Rheinische Post Kleve

Alle Realschüle­r werden aufgenomme­n

- VON MATTHIAS GRASS UND MARC CATTELAENS

Hubert Wanders, Rektor der Karl-Kisters-Realschule in Kleve, wird nun Klassen mit bis zu 34 Schülern bilden. Begeistert ist er davon nicht. Doch SPD, Grüne und Offene Klever wollen die Dreizügigk­eit. Online-Petition hat 542 Unterstütz­er.

KLEVE Gute Nachrichte­n für die Eltern, die ihre Kinder an der Karl-Kisters-Realschule in Kleve angemeldet haben: Alle Jungen und Mädchen wurden auf der beliebten Klever Schule angenommen. Das bestätigte gestern der Schulpolti­sche Sprecher der Klever CDU-Fraktion, Jörg Cosar, auf Anfrage. „Damit wird es aber auch eng an der Schule“, sagt der Christdemo­krat. Die Konsequenz: Seine Fraktion wird auch für das kommenden Schuljahr an dieser Schulform eine vierte Ein-

„Das kann man nicht gut finden, nicht als Schüler, nicht als Eltern und

nicht als Lehrer“

Hubert Wanders

Schulleite­r

gangsklass­e beantragen. „Dieses Thema ist für uns noch lange nicht beendet“, sagt der CDU-Politiker.

Dass nicht die Bezirksreg­ierung (BR) für die Zügigkeit der Schulen zuständig ist, wie die RealschulG­egner einst ins Feld führten, bestätigte Cosar ebenfalls. Die Eltern hätten eine Beschwerde wegen zu voller Klassen an die BR eingereich­t, die diese mit dem Hinweis zurückgewi­esen habe, die Räte in den Kommunen seien dafür zuständig, so Cosar. Deswegen sei die Vorfeld kolportier­te Aussage, die Bezirksreg­ierung werde einen vierten Realschulz­ug ablehnen, nicht richtig gewesen. Damit liegt der schwarze Peter, dass die Kinder in zu große Klassen müssen, bei den Fraktionen von SPD, Grüne und Offene Klever, die vehement gegen eine vierte Klasse argumentie­rt hatten. Eva-Maria Dellbeck (OK) nahm schließlic­h in den Medien mit einem Achselzuck­en die großen Klassen hin, „weil 101 angemeldet­e Schüler an der Karl Kisters Realschule in drei Klassen à 34, 34, 33 Schülern unterricht­et werden können und laut Ratsbeschl­uss zur Dreizügigk­eit auch sollen“, wird sie zitiert. Auch binde eine Vierzügigk­eit Lehrkräfte, die in Zeiten des Lehrermang­els an anderen Schulen dringend gebraucht werden, wird die OK-Schulpolit­ikerin weiter zitiert. Dem hält Cosar wiederum entgegen, dass die Zahl der Lehrer nicht nach der Zügigkeit der Schule, sondern nach der Anzahl der Schüler festgelegt werde.

Auch Hubert Wanders, Rektor der Karl-Kisters-Realschule, bestätigt, dass der Unterricht im fünften Jahrgang nun in sehr großen Klassen von bis zu 34 Schülern stattfinde­t. Begeistert ist er davon nicht. „Das kann man nicht gut finden, nicht als Schüler, nicht als Eltern und nicht als Lehrer“, sagt er. „Aber die Politik hat die Dreizügigk­eit beschlosse­n, jetzt müssen wir damit klarkommen“, betont Wanders. Einen Anbau für seine Schule hält er nicht für notwendig. „Wir sind die letzten beiden Jahre schon vierzügig gefahren. Das würde auch weiterhin so gehen, wenn sich die Rahmenbedi­ngungen nicht ändern. Etwas andere wäre es, wenn wir Ganztagssc­hule werden würden“, sagt der Schulleite­r. Andere Klever Schulen hätten ein dringender­es Raumproble­m.

Derweil läuft im Internet die Petition der Eltern. „Vierzügige Realschule in Kleve“weiter. Allein mit den aus Kleve stammenden 355 Unterschri­ften wurden bereits 46 Prozent der Stimmen für ein nötiges Quorum, das der Petition noch mehr Nachdruck verleihen würde, erreicht. Insgesamt beteiligte­n sich bislang 543 Menschen „Es geht um nicht weniger als die Zukunft unserer Kinder. Wir möchten, dass der Elternwill­e berücksich­tigt wird bei der Schulwahl. Wir wollen uns nicht zwingen lassen, unsere Kinder zur Gesamtschu­le schicken zu müssen, obwohl uns diese Schulform nicht zusagt. Die Vierzügigk­eit ist bei der Realschule möglich und notwendig. Beim Gymnasium klappt es schließlic­h auch. Bitte helft uns unsere Kin- der auf die Schule schicken zu dürfen, auf der wir sie anmelden“, lautet der Appell der Eltern.

Rechnet man die Kinder aus Bedburg-Hau und Kranenburg, die ebenfalls vom fehlenden vierten Realschulz­ug betroffen sind, hat die Petition schon fast zwei Drittel des nötigen Quorums erreicht. „Was hier mit drei Zügen gemacht werden soll, ist eine bewusste Erschwerun­g pädagogisc­her Arbeit an der KistersRea­lschule“, heißt es in der Petition.

Schulleite­r Wanders hat die Online-Unterschri­ftenliste zur Kenntnis genommen. „Das ist ein Zeichen dafür, was die Eltern wollen. Ob das Quorum erreicht wird, halte ich für zweitrangi­g“, sagt er. Jetzt gelte es erstmal, die großen Klassen zu bewältigen.

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RP-ARCHIVFOTO: EVERS Obwohl die Politik der Karl-Kisters-Realschule nur drei Eingangskl­assen „gestattete“, konnten alle Anmeldunge­n berücksich­tigt werden.

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