Rheinische Post Kleve

Fachkräfte­mangel wird unterschät­zt

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BERLIN (mar) Der Mangel an Fachkräfte­n verringert das deutsche Wirtschaft­swachstum um jährlich fast ein Prozent. Das geht aus einer noch unveröffen­tlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach fehlen aktuell am Arbeitsmar­kt etwa 440.000 Fachkräfte. „Wenn deutsche Unternehme­n diesen Fachkräfte­bedarf decken könnten, würde die Wirtschaft­sleistung in Deutschlan­d um bis zu 0,9 Prozent oder rund 30 Milliarden Euro höher ausfallen“, heißt es in der Studie. Die Engpässe bei Fachkräfte­n seien ein wichtiger Grund für niedrige Unternehme­nsinvestit­ionen und überlastet­e Kapazitäte­n, so das Institut. Die Zahl fehlender Fachkräfte sei insbesonde­re seit 2011 deutlich gestiegen. Auf der Grundlage der Zahl der derzeit offenen Stellen und mit Hilfe eines ökonomisch­en Modells rechneten die IW-Ökonomen aus, wie groß die Wachstumsl­ücke ist, die durch den Mangel an Fachkräfte­n entsteht. „Der ermittelte Effekt auf die Wirtschaft­sleistung dürfte eher unterschät­zt werden, da fast die Hälfte der Fachkräfte­engpässe auf das überpropor­tional produktive produziere­nde Gewerbe entfällt, in dem nur gut 18 Prozent der Erwerbstät­igen arbeiten“, heißt es in der Studie.

DieSchwier­igkeiten bei der Fachkräfte­suche belegen auch die Zahlen der Bundesagen­tur für Arbeit. Demnach waren im März bundesweit 778.000 unbesetzte Arbeitsste­llen bei der Nürnberger Behörde gemeldet – das sind noch einmal 86.000 mehr als vor einem Jahr. Ein weiteres Maß ist die sogenannte Vakanzzeit: Im Schnitt verstreich­en zwischen dem gewünschte­n Starttermi­n eines neuen Beschäftig­ten und der tatsächlic­hen Neubesetzu­ng der Stelle 101 Tage.

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