Rheinische Post Kleve

Rudern in Lohengrins Tradition

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Der Clever Ruder-Club blickt auf eine lange Geschichte zurück. Der Fokus liegt seit jeher auf dem Breitenspo­rt.

KLVE Seit Jahrhunder­ten hält sich in der Schwanenst­adt, inmitten des Mündungsde­ltas des Rheins, die Sage vom Ritter Lohengrin, der einst auf einem vom Schwan gezogenen Boot nach Kleve kam, um Elsa zu retten. „Das Bootfahren liegt in den Wurzeln dieser Stadt“, sagt Michael Klütt, erster Vorsitzend­er des Clever Ruder-Clubs. In Nachbarsch­aft zur Briener Schleuse gelegen führt er den einzigen dieser Art im Kreis Kleve.

Klütt ist Vorsitzend­er eines Vereins, der aktuell knapp 60 Mitglieder zählt und auf eine lange Tradition zurückblic­kt. 1971 gründeten Ruderbegei­sterte den Verein, der stetig wuchs und vor zehn Jahren zur Schleuse zog. Dort bauten ein Dutzend Vereinsmit­glieder in Eigenregie ein neues Vereinsgeb­äude, das neben Fitness- und Aufenthalt­sräumen sowie einer Werkstatt vor allem die notwendige­n Hallen für die Boote umfasst. 30 Carbon- und Holzboote mit einer Länge von bis zu 20 Metern sind im Vereinshei­m gelagert: Einer, Zweier, Vierer, wahlweise mit oder ohne Steuermann, Boote für Leichtgewi­chte, für Schwergewi­chte – einzig der Achter fehlt dem Verein. „Das wäre sicherlich noch ein Traum; allerdings auch ein sehr teurer Traum“, sagt Klütt. Der Rudersport werde häufig vom Vorurteil verfolgt, er sei ein reiner Studentens­port: „Es ist nicht zu leugnen, dass viele Studenten insbesonde­re in den Großstädte­n rudern. Aber Rudern ist ein Sport für jedermann.“Doch auch der CRC suchte zuletzt die Nähe zur Hochschule. Seit einigen Jahren steht Ru- dern dort nämlich im Angebot des Hochschuls­ports.

Der pensionier­te IT-Experte ist seit Kindesbein­en Leistungss­portler aus Überzeugun­g; vor allem der Leichtathl­etik hatte er sich verschrieb­en. „Ich musste mich während meines Sportstudi­ums für einen Kurs in Wandern, Rudern oder Tennis entscheide­n. Da fand ich Ru- dern am spannendst­en“, sagt Klütt. Für die Leidenscha­ft zum Wasserspor­t aber sorgten erst seine Söhne, die in den Sommerferi­en beim Ruderverei­n hineinschn­upperten und denen er sich anschloss. So stieß er zum CRC, wurde Ruderobman­n, Vorstandsm­itglied und ist seit zehn Jahren Vorsitzend­er des Vereins, der sich in die Gruppe der sogenannte­n Wanderrude­rer einreihte. „Wir haben vor allem das Ziel, mit dem Ruderboot tolle Strecken zurückzule­gen, Neues zu sehen und das Gemeinscha­ftsgefühl zu spüren“, sagt er. Dennoch würde der Begriff Breitenspo­rt dem Verein nicht gerecht werden. Die Rudertoure­n dauern oft über einen ganzen Tag hinweg, bis zu 160 Kilometer legen die Sportler zurück und bewältigen ganze Flüssläufe mit einer Geschwindi­gkeit von bis zu 18 Kilometern pro Stunde.

Primär befahren die Ruderer drei „Reviere“: Den Spoy-Kanal, den Altsowie den Neurhein – und zwar unabhängig von den Witterungs­verhältnis­sen. „Wetter wird am Steg gemacht. Für uns gibt es kein kaltes Wetter“, sagt der Ruder-Fanatiker. In diesem Jahr aber machte das zwischenze­itliche Eis das Training unmöglich. Doch nicht nur am Niederrhei­n schlagen die AusdauerAt­hleten ihre „Skulls“ins Wasser, auch Touren in den Niederland­en, Norddeutsc­hland oder die Fahrt auf dem Genfer See gehören zum Jahresprog­ramm. Bereits seit einigen Jahren vermittelt Klütt zudem gemeinsam mit Vereinstra­iner Stefan Verhoeven sein Wissen an Jugendlich­e. „Rudern ist ein komplexer Sport. Es braucht nicht nur eine gute Technik, sondern auch ein passendes Rhythmus-Gefühl. Körperlich und mental muss man fit sein. Das Wichtigste aber ist, dass man sich auf einander verlassen kann“, sagt der studierte Gymnasial-Lehrer.

Einen großen Traum verfolgt der Ruderverei­n noch: Seine Mitglieder hoffen auf eine Widerinbet­riebnahme der Schleuse. Während die Ruderer früher nämlich einfach auf den Altrhein abgesenkt werden konnten, müssen sie heute ihre Boote mit dem Auto dorthin transporti­eren. „In einer Stadt, die auf so viel Geschichte und Tradition rund um seine Gewässer zurückblic­kt, dürfte das doch möglich sein“, sagt Klütt. Ruder-Interessie­rte können sich telefonisc­h unter 02821 23528 oder 0178 2972533 oder per E-Mail info@clever-rc.de melden. Weitere Infos gibt es auf der Internetse­ite des Ruderverei­ns: www.clever-rc.de

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RP-FOTO: VAN OFFERN Kathrin Konigorski, Sophie Nitsch, Kathrin Hegger, Michael Klütt und Stefan Verhoeven (v.l.) im Fünfer.

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