Ideenlos
Zu „Quartiere der Einsamkeiten“(RP vom 10. März): Eine Architektur, die in den letzten Jahren immer mehr das Auge langweilt und ermüdet. Einfallslose, uninspirierte, seelenlose Schuhschachtel-Architektur. Die angeblich hochwertigen verbauten Materialien, die angepriesene Energieeffizienz machen es auch nicht besser. Die diese Wohnschachteln umgebenden Grünlagen sind bestenfalls ein Hinweis auf Natur, spiegeln aber doch nur die Armut und die Reduktion auf das Allernotwendigste, eben irgendwie ein Dach über dem Kopf zu haben. Am fantasievollsten sind noch die werbetechnischen Anpreisungen dieser architektonischen Ideenlosigkeit. Rosemarie Krienke per Mail waltung und Kirche, umgeben von alter und neuer Wohnbebauung. Die Wände der neuen Gebäude sind aus rotem Klinker, rhythmisiert von schmalen Fenstern, über die Stirnwand der Kirche zieht sich wie bei einer Kreuzstickerei eine Vielzahl von Klinkerkreuzen. Durch die Zuordnung der einzelnen Baukörper und leichte Abweichung vom rechten Winkel ist eine Piazza entstanden, in welche sorgsam alte Bäume mit einbezogen wurden. In einem der Gebäude befindet sich im Erdgeschoss ein Café (mit bodentiefen Fenstertüren!), das auch einen preiswerten Mittagstisch anbietet. An sonnigen Tagen sitzen ganze Familien im Schatten auf den kreisrunden Bänken um die Bäume oder unter den weißen Sonnenschirmen des Cafés. Das ist kein Amüsierpublikum, das sind Menschen, die in unmittelbarer Nähe wohnen oder arbeiten, Rollstuhlfahrer aus dem Wichernhaus, türkische Mütter und ihre Kinder, Mitarbeiter der Diakonie und manchmal auch zwei Büchermacher aus Flingern. Friedolin Reske Düsseldorf