Kampf der Giganten, nächste Runde Die Sch’tis erobern Paris
In „Pacific Rim: Uprising“geht es wieder gegen Kreaturen aus anderen Welten.
Dany Boon erzählt eine neue Story der nordfranzösischen Unschuldsengel.
(dpa) Einstürzende Hochhäuser, gigantische Wellen, Lastwagen, die von außerirdischen Monstern wie Spielzeug durch die Luft katapultiert werden: Bei dem vor fünf Jahren gestarteten „Pacific Rim“handelte es sich um ein so bild- wie geräuschgewaltiges Filmspektakel, das weltweit mehr als 400 Millionen US-Dollar an den Kinokassen generierte. Die Regie kam von Kinolegende Guillermo del Toro. Toppt die Fortsetzung womöglich einen derartigen Film?
Oscar-Preisträger del Toro („Shape of Water“) führte diesmal nicht Regie; die Inszenierung des Films „Pacific Rim: Uprising“kommt von Steven S. DeKnight. Es ist der erste Kinofilm des bisher vor allem im Fernsehen aktiven Regisseurs.
Del-Toro-Fans aber müssen sich nicht grämen, der Mexikaner war auch an dieser Weitererzählung beteiligt (als Produzent und beim Drehbuch). Charlie Day ist erneut zu sehen in der Rolle des Genforschers Newton Geiszler. Neu mit dabei sind Scott Eastwood, Sohn von Filmlegende Clint Eastwood, und auch der aus „Star Wars“bekannte John Boyega.
Aus Löchern im Pazifik kamen die außerirdischen Kaiju-Monster einst gekrochen, derer sich die Menschen im Vorgängerfilm mit riesigen Robotern zu erwehren suchten. Der Krieg ist vorbei, zehn Jahre sind verstrichen, mancher Roboterpilot verdingt sich als Räuber und Schwarz- markthändler. So auch der von Boyega verkörperte Jake Pentecost, dessen Vater einst im Kampf gegen die Kaiju starb.
Pentecost aber soll sich wieder einfügen in die Reihen des Pan Pacific Defense Corps – jener Einheit, der die Menschheit ihr Überleben zu verdanken hat. Ins chinesische Ausbildungslager wird Jake geschickt, trifft hier auf einen vormaligen Weggefährten und Rivalen: den von Eastwood verkörperten Nate Lambert. Zusammen sollen sie sich um eine internationale Gruppe von jungen Kadetten kümmern. Und auch diesmal lässt der Ernst des Lebens nicht lang auf sich warten: Nicht nur, dass die Kaiju zurückkehren, auch mit bösartigen Killerdrohnen bekommen es die Roboterpiloten zu tun.
„Uprising“setzt keine neuen Standards im Actionfilm-Genre. Mancher Dialog ist arg hölzern („Wir haben nur eine einzige Chance!“/„Ja, die müssen wir nutzen!“); zuweilen meint man die Abwesenheit eines del Toro als Regisseur zu spüren; Scott Eastwood kann seinem Vater Clint das Wasser (noch) nicht reichen. Doch sind es weniger die Einzelleistungen, die nachklingen. In Erinnerung bleibt vielmehr der in „Pacific Rim: Uprising“immer wieder beschworene, durchaus bewegende Team-Geist – etwa wenn John Boyega, Held wider Willen, vor die Kadetten-Truppe tritt: „Helft mir, die Welt zu retten!“
USA 2018, 111 Minuten Regie: Steven S. DeKnight, mit Scott Eastwood, Charlie Day, Tian Jing (dpa) Vor zehn Jahren kam ein Film in die Kinos, mit dessen überragendem Erfolg wohl niemand so richtig gerechnet hatte: „Willkommen bei den Sch’tis“erzählte von den etwas seltsamen, aber sehr herzlichen Sch’tis – die Menschen mit dem eigenwilligen, außerhalb ihrer Region kaum verständlichen Dialekt eroberten schnell die Herzen der Filmfans rund um den Globus. Allein in Frankreich avancierte die Komödie mit mehr als 20 Millionen Besuchern zum meistgesehenen einheimischen Kinofilm aller Zeiten. Auch in Deutschland amüsierten sich fast zweieinhalb Millionen Kinogänger.
Seit Jahren wurde nun bereits gemunkelt, dass Dany Boon eine Fortsetzung als Regisseur und Autor vorbereiten würde – und genau die kommt nun in die Kinos: „Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen“knüpft inhaltlich zwar nicht direkt an den Welthit von 2008 an. Doch das tut dem Vergnügen keinen Abbruch. Vor allem der Sprachwitz, der auch in der cleveren deutschen Synchronfassung gut funktioniert, zündet.
Valentin (Dany Boon) ist ein Star. Ganz Paris vergöttert den Innenarchitekten. Die Hautevolee, die vornehme Gesellschaft, schätzt nicht nur seine Entwürfe. Valentin gefällt auch als Nachfahre des iranischen Schahs mit einer Kindheit voller Dramatik und Exotik. Aber Valentin lügt. Denn er schämt sich seiner wahren Herkunft; seine Vergangenheit hat nichts Glamouröses. Tatsächlich stammt der Liebling der Schönen und Reichen aus einer Arbeiterfamilie im Norden Frankreichs: Er ist ein Sch’ti. Einem Sch’ti aber stehen in Paris keine Türen offen, deshalb die falsche Identität. Auf Dauer kann das natürlich nicht gut gehen. Konflikte sind programmiert – und damit viel Komik.
Der Spaß resultiert aus zum Teil wirklich überraschender Situationskomik, aus vielen grotesken Wortspielen und aus dem rasanten Spiel des von Dany Boon exzellent angeführten Darstellerensembles. Da werden mit kleinsten Pinselstrichen facettenreiche Charakterbilder gemalt. Zudem gelingt es den Akteuren, die soziale Lage der Figuren in oft nur knappen Szenen wirklich glaubhaft zu gestalten. Was dem Ulk einige Momente mit verblüffendem Tiefgang schenkt.
Ein entscheidendes Element der Filmerzählung ist, dass Menschen aus extrem verschiedenen sozialen Schichten aufeinander treffen. Hier der Luxus, da die Armut. Daraus ließe sich mit viel billigem Klamauk eine oberflächliche Gesellschaftskarikatur basteln. Reiche Unmenschen gegen finanzschwache Unschuldsengel. Genau das aber bietet Dany Boon nicht. Er zeichnet keine Schwarz-Weiß-Bilder, sondern setzt auf Nuancen, auch auf Grautöne. Dadurch hat die grellbunte Farce gelegentlich auch einen bitteren Humor, leichte Nachdenklichkeit.
Allerdings überwiegt ein knalliger Wortwitz. So ist es wirklich brüllend komisch, wenn Dany Boon als schnieker Valentin nach dem Unfall nur noch Sch’ti reden kann und sich wie ein pubertierender Jüngling aufführt. Neben ihm brilliert insbesondere Laurence Arné („Nichts zu verschenken“) als Valentins Partnerin Constance. Sie lässt sich sogar herab, Sch’ti zu lernen, um dem Geliebten, der sie nicht mehr kennt, wieder zu erobern. Da dürften dann manchen Zuschauern neben den Tränen des Lachens auch einige der Rührung kullern.
Frankreich 2018, 107 Minuten., Regie: Dany Boon, mit Dany Boon,Laurence Arné, Pierre Richard