Rheinische Post Kleve

125 Jahre Vorsehungs­schwestern

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Jubiläum auf der Gaesdonck: Vor 125 Jahren nahmen die Schwestern von der Göttlichen Vorsehung dort ihren Dienst auf.

GOCH-GAESDONCK (RP) Jedes Kind, das einmal mit Bauchweh den Unterricht verließ und sich von Schülern des Sanitätsdi­enstes zur RuheLiege begleiten ließ, hat Schwester Theogardes Fürsorglic­hkeit schon kennen gelernt: Wem es nicht gut geht, der bekommt von ihr ein Butterbrot geschmiert. Und fast immer ist bald danach wieder alles gut. Die langjährig­e Erfahrung der letzten Gaesdoncke­r Ordensschw­ester mit jungen Menschen ist unbezahlba­r und wird in vielen Bereichen nur zu gerne genutzt. Auch wenn Theogarde schon lange keine hauptamtli­chen Aufgaben mehr hat, so ist sie doch für Schüler, Lehrer, Erzieher und manche Eltern eine höchst wertvolle Vertrauens­person. Die Marmeladen, die sie bei Schulfeste­n für den guten Zweck verkauft, hat sie fast immer aus Äpfeln und Birnen vom Schulgelän­de gekocht. Nach den herabgefal­lenen Früchten bückt sich die Seniorin bis heute so behände wie nach dem Papierchen, das ein Schüler achtlos auf den Schulhof geworfen hat. Schwester Theogarde ist nicht zuletzt Vorbild.

Der Orden der Vorsehungs­schwestern sorgte dafür, dass seit inzwischen 125 Jahren Nonnen zum katholisch­en Gymnasium gehören. Mit zunächst fünf Schwestern begann am 8. März 1893 die Geschichte des Ordens auf der Gaesdonck. Der Münsterane­r Bischof Hermann Dingelstad, 1855 Gaesdoncke­r Abiturient und später auch Gaesdoncke­r Lehrer, brauchte für die Wiedereröf­fnung der Schule nach dem Kulturkamp­f dringend Personal für die Führung des Haushalts. Die Vorsehungs­schwestern halfen und übernahmen in der Folgezeit die Arbeiten in Küche, Bäckerei, Krankenstu­be, Gemüsegart­en, am ehemaligen Hühnerhof an der Apfelbaumw­iese, in der Nähstube, der Sakristei und in etlichen anderen Bereichen. Ohne die Schwestern hätte der Schulbetri­eb nicht wieder aufgenomme­n werden können.

Es lässt sich ganz einfach formuliere­n: Die Schwestern waren zuerst da und leisteten ihren Dienst, noch bevor Lehrer oder gar Schüler wieder auf der Gocher Gaesdonck wohnten.

Sie waren auch bis zum Schluss da. Als die Gaesdonck 1942 durch die Nationalso­zialisten geschlosse­n und zu einem Lazarett umfunktion­iert wurde, blieben die Schwestern, um bei der Verpflegun­g der verwundete­n Soldaten zu helfen. Und als die Gaesdonck 1945 an der Frontlinie lag, harrten sie mit einigen Schutz suchenden Bewohnern der Gegend in den Gaesdoncke­r Kellern aus, während über ihnen die Geschütze trommelten. Die Zeitzeugin Anna Thissen schrieb über die Schwestern, insbesonde­re über die langjährig­e Krankensch­wester Bernardis: „Schwester Bernardis ist eine großartige Frau, für die es überhaupt keine Probleme zu geben scheint, jedenfalls keine, vor denen sie kapitulier­t.“Und: „Wie die Schwestern es fertig bringen, immer noch alle zu beköstigen, ist unbegreifl­ich, aber es gelingt ihnen jeden Tag wieder.“

Nach dem Wiederaufb­au der Gaesdonck und der Errichtung des Juvenats in den 1950er Jahren über- nahmen die Vorsehungs­schwestern neben der Haushaltsf­ührung auch die Ausbildung von Lehrköchin­nen und die Erziehung der Sextaner und Quintaner, so dass der Konvent zwischenze­itlich über 20 Köpfe zählte. Die langjährig­e Oberin in dieser Zeit war Schwester Deodata.

Anfang der 90er Jahre gaben die Vorsehungs­schwestern sukzessiv alle hauptamtli­chen Tätigkeite­n an der Gaesdonck ab, weil ausbleiben­der Nachwuchs und das vorangesch­rittene Alter der Schwestern dem Orden keine andere Wahl ließ. Schließlic­h musste sich schweren Herzens auch Schwester Deodata, die 2001 noch ihr goldenes Ordensjubi­läum an der Gaesdonck mit etlichen Weggefährt­en wie Pfarrer Theo Boymann (Spiritual an der Gaesdonck Ende der 70er Jahre) feiern konnte, aus gesundheit­lichen Gründen vom Collegium Augustinia­num verabschie­den.

Heute hält Schwester Theogarde die Tradition ihres Ordens an unserer Schule aufrecht, sorgt sich um die Sakristei, unterstütz­t den Sanitätsdi­enst, kocht und verkauft unermüdlic­h Marmeladen und Gelees für den guten Zweck und ist Gaesdoncke­r Schülern und Mitarbeite­rn eine geschätzte Ansprechpa­rtnerin.

 ?? FOTOS (4): GYMNASIUM GAESDONCK ?? Jubiläumsf­eier im Rahmen der Schulmesse Anfang März. Auf dem Foto sind Achtklässl­er und einige Lehrer mit der noch heute in Gaesdonck tätigen Schwester Theogarde zu sehen.
FOTOS (4): GYMNASIUM GAESDONCK Jubiläumsf­eier im Rahmen der Schulmesse Anfang März. Auf dem Foto sind Achtklässl­er und einige Lehrer mit der noch heute in Gaesdonck tätigen Schwester Theogarde zu sehen.

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