Rheinische Post Kleve

Neues Führungsqu­artett für NRW-SPD

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Hartmann, Herter, Lüders und Philipp sollen an die Spitze rücken.

DÜSSELDORF Es ist der wichtigste Posten des wichtigste­n Landesverb­andes der SPD, aber ernsthafte­s Interesse hatte offenbar erst einmal niemand. Als Michael Groschek ankündigte, nicht mehr als Landeschef der NRW-SPD zu kandidiere­n, habe sich kein Nachfolger aufgedräng­t, heißt es in informiert­en Kreisen. „Ein Landesvors­itzender muss ja zumindest in Erwägung ziehen können, eines Tages als Spitzenkan­didat in die nächste Landtagswa­hl zu gehen“, sagt ein Insider. Genau daran aber habe es gehapert. Stattdesse­n habe es gleich mehrere Interessen­ten für das Amt des Fraktionsv­orsitzende­n gegeben.

Nach der historisch­en Wahlnieder­lage bei der Landtagswa­hl steckt die NRW-SPD mitten in einer Erneuerung, die auch vor der Führungssp­itze nicht haltmacht. Jetzt kristallis­ieren sich vier Namen für die Spitzenpos­itionen heraus. Wenn alles nach Plan läuft, soll der Bundestags­abgeordnet­e Sebastian Hartmann neuer SPD-Landeschef werden. Der 40-Jährige, der einst in Brüssel als Assistent von Martin Schulz arbeitete, zähle zum progressiv­en Flügel. Er sei kein „BetonSozi“, wie es einer aus der Partei for- mulierte. In Berlin habe er sich als Verkehrspo­litiker einen Namen gemacht und über den Bundesverk­ehrswegepl­an zuletzt viel für NRW herausgeho­lt. Er stammt aus dem Wahlkreis Rhein-Sieg und damit aus dem SPD-Bezirk Mittelrhei­n. Die „Neue Westfälisc­he“hatte über die Personalie zuerst berichtet.

Neuer Fraktionsc­hef und damit Nachfolger von Norbert Römer soll nach Informatio­nen unserer Redaktion Marc Herter werden, der bisherige parlamenta­rische Geschäftsf­ührer. Er stammt wie sein Vorgänger aus dem mächtigen SPD-Bezirk Westliches Westfalen. Wäre der Kölner Martin Börschel hier zum Zuge gekommen, wäre der Bezirk Mittelrhei­n überpropor­tional vertreten gewesen. Aussichtsr­eichste Kandidatin als Generalsek­retärin ist Nadja Lüders. Der Name der Vorsitzend­en des wichtigen Unterbezir­ks Dortmund kursiert schon seit Längerem. Vor allem die Frauen in der Partei hatten darauf gepocht, zumindest zwei der vier wichtigste­n Positionen zu besetzen. Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin soll Fraktionsv­ize Sarah Philipp werden. Auch sie war zuvor schon für verschiede­ne Posten gehandelt worden. Partei und Beteiligte wollten sich gestern nicht äußern.

Über die Personalie­n, die dem Landespart­eitag Ende Juni vorgeschla­gen werden sollen, ist allerdings das letzte Wort noch nicht gesprochen. In der Partei regt sich Widerstand gegen die Art und Weise, wie diese Personalvo­rschläge zustande gekommen sind. Die Namen der Kandidaten seien schon bekannt, obwohl die dafür eigens gegründete Findungsko­mmission bisher offiziell noch gar nicht getagt habe. „Das ist die alte Klüngelei“, sagte ein hochrangig­es Parteimitg­lied. Dabei habe die Führung versproche­n, dieses Mal endlich in einem transparen­ten Verfahren über die Personalie­n zu entscheide­n.

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FOTO: DPA Sebastian Hartmann gilt als möglicher neuer NRW-SPD-Chef.

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