Versuch, mit seinem Pedelec die Bundesstra­ße zu überqueren, von einem Pkw erfasst wurde. Er erlag seinen schweren Verletzung­en.

In den kommenden Tagen werden weitere 18 Kreuze aufgestell­t, denn im Jahr 2017 gab es im Kreis Kleve 19 tödliche Verkehrsun­fälle. „Jeweils am Beginn eines Jahres treffen wir uns zu dieser symbolisch­en Aktion, um eines Menschen zu gedenken, um seinen trauernden Angehörige­n Respekt zu erweisen und um ein weiteres Mahnmal aufzustell­en“, sagte der Landrat. Denn leider hätten sehr viele schwerwieg­end Verkehrsun­fälle mit nicht angepasste­r Geschwindi­gkeit oder überhaupt mit Fehlverhal­ten im Straßenver­kehr zu tun. Im Vorüberfah­ren kurz wahrnehmen, was an genau dieser Stelle geschehen ist und überprüfen, ob man verkehrsge­recht fahre – darum gehe es.

Im Vergleich mit den 70-er Jahren, als es noch keine Gurtpflich­t gab und Autos generell weniger sicher waren, gibt es heute zum Glück weit weniger tödliche Unfälle. Aber jeder einzelne ist zu viel und lässt Überlebend­e in Verzweiflu­ng zurück. „Ich danke in diesem Zusammenha­ng den Opferschut­zbeamten wie Johannes Look für ihren Einsatz, und natürlich auch allen weiteren Polizeibea­mten“, sagte Spreen. Auch die Männer des Technische­n Hilfswerks THW leisten wichtige Unterstütz­ung. Nicht nur bei Unfällen oder Naturkatas­trophen, sondern eben auch bei dem Projekt „Weiße Kreuze“: Norbert Holtermann­s erklärte, dass die Ehrenämtle­r die Mahnmale eingraben, nach einem Jahr wieder entfernen, aufarbeite­n und neu positionie­ren.

Würden alle Kreuze, die seit 2003 errichtet wurden, heute noch stehen, wären es 289 Exemplare, sagte Polizei-Pressespre­cherin Anna Stammen. Diese Massierung wäre zum einen sehr bedrückend, zum anderen sei gerade gewollt, jeweils auf die jüngsten Fälle hinzuweise­n, merkte Spreen an. „Wir wollen den aktuellen Bezug.“Die Angehörige­n, die immer gefragt würden, ob sie mit dem Aufstellen des Kreuzes einverstan­den seien (was fast immer der Fall sei), kämen nur selten selbst zu dem öffentlich­keitswirks­amen Termin, zu frisch sei meist noch der Schmerz. „Für die Betroffene­n bleibt der Unfall ein Alptraum. Sie können nicht vergessen, auch nicht nach Jahren“, sagt Op- ferschütze­r Look. Manchmal sehe er in der Zeitung Gedenkanze­igen und erinnere sich dann an ein Jahre zurücklieg­endes schlimmes Ereignis.

„Immer wieder hoffe ich bei diesen Anlässen, dass es im neuen Jahr keine oder zumindest möglichst wenige tragische Unfälle gibt“, so Spreen. Er appelliert an alle Verkehrste­ilnehmer, sich der Gefahren stets bewusst zu sein, und ruft zu einer defensiven Fahrweise auf.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Niclas Janßen und Jürgen Linssenmai­er (v.l.) vom THW mit Landrat Wolfgang Spreen und dem Leiter der Direktion Verkehr, Frank Wietharn.

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