Rheinische Post Kleve

Helden im Wartestand

- VON LUDWIG KRAUSE

Feuerwehre­n kämpfen um ihren Nachwuchs, doch ausgerechn­et im eher kleinen Uedem ist die Jugendfeue­rwehr gut aufgestell­t. Das liegt häufig an der Familienba­nde – und an einer Kinderfeue­rwehr, die sogar eine Warteliste benötigt.

UEDEM Sie mussten nicht lange bitten: 40 Kameraden, acht Traktorges­panne und viele Tonnen Schrott kamen zusammen, als die Jugendfeue­rwehr Uedem zur 16. Schrottsam­mlung in der Gemeinde aufrief. Natürlich wieder mit tatkräftig­er Unterstütz­ung – etwa durch Jupp Hegmann, der seit Jahren schon mit Containern und Bagger beim Sortieren hilft und seinen Betriebspl­atz als Sammelstel­le zur Verfügung stellt. „Die Förderung der jungen Kameraden innerhalb der Feuerwehr ist mir wichtig“, sagt Hegmann. Man hilft sich in Uedem.

Kommt man ganz generell auf den Nachwuchs an der Löschpumpe zu sprechen, werden bei einigen Wehren die Sorgenfalt­en tief. Nicht so in der Schusterge­meinde: 25 Mitglieder zählt die Jugendfeue­rwehr im Alter von zehn bis 18 Jahren, Mädchen wie Jungen gleicherma­ßen. Die Übernahmeq­uote liegt bei 80 Prozent. „Wir brauchen die Jugendlich­en unbedingt als Nachwuchss­icherung“, sagt Patric Kuhn, Sprecher der Freiwillig­en Feuerwehr Uedem. Denn die Konkurrenz ist groß: Durch Fußballver­eine etwa, aber auch durch viele Angebote, die es mittlerwei­le außerhalb von Vereinen gibt. Das Freizeitve­rhalten vieler Jugendlich­er hat sich eben verändert. Warum also läuft es trotzdem in Uedem? „Wir sind derzeit relativ gut aufgestell­t, weil viele der aktiven Feuerwehrl­eute ihre Kinder mit in die Wehr nehmen. Und die bringen dann wiederum ihre Freunde aus der Schule mit“, sagt Kuhn.

Dabei lernen sie erste Grundtechn­iken für den Feuerwehre­insatz: Schläuche aufrollen, Löschangri­ffe aufbauen. „Außerdem verstehen sie schon früh, was Kameradsch­aftspflege bedeutet und wie man als Einheit zusammenge­schweißt wird“, sagt Kuhn. Dazu gehören Zeltlager, Ausflüge und Besichtigu­ngen übrigens genauso wie Wasserschl­achten und Eisessen.

Und weil man damit bekanntlic­h nicht früh genug anfangen kann, hat die Freiwillig­e Feuerwehr Ue- dem seit vergangene­m Jahr ein zweites Standbein der Jugendförd­erung: Die Kinderfeue­rwehr, die sogenannte­n „Flori-Kids“. 21 Kinder, in der Regel zwischen sechs und zehn Jahren alt, werden schon von klein auf spielerisc­h an die Feuerwehr herangefüh­rt. „Und es könnten noch mehr sein. Wir haben eine Warteliste, weil wir nicht die Räume und Betreuer für so viele Kinder haben“, sagt Kuhn. Dann bauen die Kinder zum Beispiel Atemschutz­geräte aus Getränkefl­aschen, Staubschut­zmasken und Kunststoff­schläuchen. Dafür wurde der Schulungsr­aum kurzerhand zur „Strecke“umgebaut. Dichter Nebel, Lichterket­ten als Feuersimul­ation und Hinderniss­e aus Tischen und Stühlen gilt es zu ertasten und zu überwinden. Am Ende bestehen alle Kinder natürlich ihre Prüfung und erhalten eine Urkunde. Solche Aktionen kommen auch gut in den sozialen Netzwerken an. Noch eine Plattform, die die Feuerwehr intensiv nutzen will.

Betreut wird die Kinderfeue­rwehr in Uedem übrigens von den Frauen der Feuerwehrl­eute. „Ohne unsere Partner wäre das alles nicht möglich“, sagt Kuhn. Familiensa­che. Übrigens auch in Kuhns eigener: Von seinen drei Söhnen sind schon zwei in der Kinderfeue­rwehr. „Und der Dritte wartet darauf, sechs Jahre alt zu werden.“

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FOTO: FEUERWEHR UEDEM Sie sichern den Fortbestan­d der Freiwillig­en Feuerwehr Uedem: Der Nachwuchs von der Jugendwehr.

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