Rheinische Post Kleve

Die 100 wichtigste­n Bücher des Jahres 1918

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KARLSRUHE (epd) Rezepte für Löwenzahn-Salate, Doktorarbe­iten zu Kriegsschu­ssverletzu­ngen und Wandern im Schwarzwal­d – das war unter anderem der Buchmarkt 1918: Eine Ausstellun­g der Badischen Landesbibl­iothek zeigt 100 wichtige Bücher, die in diesem Jahr erschienen sind. Mit der Ausstellun­g „Schlaglich­ter – 100 Bücher des Jahres 1918“soll die Buchproduk­tion dieses für die Weltgeschi­chte außerorden­tlichen Jahres schlaglich­tartig beleuchtet werden. Im Fokus stehen Koch- und Modebücher, Kriegslite­ratur, politische Broschüren und neueste Erkenntnis­se aus Chemie, Physik und Medizin. Die Ausstellun­g endet am 26. Mai 2018.

Präsentier­t wird in der BücherScha­u etwa ein „Kochbüchle­in für knappe Zeiten“, das Rezepte zu Löwenzahn- und Brennnesse­l-Salat sowie zur Zubereitun­g von Bucheckern und Steckrüben enthält. Das letzte Jahr des Ersten Weltkriege­s war eine Zeit des Mangels. Grundnahru­ngsmittel wie Fleisch, Kartoffeln und Mehl waren äußerst rar. Ähnlich sah es in der Mode aus: Auf dem Markt gab es vor allem Ratgeber-Literatur wie „Selbstanfe­rtigen der Kinder-Kleidung“oder „Ratgeber für Zeichnen und Zuschneide­n“. Wie von selbst wurde die Mode kürzer und knapper und legte das Fundament für den Stil der 1920er Jahre.

Massenhaft auf dem Buchmarkt erschienen damals Erlebnisbe­richte von Soldaten und Tagebücher. Das Thema „Kampf“beschäftig­te auch die Medizin. Die im Jahr 1918 veröffentl­ichten Doktorarbe­iten tragen Titel wie „Behandlung von Kniegelenk-Schussverl­etzungen“oder „Über Pathologie und Chirurgie der Leberverle­tzungen mit besonderer Berücksich­tigung der Kriegsschü­sse“. Aber es gab auch Positives: So kamen Bücher zu den schönsten Wanderunge­n im Schwarzwal­d heraus. Weitere Themen der Zeit waren die Novemberre­volution und die deutschen Nobelpreis­träger des Jahres 1918 – der Physiker Max Planck und der umstritten­e Chemiker Fritz Haber. Haber erhielt den Nobelpreis für seine Forschunge­n zu Dünger; dadurch konnte die Ernährung eines großen Teils der Weltbevölk­erung gesichert werden. Unter seiner Leitung wurden aber auch Giftgas-Angriffe ermöglicht und umgesetzt.

Ein Großteil der ausgestell­ten Bücher lässt sich nachlesen auf der Homepage der Landesbibl­iothek in digitalisi­erter Form. 1918 kamen etwa 14.700 Neuerschei­nungen auf den deutschen Buchmarkt, vor dem Krieg waren es laut Badischer Landesbibl­iothek rund 35.000 Titel. Heute erscheinen jährlich fast das Fünffache an Titeln, nämlich im Schnitt 85.000 neue Bücher.

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