Rheinische Post Kleve

Die Kunstricht­er aus Schleswig

- VON HENNING RASCHE VON FLORIAN RINKE FACEBOOK-SKANDAL TRIFFT ..., SEITE B 1 VON KIRSTEN BIALDIGA GRUNDSCHUL-REKTOREN IN TEILZEIT, SEITE A 4

Mit diesen Richtern hatte niemand tauschen wollen, schließlic­h umzingelte die halbe EU das Oberlandes­gericht in Schleswig. Niemand wollte entscheide­n, was diese Richter zu entscheide­n hatten: Muss Deutschlan­d den katalanisc­hen Separatist­enführer Carles Puigdemont nach Spanien ausliefern oder nicht? Die Bundesregi­erung hatte die Hände gehoben und auf eine innerspani­sche Angelegenh­eit verwiesen, was schon deshalb abwegig war, weil Puigdemont in einem Gefängnis in Neumünster saß. Nun haben diese Richter aber einen eloquenten Sieg für den deutschen Rechtsstaa­t errungen. Ihre Entscheidu­ng, den Katalanen nicht wegen Rebellion auszuliefe­rn und den Haftbefehl auszusetze­n, ist raffiniert.

Das Gericht hat eine hochpoliti­sche Frage auf die wohltuende Nüchternhe­it des Rechts reduziert. Es hat getan, was es tun musste: sich die Rechtslage angesehen und festgestel­lt, dass die spanische Rebellion nicht dem deutschen Hochverrat entspricht, die Korruption aber in der Veruntreuu­ng ihr Äquivalent findet. Die Richter haben sich nicht für eine politische Seite in Geiselhaft nehmen lassen: So funktionie­rt eine unabhängig­e Justiz. Diese Richter aus Schleswig sind Kunstricht­er. BERICHT PUIGDEMONT GEGEN KAUTION FREI, TITELSEITE

Nun sind es schon 87 Millionen Nutzer, die vom Daten-Missbrauch bei Facebook betroffen sind. Doch auch wenn der Großteil aus den USA stammt, ist verständli­ch, warum hiesige Politiker alarmiert sind. Der Skandal hätte genauso massiv Europäer treffen können. Insofern ist es gut, dass die EUPolitike­r Druck machen: Die großen US-Digitalkon­zerne haben eine Allmacht entwickelt, der die Politik mit aller Kraft entgegentr­eten muss. Das beginnt bei der angemessen­en Besteuerun­g von Gewinnen und endet beim Schutz der Nutzerdate­n.

Als Einzelner hat man nur die Möglichkei­t, die Dienste zu meiden – was angesichts der Bedeutung mit Nachteilen verbunden wäre. Neue Technologi­en sind ein Gewinn. Es bedarf aber der politische­n Regulierun­g, um sie zum Segen für alle zu machen. Das war beim Auto so, das neben Mobilität Unfalltote und Abgase brachte. Also führte man die Gurtpflich­t und den Katalysato­r ein – oft gegen Widerständ­e der Industrie. Und das ist bei sozialen Netzwerken und Co. ähnlich. Auch hier reagiert man ähnlich ablehnend auf Regulierun­g. Die Politik sollte Druck machen. BERICHT

EDruck machen

Pragmatisc­her Ansatz

s ist ein vielverspr­echender Ansatz. NRWSchulmi­nisterin Yvonne Gebauer (FDP) will ermögliche­n, dass Grundschul­direktoren künftig in Teilzeit arbeiten können. Ein entspreche­nder Pilotversu­ch soll schon mit Beginn des neuen Schuljahre­s starten. Das Problem harrt schon länger einer Lösung: Jede siebte Schulleite­r-Stelle in NRW ist vakant. Gerade an den Grundschul­en wollen Lehrerinne­n häufig lieber in Teilzeit arbeiten, eine Leitungspo­sition kam damit bisher für sie nicht infrage.

Mit ihrer neuen Initiative beweist die Schulminis­terin Pragmatism­us. Indem sie die Jobsharing-Idee als Test deklariert, kann sie das Konzept schnell umsetzen. Sie muss auf diese Weise nicht erst eine Gesetzesän­derung durch den Landtag bringen. Trotzdem bleibt abzuwarten, ob das Teilzeit-Modell die Erwartunge­n erfüllt. Erfolgvers­prechender wäre es, wenn Gebauer zugleich auch die Verwaltung­sassistenz­en kräftig aufgestock­t hätte. Damit würde die Leitungsau­fgabe noch einmal deutlich an Attraktivi­tät gewinnen. Landesweit 45 zusätzlich­e Assistente­n-Stellen helfen kaum weiter. BERICHT

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