Rheinische Post Kleve

Ablehnung des Islam nimmt zu

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Einer Forsa-Umfrage zufolge sagen nur noch 37 Prozent, dass die Religion zu Deutschlan­d gehört.

DÜSSELDORF Die Akzeptanz des Islam als Teil Deutschlan­ds hat seit Anfang 2015 deutlich abgenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forsa-Umfrage im Rahmen eines Forschungs­projekts. Dem Satz „Der Islam gehört zu Deutschlan­d“stimmten demnach Anfang 2015 noch 47 Prozent der Befragten zu. 2017 waren es nur noch 37 Prozent. Etwas aufgeschlo­ssener stehen die Menschen im Ruhrgebiet dem Islam gegenüber: Anfang 2015 bejahten 60 Prozent den Satz „Der Islam gehört zum Ruhrgebiet“, 2017 noch 50 Prozent. Die rückläufig­e Akzeptanz führen die Autoren des For- schungspro­jekts, die Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktische­r Politik und die Brost-Stiftung, auf verschiede­ne Ereignisse zurück: etwa in der Kölner Silvestern­acht 2015/16, terroristi­sche Anschläge oder eine fehlende Differenzi­erung zwischen Asyl und Einwanderu­ng, wie Stiftungsv­orstand Bodo Hombach ausführte. Unveränder­t hoch ist der Studie zufolge aber mit 80 Prozent der Anteil der Befragten, die Integratio­nsangebote für wichtig halten.

Die Forscher verschafft­en sich einen Überblick über die mehr als 650 Integratio­nsprojekte im Ruhrgebiet. 17 davon begleitete­n sie drei Jahre lang intensiv. Die Ergebnisse: Zwar gebe es viele Initiative­n im Bereich Spracherwe­rb und Bildung, aber relativ wenige zur Vermittlun­g von Werten oder eines Heimatgefü­hls. Zudem braucht es demnach einen besseren Zugang, etwa über die Organisati­on von Jugendtref­fs, Fußball oder Hausaufgab­enbetreuun­g. Und: Die meisten Initiative­n arbeiten den Forschern zufolge wie eine Insel, wissen zu wenig über benachbart­e Projekte.

Integratio­nsstaatsse­kretärin Serap Güler (CDU) forderte, im Zusammenha­ng mit jungen Muslimen nicht länger von Willkommen­s-, sondern von Anerkennun­gskultur zu sprechen. Es gehe darum, ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie dazugehört­en. Der öffentlich­e Dienst müsse bei der Einstellun­g von Muslimen vorangehen.

Zugleich nannte Güler den Umgang mit dem Islamverba­nd Ditib „zurzeit schwierig“: „Mit der Wahl des Ditib-Bundesvors­tands ging das Signal in die falsche Richtung.“Sie habe Interesse an einer Kooperatio­n, und einige Gemeinden wollten sich von dem Verband abnabeln. Die seien aber leider nicht in der Mehrheit. Zu einer Ditib-Jugendreis­e sagte sie, auch das sei einer möglichen Kooperatio­n nicht zuträglich. Im Programm soll der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan als „unser oberster Heerführer“bezeichnet worden sein.

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