Rheinische Post Kleve

„Wer beim Adolfsweg an Hitler denkt, dem ist nicht mehr zu helfen“

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Der Klever FDP-Fraktionsc­hef Daniel Rütter (39) kann die Umbenennun­g nicht nachvollzi­ehen.

KLEVE Wie viele neue Straßennam­en braucht Kleve? Die Diemstraße wurde zuletzt in Asternweg umbenannt. Karl Diem war ein Sportfunkt­ionär, dessen Rolle im Dritten Reich nicht eindeutig geklärt ist. Im November beantragte eine damalige Anwohnerin, den Namen des Adolfswegs zu ändern, weil dieser ihrer Meinung nach historisch belastet sei. Der Rat stimmte dem Anliegen zu und änderte die Straße in Herzog-Adolf-Weg. Zum Ärger etlicher Bürger, die hier zu Hause sind. FDP-Fraktionsc­hef Daniel Rütter (39) kann der ganzen Aktion nichts Positives abgewinnen. Wie waren die Verfahrens­schritte, bis es zu der Entscheidu­ng kam, den Namen des Wegs zu ändern? DANIEL RÜTTER Derartige Eingaben landen im Ausschuss für Bürgerantr­äge. Von da aus wanderte der Antrag über den Bauausschu­ss in den Hauptaussc­huss, wo er bis auf eine Gegenstimm­e, das war meine, durchgewun­ken wurde. Schließlic­h wurde im Rat mit demselben Ergebnis entschiede­n. Was ärgert Sie an der Umbenennun­g? RÜTTER Für mich ist die ganze Aktion eine Farce. Wer beim Adolfsweg an Hitler denkt, dem ist nicht mehr zu helfen. Auf diese Idee wäre ich nie gekommen. Als wenn heutzutage irgendwo noch Straßennam­en Adolf Hitler ehren würden. Falls es irgendwo Zweifel gibt, was Verbindung­en von Personen zum Nationalso­zialismus betrifft, ist eine Diskussion und bei Bedarf ein neuer Name sicher geboten. Aber hier doch eindeutig nicht. Warum kommen Sie mit Ihrer Kritik erst, wenn alles entschiede­n ist? RÜTTER Ich habe als Ratsmitgli­ed gegen diesen Antrag gestimmt, stand damit aber alleine da. In der Diskussion wurde suggeriert, der Umbenennun­gswunsch würde von der breiten Anwohnersc­haft mitgetrage­n. Nun muss man feststelle­n, dass die meisten Anwohner erst im Nachhinein davon erfahren haben und wenig Verständni­s für diesen Schildbürg­erstreich zu ihren Lasten aufbringen. Können Sie nachvollzi­ehen, dass sich Anwohner über die Aktion ärgern? RÜTTER Allein die Lauferei möchte niemand haben. Die Kosten der Stadt und Anwohner für Umschreibu­ngen oder Adressände­rung sind ärgerlich und überflüssi­g. Nebeneffek­te, wie etwa die Umstellung von Navigation­ssystemen, kommen noch hinzu. Dass die Antragstel­lerin gar nicht mehr auf dem Adolfsweg wohnt, setzt dem Ganzen die Krone auf. Was sagen Sie zu dem neuen Namen Herzog-Adolf-Weg? RÜTTER Da noch nicht einmal feststeht, auf welche historisch­e Person sich die Namengebun­g vor gut 200 Jahren bezog, ist das nur ein Grund mehr, alles so zu belassen. Es ist ebenso möglich, dass einer der Müller, deren Mühle am Ende des Weges stand, so hieß. Seit gut 200 Jahren werden Straße und die Anhöhe Adolfslust so genannt. Besteht die Gefahr, dass jetzt mehr Bürger auf die Idee kommen, sie würden an Straßen mit vorbelaste­ten Namen wohnen? RÜTTER Ich hoffe nicht. Außer vielleicht, es fände sich noch jemand, der meint, dass die Hermannstr­aße möglicherw­eise in Verbindung zu Hermann Göring stehen könnte. Aber wer weiß? Besteht die Möglichkei­t, die Entscheidu­ng rückgängig zu machen? RÜTTER Herr Heckner hat als Anwohner einen Bürgerantr­ag auf Rücknahme des Beschlusse­s gestellt. Meine Unterstütz­ung hat er jedenfalls. Peter Janssen stellte die Fragen

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RP-ARCHIVFOTO: EVERS

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