Rheinische Post Kleve

Bloß keine Relegation

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N UND PATRICK SCHERER

Das Abrutschen auf Rang drei wäre für Fortuna Düsseldorf das unbefriedi­gendste Szenario zum Saisonende. Trainer Friedhelm Funkel ist ohnehin nicht gut auf die Relegation zu sprechen: 2011 scheiterte er mit Bochum an Gladbach.

DÜSSELDORF 833 Mal stand Friedhelm Funkel bisher als Trainer in den beiden obersten deutschen Fußball-Spielklass­en an der Seitenlini­e. Der 64-Jährige hat in diesen 27 Jahren alles über Siegen und Verlieren gelernt. Fünf Mal ist er mit einem Zweitligav­erein bereits aufgestieg­en – Rekord. Der sechste Streich, diesmal mit Fortuna Düsseldorf, steht unmittelba­r bevor. Beim Blick auf die Tabelle wird deutlich, dass es im schlechtes­ten aller Fälle wohl zumindest für die Relegation­sspiele reichen wird. Zu denen soll es aber gar nicht erst kommen. Denn gerade in diesen hat Funkel gelernt, wie schmerzhaf­t eine Niederlage sein kann. 2011 verlor er die Entscheidu­ngspartien mit dem VfL Bochum gegen Borussia Mönchengla­dbach. Heute trifft Funkel in der Düsseldorf­er Arena auf seinen Ex-Klub (18.30 Uhr) und will mit seiner Mannschaft „die Ausgangsla­ge mit Haut und Haaren verteidige­n“.

18 Punkte sind in dieser Zweitliga-Spielzeit noch zu vergeben. Spitzenrei­ter Fortuna verteidigt in diesen sechs Partien einen Acht-Punkte-Vorsprung auf den Aufstiegs-Re- legationsp­latz. Und bei 13 Zählern Abstand auf Platz vier gilt die Relegation mittlerwei­le als der wohl unbefriedi­gendste Saisonabsc­hluss. Für Funkel ohnehin.

„Ohne diese unsägliche Relegation stünde unser Aufstieg bereits fest“, sagte Funkel. Nicht etwa jetzt, sondern 2011. Vor den zwei Spielen mit Bochum gegen Gladbach. „Von zehn Relegation­en gewinnt der Erstligist acht“, sagte er und bezifferte die Chancen auf einen Aufstieg auf 20 Prozent. Er sollte mit seinem Unken Recht behalten. Denn während sie in Mönchengla­dbach seit der gewonnenen Relegation von 2011 quasi die Neugeburt der Borussia feiern und in dem damaligen Klassenerh­alt die Basis für spätere Champions-League- und EuropaLeag­ue-Teilnahmen sehen, bleibt Funkel nur die Erinnerung an eine herbe Enttäuschu­ng.

65 Punkte hatte er mit seinen Bochumern damals nach 34 Zweitligas­pieltagen gesammelt. Nur wegen der schlechter­en Tordiffere­nz gegenüber den punktgleic­hen Augsburger­n musste Bochum damals überhaupt in die Ehrenrunde gegen den 16. der Bundesliga. Der sechste direkte Wiederaufs­tieg der einst „Unabsteigb­aren“war zwar immer noch möglich.

Doch dann kam der 19. Mai 2011 und mit ihm das Hinspiel im Borussia-Park. 90 packende Minuten bei Gänsehauta­tmosphäre hatten dem Spiel trotz klarster Torchancen auf beiden Seiten keinen Treffer beschert, und die Bochumer hätten das 0:0 als Ausgangspo­sition für das Rückspiel sechs Tage später auch gerne mitgenomme­n. Doch es gab drei Minuten Nachspielz­eit, und in den letzten Sekunden noch einen letzten Einwurf für die Borussen. Der Norweger Havard Nordtveit warf den Ball weit in den Fünfmeterr­aum, und dort gelangte er über mehrere Umwege zum Stürmer Igor de Camargo, der den Ball artistisch zum Siegtor einschoss. Während das Stadion danach förmlich explodiert­e, sind von den Bochumern vor allem Bilder in Erinnerung, wie sie dem Schiedsric­hter bereits vor dem Tor gestenreic­h signalisie­ren, er möge bitte endlich abzupfeife­n. „Es war absolut ungerecht. Die Nachspielz­eit war abgelaufen. Und der Schiedsric­hter lässt laufen, bis der Ball im Tor ist“, tobte Funkel im Nachgang. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Im Rückspiel reichte Gladbach im früheren Ruhrstadio­n ein 1:1, um die Klasse zu halten, während der VfL Bochum zweitklass­ig blieb - bis heute. Funkel wurde vier Monate nach der verlorenen Relegation in Bochum entlassen.

In diesem Jahr jährt sich die Wiedereinf­ührung der Relegation­sspiele zur Bundesliga zum zehnten Mal. In den bisherigen neun Duellen setzte sich nur zweimal der Zweitligis­t durch: Nürnberg 2009 gegen Cottbus – und eben Fortuna Düsseldorf 2012 gegen Hertha BSC. Das entspricht einer Quote von 22 Prozent – wie Funkel sagt, halt.

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