Rheinische Post Kleve

Der Ball im Netz

- VON GREGOR MAYNTZ VON BIRGIT MARSCHALL VON JÖRG ISRINGHAUS NRW LIEGT BEI TV-PRODUKTION­EN VORN, SEITE A 3

Angriffe im Fußball sollen eigentlich das Geschehen auf dem Bildschirm bestimmen. Doch längst sind Cyber-Kriminelle in der Lage, die Fernseher selbst in ein Angriffsfe­ld zu verwandeln und zum Teil einer größeren Attacke zu machen. Wenn der Ball im Netz ist, hat das nicht mehr nur Bedeutung für Sieg und Niederlage in einem analogen Spiel. Denn der Fußball im Netz bedeutet, dass ein Millionenp­ublikum potenziell zum Opfer unsicherer digitaler Zugänge wird.

Jeder kann sich wappnen. Einfach mal vorstellen: Auf was alles könnten Eindringli­nge zugreifen, wenn sie über den Internetzu­gang des Smartferns­ehers Web-Kameras, Mikrofone zur Sprachsteu­erung oder auch andere Rechner im Haus entern. Also kann auch jeder den Angreifern die Rote Karte zeigen und alles deaktivier­en, was er nicht zum Gucken braucht.

Aber auch Politik und Wirtschaft sind in einer fußballbeg­eisterten Nation gefordert, digitales Foulspiel stärker zu verfolgen. Es braucht ganz praktische Werkzeuge: Der seriöse Check, ob das Fernsehger­ät sicher oder schon infiziert ist, muss so schnell und so einfach werden, wie das Öffnen der nächsten Dose Bier zur zweiten Halbzeit. BERICHT BUNDESAMT FORDERT SICHERE TV-GERÄTE, TITELSEITE

Die große Koalition hat zwar versproche­n, dass sie die Nullversch­uldung im Haushalt beibehalte­n will, doch ihre Steuerplän­e sind gleichzeit­ig so angelegt, dass dieses Ziel schon in der nächsten Legislatur­periode nur noch schwer erreichbar sein wird. Denn die Kosten des Soli-Abbaus, der Kindergeld-Erhöhung, des Baukinderg­eldes, der vielen Rentenplän­e und der anderen geplanten Projekte etwa bei der Wohnungsba­uförderung nehmen jedes Jahr zu und werden künftig immer größere Löcher in den Bundeshaus­halt reißen. Die Groko denkt nur bis 2021, nach dem Motto: Nach uns die Sintflut.

Angesichts der weiterhin stabilen Konjunktur kann der Staat über zu geringe Einnahmen wahrlich nicht klagen. In solchen Zeiten wird die Politik bequem. Sie packt den Haushalt nicht an, denkt nicht an anstrengen­de und umstritten­e Umstruktur­ierungen. Doch gerade in guten Zeiten müsste der Haushalt eigentlich strukturel­l umgebaut, also konsolidie­rt werden – die sogenannte­n konsumtive­n Ausgaben müssten begrenzt, die investiven erhöht werden. Doch das ist nicht mehr als ein frommer Wunsch. BERICHT GROKO-STEUERPLÄN­E WERDEN AB 2021 . . ., TITELSEITE

KNach uns die Sintflut

Mut zum Risiko

ulturförde­rung ist immer eine Gratwander­ung. Wirtschaft­liche Erwartunge­n konkurrier­en mit der Aufgabe, kreative Wagnisse zu ermögliche­n. Kippt das System zur einen wie zur anderen Seite, wird es heikel. Film- und TV-Förderung darf nicht nur daran gemessen werden, was finanziell hängenblei­bt: Wenn NRW-Filmstiftu­ngschefin Petra Müller sagt, dass jeder ausgegeben­e Euro dreifach ins Land zurückflie­ßt, klingt das sehr gut, ist aber am Ende ein Schätzwert – der jedoch die Denkart zeigt, was als Erfolg verbucht wird.

Dies birgt die Gefahr, dass vor allem das gefördert wird, was Rendite verspricht. Dass NRW bei TV-Produktion­en bundesweit vorne liegt, gerade im Bereich Entertainm­ent, ist eine tolle Entwicklun­g. Doch müssen Produktion­en für gebührenfi­nanziertes Fernsehen wie „Gladbeck“noch gesondert unterstütz­t werden? Ganz klar: Es ist gut, dass das Land Geld in die Filmbranch­e investiert. Bei der Auswahl der Projekte sollte aber auch der Mut zum kreativen Risiko eine Leitlinie sein, der mögliche kulturelle Ertrag also dem wirtschaft­lichen gleichgest­ellt werden. BERICHT

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