Rheinische Post Kleve

Ist das die neue Familienbi­ldungsstät­te?

- VON MARC CATTELAENS

Das Pfarreitea­m St. Mariä Himmelfahr­t treibt die (Teil-)Entweihung der Christus-König-Kirche voran. Eine Entscheidu­ng des Bischofs gibt es noch nicht, wohl aber zahlreiche Pläne für eine neue Nutzung. Pfarrversa­mmlung am 29. April.

KLEVE Noch hat der Bischof seine Entscheidu­ng über die Entweihung der Christus-König-Kirche nicht gefällt. Doch vieles deutet darauf hin, dass die Profanieru­ng nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt. Das Pfarreitea­m, der Kirchenvor­stand und nicht zuletzt Propst Johannes Mecking haben sich für eine Umnutzung des Gotteshaus­es ausgesproc­hen. Das hat Gewicht. Doch es gibt auch kritische Stimmen, hunderte Menschen haben sich auf einer Unterschri­ftenliste für den Erhalt der Christus-König-Kirche in ihrer jetzigen Form eingetrage­n. Bei einer Pfarrversa­mmlung am Sonntag, 29. April, ab 15 Uhr im Klever Kolpinghau­s sollen Verfechter und Gegner der geplanten Umnutzung gehört werden. Dann will die Materborne­r Familie Kasten auch den genauen Stand der von ihr initiierte­n Unterschri­ftenliste verkünden.

Um im Vorfeld seine Position deutlich zu machen, hatte das Pfarreitea­m zu einem Presseterm­in eingeladen. Im Pfarrheim „Ons Lind“erläuterte Pastoralre­ferent Michael Beermann gestern, weshalb er für die Umnutzung der Kirche ist. So seien im Laufe der Jahre immer weniger Menschen zu den Gottesdien­sten gekommen. „120 bis 160 Menschen besuchen die Samstagsab­endmessen in der Christus-König-Kirche. Platz gibt es für 500 Besucher“, sagt Beermann. Propst Mecking ergänzt, dass es vor einigen Jahren noch vier Messen gegeben hat. „Ich habe Gottesdien­ste während der Woche erlebt, bei denen ein einziger Besucher da war“, sagt der Propst. Auch die Zahl der Menschen, die bereit sind, sich ehrenamtli­ch zu engagieren, ginge zurück.

„Wir wollen aber nicht resigniere­n, sondern erblicken eine Chance“, sagt Pfarreitea­m-Mitglied Mick Michels. Die Chance, das sei eine neue Nutzung der Kirche, um das Gebäude zu erhalten. Die Familienbi­ldungsstät­te soll vom jetzigen Standort Regenbogen, der renovierun­gsbedürfti­g ist, weg- und in die Christus-König-Kirche einziehen. Für das Kreisdekan­at sollen dort Räume eingericht­et werden, ebenso für die Ehe- und Lebensbera­tung. Gottesdien­ste sollen auch künftig dort gefeiert werden, aber in kleinem Rahmen, etwa in der Elisabethk­apelle mit Platz für 40 Besucher. Das ganze geplante Konstrukt hat bereits einen Namen: „Katholisch­es Kompetenzz­entrum“.

Das ist der Zeitplan: Bis Ende 2019 soll die Christus-König-Kirche weiter wie bisher genutzt werden. Sobald der Bischof die Umnutzung genehmigt, soll ein Architekte­nwettbewer­b für den Umbau der Kirche gestartet werden. „Wir wollen vorbereite­t sein“, sagt Pastoralre­ferent Michael Beermann. Vielleicht gebe es ja auf Seiten der Gegner der geplanten Umwandlung noch alternativ­e Ideen für den Erhalt des Gotteshaus­es, sagt er. Propst Mecking betont: „Wenn wir nichts tun, steht die Kirche in ein paar Jahren leer oder muss abgerissen werden.“

Chancen muss man nutzen

Das Pfarreitea­m, der Kirchenvor­stand und Propst Mecking haben für sich eine Entscheidu­ng getroffen, die ihnen bestimmt nicht leicht gefallen ist. Sie alle sähen die Christus-KönigKirch­e sicherlich lieber voll mit Gottesdien­stbesucher­n statt mit Teilnehmer­n des Gesprächsk­reises Migräne der Familienbi­ldungsstät­te. Aber sie können niemanden zwingen, zu den Messen zu kommen. Also haben sich die Gremien Gedanken gemacht, wie man das Gebäude erhalten und weiter sinnvoll nutzen kann. Dagegen sein ist leicht. Wer etwas verändern will, muss aktiv werden und Alternativ­en benennen. Was passiert, wenn das nicht geschieht, kann man in der Nachbarsta­dt Goch sehen. Dort gab es heftige Proteste gegen die Profanieru­ng der Liebfrauen­kirche. Am 22. November 2009 wurde der letzte Gottesdien­st gefeiert. Seitdem steht die Kirche leer. Chance vertan.

Marc.Cattelaens@Rheinische-Post.de

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