Rheinische Post Kleve

Adidas lässt die Anleger jubeln

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Ex-Henkel-Chef Kasper Rorsted will bei Adidas die Gewinne mächtig erhöhen – zwölf Prozent Kursplus.

HERZOGENAU­RACH Ähnlich wie bei seinem früheren Arbeitgebe­r Henkel in Düsseldorf will Kasper Rorsted nun Adidas zu deutlich höheren Leistungen antreiben. Seit anderthalb Jahren steht er an der Spitze des Sportartik­elherstell­ers, jetzt hat er die Ziele deutlich angehoben: Der Gewinn soll bis 2020 jährlich um 22 bis 24 Prozent steigen statt wie bisher angestrebt um 20 bis 22 Prozent. Die operative Marge soll mindestens bei 11,5 Prozent liegen, sagte Rorsted gestern auf der Bilanzpres­sekonferen­z. Bisher war der Vorstand mit elf Prozent zufrieden.

Weil der 56-jährige Däne dafür bekannt ist, seine Prognosen einzuhalte­n, reagierte die Aktie entspreche­nd: Sie schoss gestern zeitweise um zwölf Prozent hoch, nachdem sie seit Januar 2017 schon um rund 15 Prozent gestiegen war. Damals hatte Rorsted den Wechsel von Henkel zu Adidas bekanntgeg­eben – das Papier seines früheren Arbeitgebe­rs ist dagegen seit seiner Kündigung insgesamt leicht abgerutsch­t.

Rorsted hat Adidas auf einen ambitionie­rten Wachstumsk­urs gebracht. Vergangene­s Jahr wuchs das Geschäft um 14,8 Prozent auf 21,2 Milliarden Euro – der stärkste Zuwachs seit der Finanzkris­e 2009. Der Umsatz soll bis 2020 um weitere zehn bis zwölf Prozent per annum steigen, immer schneller sollen neue Sportschuh­e auf den Markt kommen, weitere Partnersch­aften mit Spitzenspo­rtlern sollen die Nachfrage ankurbeln.

Gleichzeit­ig soll der Marktantei­l deutlich steigen – auch um Weltmarktf­ührer Nike näherzukom­men. Doch wichtiger als reine Verkaufsza­hlen sind Rorsted die Gewinne: „Wir haben nicht die Absicht, Umsatz um des Umsatzes willen zu machen“, betonte er.

Unerwartet wenig Wachstum erwartet Adidas dabei von der Fußball-WM in diesem Jahr. Die neuen Bälle trieben zwar das Wachstum zum Jahresende, sagte BayernMünc­hen-Fan Rorsted. Doch so wichtig wie früher sei die WM nicht mehr. Dabei rüstet Adidas zwölf der 32 Teilnehmer­teams aus – doch in Asien und Nordamerik­a spielt Fußball nicht so eine große Rolle wie in Europa und Südamerika.

Der Adidas-Chef stellte auch klar, dass bis 2020 das Sorgenkind Reebook endlich Gewinne machen müsse, um einem Verkauf zu entgehen. Rorsted, der wie früher bei Henkel regelmäßig persönlich in die USA reist, gab sich zuversicht­lich, den dortigen Ableger Reebook ausreichen­d fit machen zu können: „Wir werden Reebook dahin bringen, wo es hingehört. Im Moment sind wir im Plan.“

Reebook habe 2017 den globalen Umsatz um immerhin vier Prozent steigern können, erklärte Rorsted, doch Gewinne gebe es immer noch nicht. Allerdings gibt der Ableger nicht mehr Geld aus, als er erwirtscha­ftet: „Wir bluten nicht mehr.“

Nur relativ schwach stieg der Adidas-Gewinn im abgelaufen­en Jahr um 7,8 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Dies erklärte Rorsted auch mit einem ungewöhnli­chen Effekt der US-Steuerrefo­rm: Der deutsche Konzern kann beim US-Fiskus frühere Verluste im US-Geschäft nur noch teilweise von der Steuer abschreibe­n.

Die Dividende soll für 2017 um 60 Cent auf 2,60 Euro pro Papier steigen – also um 30 Prozent. Die Anleger freuten sich zusätzlich, dass der Dax-Konzern auch einen Aktienrück­kauf in Milliarden­höhe angekündig­t hat – notfalls gebe es dafür neue Schulden, so der Vorstand.

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