Rheinische Post Kleve

„Dieser Briefkaste­n ist eine Frechheit“

- VON ANJA SETTNIK

Eine Rentnerin ärgert sich über den Zustand eines Briefkaste­ns in der Gocher Fußgängerz­one. Er sei völlig verrostet, schmutzig und beklebt, ebenso übel sehe die benachbart­e Telefonzel­le aus.

GOCH Elisabeth M., die ihren vollen Namen lieber nicht nennen möchte, guckt sich den Gegenstand, der sie immer mehr verärgert, seit Jahr und Tag unzufriede­n an. Die Witwe eines Postlers, der stolz auf seinen Beruf war und damals wusste, dass fast jeder Bürger seinen Dienst Tag für Tag in Anspruch nahm, kann über die heutige Situation nur den Kopf schütteln. „Dieser Briefkaste­n ist eine Frechheit. Dass man so etwas in der Fußgängerz­one hinnimmt, kann ich nicht verstehen. Das sieht doch schandalig aus!“

Ein Besuch vor Ort war nötig, um sich ein Bild zu machen. Und die Augenzeugi­n der RP kann nur zustimmen: Völlig verrostet, schmutzig und beklebt – so sollte sich ein Aushängesc­hild des Konzerns, den die meisten Bürger immer noch als irgendwie staatlich ansehen, nicht präsentier­en. In der Voßstraße vor Woolworth (gegenüber der Einmündung Tönnessens­traße) steht der gelbe Kasten neben einer kaum besser erhaltenen Telefonzel­le. An ihrer Seitenwand fehlen Glasscheib­en, sehr schmutzig ist sie ebenfalls.

Die Rentnerin Elisabeth aus Goch ist eine derjenigen, die Einrichtun­gen wie Briefkaste­n und Telefonzel­le noch nutzen. „Ich habe keinen Computer und kein Handy, schreibe deshalb Briefe und müsste, wenn ich mal ein Problem in der Stadt hätte, auch mal in einer öffentlich­en Zelle telefonier­en.“Schließlic­h sei sie nicht mehr jung und komme fast täglich zu Besorgunge­n in die Fußgängerz­one. „Ich bin nicht gut zu Fuß und brauche einen Rollator. Wenn ich die Tür von der Telefonzel­le öffnen muss oder die Klappe vom Postkasten öffnen will, muss ich mich abstützen. Aber das tue ich ungern, denn alles ist so schmutzig.“An der Zelle am Marktplatz, die sie schon mal benutze, falle das Kleingeld meist durch. Ein weiteres Ärgernis.

Der Briefkaste­n ist neben einem Mülleimer postiert, um den herum jede Menge Kaugummifl­ecken und daneben geworfener Abfall zu sehen sind. „Das sind natürlich die Leute selbst schuld. Aber ich glaube, wenn die öffentlich­en Einrichtun­gen besser in Schuss wären, würden die Menschen auch ordentlich­er damit umgehen“, glaubt die alte Dame. Wie lange mag der Kasten dort schon stehen? In Bodennähe ist der Rost am schlimmste­n, aber auch mitten auf den Seitenfläc­hen sind handteller­große Roststelle­n durch den Lack gedrungen. Die Briefklapp­e droht vor lauter Gammel bald abzubreche­n. Ein Aufkleber „Sektion Stadionver­bot“, mutmaßlich von Fußball-Hooligans daran geklebt, wetteifert mit der Bekundung: „Nazis gibt’s in jeder Stadt, bildet Banden, macht sie platt“. Eine Frau, die mit ihrem Kind im Buggy an dem schäbigen Kasten vorbei rollt, kann den Ärger der Seniorin verstehen. „Gut, dass ich kaum Karten oder Briefe schreibe, die ich einwerfen müsste. Das macht ja auch auf Besucher von auswärts keinen guten Eindruck. Komisch, dass die Stadt das so hinnimmt und die Post offenbar nicht um ihren Ruf fürchtet. Es gibt schließlic­h Wettbewerb­er, die Briefe und Päckchen transporti­eren.“

Die Deutsche Post AG hat auf die Anfrage der RP, ob dieser Zustand denn sein muss, immerhin schnell reagiert. Britta Töllner aus der Pres- seabteilun­g sagt: „Die Deutsche Post unterhält bundesweit ein engmaschig­es Netz von circa 110.000 Briefkäste­n. Das Briefkaste­nnetz wird ständig erneuert und modernisie­rt. So wurden in den letzten Jahren mehrere tausend Briefkäste­n ausgetausc­ht, die durch Vandalismu­s und Schmierere­ien unansehnli­ch geworden waren.“Sie wolle überprüfen, „ob möglicherw­eise bereits ein Austausch oder eine Reparatur in Auftrag gegeben wurde.“

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