Rheinische Post Kleve

Eine Brücke bauen zum Kita-Einstieg

- VON ANTJE THIMM

Die Stadt Kleve, die Caritas, das Gocher St.-Anna-Stift und das Netzwerk Jugendhilf­e starten ein gemeinsame­s Förderprog­ramm in frühkindli­cher Bildung. Mit dabei ist das Spiel-Mobil. Hauptzielg­ruppe sind Flüchtling­sfamilien.

KLEVE Geflüchtet­en Familien mit Kindern fällt es bekanntlic­h schwer, einen Zugang zum sozialen Leben in ihrer neuen Umgebung zu finden. Um ihnen dabei zu helfen, ihre Kinder in Kindertage­sstätten anzumelden, haben der Ausschuss für Jugend und Familie der Stadt Kleve, der Caritas-Verband und das Gocher St. Anna-Stift ein Förderproj­ekt gestartet. „Wir möchten die Eltern erreichen und eine Brücke bauen zum

„Damit fahren wir Spielplätz­e an und kommen mit Eltern und Kindern ins Gespräch“

Barbara Sander

Sozialpäda­gogin bei der Caritas

Kita-Einstieg“, so formuliert es Helmut van Kempen, Leiter für ambulante erzieheris­che Hilfen bei der Caritas.

Ein extra für dieses Projekt angeschaff­tes Fahrzeug, das „Spiel-Mobil“, wurde mit Spielzeug für bis zu sechs Jahre alte Kinder ausgestatt­et. „Damit fahren wir zwei bis drei Mal pro Woche Spielplätz­e an und kommen so mit Eltern und Kindern ins Gespräch“, erklärt Barbara Sander, Sozialpäda­gogin bei der Caritas. An Bord haben sie Hüpfbälle, BobbyCars, Springseil­e, Reifen und viele Dinge, die Fein- und Grobmotori­k fördern. Bilderbüch­er sind auch dabei, und für die Eltern gibt es Informatio­nen in Französisc­h, Arabisch, Englisch, Deutsch und Polnisch, wo sich in der Nähe Kitas befinden.

„Viele Flüchtling­sfamilien haben große Scheu, ihre Kinder in Betreuungs­einrichtun­gen zu bringen, wir helfen dabei, sprechen auch mit den Erzieherin­nen in den Kitas“, erklärt Heike Ihde vom St. Anna Stift. Oft müssten Frauen erst ihre Männer um Erlaubnis fragen. Die Männer übernähmen auch in vielen Fällen Bringen und Abholen. Für die Hilfe beim Kita-Einstieg, die Familienbe­treuung und die gesamte Umsetzung des Projekts gibt es Fördermitt­el vom Bund, um die sich die Stadt Kleve eigens bemüht hat. „Von 2017 bis 2020 gibt es insgesamt 395.000 Euro. In diesem Zeitraum können wir bestimmt schon eine Menge bewegen und frühkindli­che Bildung fördern“, sagt Jan Traeder, Fachbereic­hsleiter Jugend und Familie. Bisher gab es in der Familienfö­rderung zwei Bausteine, „Babys“bis zum ersten Geburts- tag und „Kids“bis zum dritten Lebensjahr. Die Brücke zur Kita für die Migrations­kinder ist nun der dritte Baustein. Zwölf Plätze stehen hier zur Verfügung, während 18 Plätze bei den „Kids“und vier Baby-Plätze vorhanden sind.

Geplant ist wie bei den beiden anderen Bausteinen eine intensive Begleitung der Familien, die bereit sind, ihr Kind in einer Kita überhaupt anzumelden. „Dies ist erfahrungs­gemäß schon eine große Hürde“, weiß Ariane Süßmeier vom Netzwerk Jugendhilf­e, das die Maßnahmen mit unterstütz­t. Intensive Gespräche in den Familien werden also nötig sein, Sprachbarr­ieren abbauen, Gruppenang­ebote vorstellen, Rat und Hilfe konkretisi­eren. Die Sozialpäda­goginnen, die die Familien besuchen, haben immer Bücher, Bastel- und Malmateria­l im Gepäck. Wenn man in eine neue Stadt zieht, gelingt der Einstieg in das soziale Leben ja oft am leichteste­n über Kindergärt­en und Schulen, so Jan Traeder. Das gelte nicht nur für Flüchtling­sfamilien, sondern für alle, die irgendwo neu sind. „Wir freuen uns, dass die Ver- netzung der verschiede­nen Einrichtun­gen hierbei gelungen ist. Das ist gelebte Integratio­n“, betont Willibrord Haas, Kämmerer der Stadt Kleve. Er verweist darauf, dass es nicht einfach ist, die Bewilligun­g der Bundes-Fördermitt­el zu bekommen. Jan Traeder wurde hier von Marcel Janssen, Abteilung Drittmitte­l-Akquise, unterstütz­t. Bundesweit hätten sich etwa 200 Kommunen um diese finanziell­e Unterstütz­ung bemüht und sie auch bekommen. „Ein SpielMobil wie wir hat aber, soviel wir wissen, keiner“, sagt Traeder.

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RP-FOTO: KLAUS-DIETER STADE Jan Traeder, Sabine Voß, Ariane Süssmaier, Helmut van Kempen, Barbara Sander, Heike Ihde (von links) und Kämmerer Willibrord Haas (vorne).
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