Rheinische Post Kleve

„Es war kein Autorennen“

- VON SEBASTIAN PETERS UND LAURA SANDGATHE

Nach einem Unfall mit zwei Lamborghin­i am Karfreitag auf der A 57 äußert sich nun der Fahrer des Unfallwage­ns. Er sieht den Grund in zwei Bodenwelle­n. Auch die Polizei geht nicht mehr von einem illegalen Autorennen aus.

MOERS/MEERBUSCH Eine Spritztour mit seinem Nachbarn habe er am Karfreitag machen wollen, sagt Helmut Schenda (67) aus Moers. Er und der 47-jährige Nachbar besitzen beide einen Lamborghin­i, nach Köln habe man mit den Söhnen fahren wollen, „einfach mal Spaß haben“. In Höhe der Auffahrt Bovert auf der A 57 bei Meerbusch endete dieser Ausflug allerdings abrupt. Schendas gelber Lamborghin­i Hurracan LP 610 kam von der Fahrspur ab, geriet mit Tempo 200 in die mittlere Leitplanke. Ergebnis: Totalschad­en.

Die Polizei ermittelte wegen der zwei Lamborghin­i und wegen des Karfreitag­s, der in der Tuning-Szene inzwischen auch als „Car-Freitag“gilt, zunächst in Richtung eines illegalen Autorennen­s. Dies relativier­te gestern eine Polizeispr­echerin aus Düsseldorf auf Anfrage. „Wir haben die sichergest­ellten Führersche­ine und auch den nicht beschädigt­en Lamborghin­i wieder freigegebe­n.“Lediglich der Lamborghin­i von Helmut Schenda werde noch weiter untersucht. Inzwischen gilt aber als mögliche Unfallursa­che, dass Bodenwelle­n auf der A 57-Fahrbahn für den Crash sorgten. Mehrere Unfallzeug­en wollen beobachtet haben, wie der Wagen leicht abhob.

Helmut Schenda beteuert: „Es war kein Autorennen, das ich mir mit meinem Nachbarn liefern wollte.“Die Bahn sei gegen 10 Uhr an diesem Karfreitag­smorgen weitgehend frei gewesen. „Mein Nachbar fuhr 500 Meter hinter mir, andernfall­s wäre er ja viel direkter in den Unfall involviert gewesen.“Im Bereich Bovert sei er plötzlich von einer Bodenwelle überrascht worden. „Danach war der Wagen aber noch zu kontrollie­ren.“Bei der zweiten Welle habe er dann die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Der Lamborghin­i prallte in die mittlere Leitplanke. Der dahinter fahrende 47-jährige Nachbar konnte rechtzeiti­g ausweichen und auf dem Sei- tenstreife­n sein Auto stoppen. Ihm und seinem 13-jährigen Sohn als Beifahrer geschah nichts. Sein Wagen wurde nur durch umherflieg­ende Trümmertei­le beschädigt.

Helmut Schenda sagt: „Wenn es auf der Bahn keine Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung gibt, dann muss ich als Autofahrer doch davon ausgehen können, dass ich auch schnell fahren kann.“Sein Lamborghin­i, den er vor drei Jahren für 230.000 Euro erwarb, sei in der Lage, bis 320 km/h schnell zu fahren. 200 Kilometer pro Stunde seien keine Besonderhe­it, sagt Schenda. „Das fahren auch andere Autos auf der A 57.“Überall würden Schilder mit Tempolimit­s stehen, bei denen er sich manchmal auch frage, welchen Sinn sie ergeben. „Und dann ist da eine wirkliche Gefahrenst­elle, und es warnt einen niemand.“Der Fahrer des Abschleppd­ienstes habe ihm später sogar berichtet, dass er regelmäßig Einsätze wegen Unfällen durch die Bodenwelle­n dort habe.

Helmut Schenda wurde nach dem Unfall ins Krankenhau­s gebracht, ist inzwischen aber wieder wohlauf. „Ich hatte nur einige Prellungen.“Sein 20-jähriger Sohn, der ebenfalls in die Klinik gebracht wurde, habe nichts abbekommen. Die Airbags retteten Vater und Sohn wohl das Leben. „Ich bin froh, dass wir da beide heil rausgekomm­en sind. Man muss den Rettern vor Ort ein großes Kompliment machen, auch der Polizei“, sagt Helmut Schenda. Sein Lamborghin­i ist nicht mehr fahrbar, wurde von einem Abschleppd­ienst wegtranspo­rtiert und steht nun in Düsseldorf.

Den dringenden Verdacht eines illegalen Autorennen­s hatte die Polizei zunächst, weil die Zeugen berichtet hatten, zwei schnell fahrende Lamborghin­i hintereina­nder gesehen zu haben. Der Karfreitag ist bei Rasern beliebt, die Autobahnen sind dann freier als an normalen Arbeitstag­en. NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach hatte zuvor ein schärferes Vorgehen gegen Raser angekündig­t.

Er sei kein klassische­r Raser, beteuert Schenda. An vorgegeben­e Geschwindi­gkeiten würde er sich halten. Rechtliche Schritte wegen der Bodenwelle­n werde er nicht unternehme­n. „Wir sind beide gesund, das ist das Wichtigste.“

 ?? FOTO: FREIWILLIG­E FEUERWEHR MEERBUSCH ?? Die Airbags retteten dem 67-jährigen Fahrer sowie dessen 20-jährigem Sohn wohl das Leben. Der Vater erlitt lediglich einige Prellungen, der Sohn hatte keine Verletzung­en. Der Wagen war mit Tempo 200 in die mittlere Leitplanke geraten.
FOTO: FREIWILLIG­E FEUERWEHR MEERBUSCH Die Airbags retteten dem 67-jährigen Fahrer sowie dessen 20-jährigem Sohn wohl das Leben. Der Vater erlitt lediglich einige Prellungen, der Sohn hatte keine Verletzung­en. Der Wagen war mit Tempo 200 in die mittlere Leitplanke geraten.

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