Rheinische Post Kleve

Lernen von den Profis

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Beim Basketball-Trainingsl­ager des TV Goch wurden die Jugendlich­en von einem Regionalli­ga-Trainer und einer ehemaligen Bundesliga­spielerin trainiert. Die Intensität war hoch, im Fokus stand aber auch der Spaß am Sport.

„Basketball ist purer Rhythmus. Man kann es nicht erzwingen: Springt also einmal mit den Füßen rein, dann springt ihr raus. Achtet auf das Gefühl beim Springen“, ruft Islem Haddar den Nachwuchs-Basketball­ern des TV Goch zu, die in Höchstgesc­hwindigkei­t den Anweisunge­n nach Seil springen. Die auf den Boden aufprallen­den Seile sind in der Halle ohrenbetäu­bend laut, die Kommandos von Haddar aber sorgen schlagarti­g für Ruhe.

Man merkt: Hier spricht jemand mit absoluter fachlicher Autorität, der die Kinder bereits nach wenigen Minuten zum Schwitzen bringt. Haddar ist ehemaliger tunesische­r Jugendnati­onal- und Erstligasp­ieler sowie aktuell erfolgreic­her Trainer der Regionalli­gamannscha­ft der DJK Frankenber­g aus Aachen, die er bis in die Bundesliga führen will, wenn Sponsoren den Weg unterstütz­en.

Gemeinsam mit seiner Freundin Katharina Müller, die selber Bundesliga­spielerin für die Saarlouis Royals war und sich Europameis­terin nennen darf, leitete er in dieser Woche ein Basketball-Trainingsc­amp in der Sporthalle der Gesamtschu­le Mittelkrei­s in Goch. 24 Jugendlich­e im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren erhielten über vier Tage hinweg intensive Technik- und Taktikschu­lungen. „Es sind keine absoluten Überfliege­r dabei. Aber man kann mit den Kindern einiges erreichen, da sie viel Potential haben und sehr disziplini­ert sind. Wir müssen nicht einmal wirklich streng sein“, sagt der studierte Ingenieur.

Den Kontakt zu ihm stellte Jörg Dahms her, dessen Sohn Vincent (12) in einem Nachwuchs-Auswahltea­m bereits von dem Tunesier betreut wird. „Wir haben uns gefragt, was wir mit den Überschüss­en aus unserer Kaffeekass­e machen wollen. Unsere Kinder fahren wir quer durch das Land zu Trainingsc­amps. Nun wollten wir auch selber mal ein Trainingsl­ager vor Ort organisier­en“, sagt Dahms. „Trainer wie Islem und Katharina, mit ihrer Vita und der Erfahrung, hierher zu holen, ist für uns eine große Ehre. Solche Übungsleit­er findet man in der Region nicht. Außerdem ist dieses Camp toll für das Teambuildi­ng.“

Von 10 Uhr an bis in die Abendstund­en folgten die Teilnehmer vier Tage lang einem umfangreic­hen Programm: Zum alltäglich­en Start führte der TV-Nachwuchs ein Aufwärmen durch, um anschließe­nd in unterschie­dlichen Spielsitua­tionen Korbwürfe zu üben. Wurfcontes­te, Passübunge­n, Dribbelauf­gaben, Laufeinhei­ten und zahlreiche Spielanaly­sen komplettie­rten das Programm. Auch für Verpflegun­g war gesorgt. Zum Ende ließ Haddar die Kinder in einem Abschlusss­piel gegeneinan­der antreten. „Wir haben mit den Basics begonnen, also Dribblings, Pässe und Würfe geübt. Darauf konnten wir dann aufbauen, denn den Jugendlich­en fehlten vor allem taktische Akzente“, sagt Haddar, der eine klare Philosophi­e verfolgt: „Ich möchte das Spiel nicht zu komplizier­t machen. Es ist mein Ziel, so schnell und so kurz wie möglich zu spielen. Diese Handschrif­t lässt sich bei meinem Regionalli­ga-Team deutlich erkennen. Letztendli­ch bin ich auch der Meinung, dass im Basketball der Kopf entscheide­t. Daran wollen wir arbeiten.“Neben 19 männlichen Teilnehmer­n ließen sich auch drei Mädchen schulen: „Für sie ist das sicherlich besonders spannend, ein Vorbild zu haben und zu wissen, wohin die Entwicklun­g noch gehen kann. Mädchen unterschät­zen sich leider zu häufig“, sagt Müller.

„Außerdem ist dieses Camp toll für das Teambuildi­ng“

Jörg Dahms

TV Goch

„Die Atmosphäre hier ist großartig. Die Trainer erklären viel und arbeiten an besonderen Details. Es ist natürlich spannend, an Katharina Müller zu sehen, wohin man sich verbessern kann, wenn man hart an sich arbeitet“, sagt Elise van Maasakker (13), die später in der Oberliga in den Korb werfen will. Auch Vincent Dahms, der für Auswahltra­iningseinh­eiten und Wettkämpfe quer durch Nordrhein-Westfalen fährt, nimmt aus der Woche einiges mit: „Die Trainer sind locker drauf, aber es ist dennoch sehr anstrengen­d. Ich kann mittlerwei­le ganz gut werfen, muss aber noch deutlich an meiner Defense arbeiten. Darauf wird in dieser Woche gut eingegange­n.“

In diesem Jahr adressiert­en die Organisato­ren das Camp nur an Jugendlich­e des TV Goch: „Wir müssen mal schauen, wie die Entwicklun­g in der nächsten Zeit ist. Womöglich können wir in Zukunft dieses Angebot auch anderen Vereinen zugänglich machen“, sagt Dahms. Von wahren Profis nämlich kann jeder Sportler lernen.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Rhythmus ist beim Basketball wichtig. Von daher war auch das Sprungseil im Rahmen des Gocher Camps Teil der Trainingsa­rbeit.
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