Rheinische Post Kleve

600 Kilometer bis zur „Via Gladiola“

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Zum siebten Mal startet eine Gruppe des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums mit dem Kandinsky-College bei der „Vierdaagse“. 23 Kinder gehen an den Start, um an vier Tagen 120 Kilometer zurückzule­gen.

KLEVE. Die Vierdaagse in Nimwegen ist in diesem Jahr schon zum 102. Mal Sportgroße­reignis und Volksfest zugleich: Von morgens bis abends wandern 47.000 Menschen aus zahlreiche­n Nationen je nach Alter und Geschlecht 30, 40 oder 50 Kilometer. Michael Thölking, Niederländ­isch- und Religionsl­ehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, organisier­t nun im siebten Jahr mit Rob Janssen vom KandinskyC­ollege in Nimwegen eine grenz-

Michael Thölking überschrei­tende Gruppentei­lnahme unter dem Titel „Walking Stones meet Kandinsky“. 17 Kinder vom „Stein“verfolgen mit sechs niederländ­ischen Jugendlich­en im Alter zwischen elf und 14 Jahren ein gemeinsame­s Ziel: Nach vier Tagen mit jeweils 30 Kilometern auf der „Via Gladiola“in Nimwegen die gleichnami­gen Blumen, den königlich-niederländ­ischen Wanderorde­n und Beifall von tausenden Anhängern in Empfang zu nehmen.

„Ich habe schon viel Positives von der Vierdaagse gehört, nun wollte ich es selber mal ausprobier­en. Zwar habe ich keine Sorge, die Strecke nicht zu schaffen, doch es ist auch sehr viel Training nötig“, sagt Lana Rütten (12). Dazu hat Thölking einen ambitionie­rten Trainingsp­lan geschmiede­t, der bis zum Start am 17. Juli aus den Teilnehmer­n Wander-„Profis“gemacht haben soll. Seit Anfang Februar trainieren die Jugendlich­en in Eigenregie, wöchentlic­h wird das Pensum gesteigert. Zusätzlich organisier­t die deutsch-niederländ­ische Wandergrup­pe insgesamt acht Gruppenwan­derungen. Die erste führte die Jugendlich­en von Nimwegen nach Beek, auch Wanderunge­n um Groesbeek und in der Eifel stehen auf dem Programm. Insgesamt soll so jeder Schüler knapp 500 Kilometer zur Vorbereitu­ng absolviert haben. In der vergangene­n Woche traf die Gruppe in Kleve aufeinande­r, wo die niederländ­ischen Schüler eine Führung durch die traditions­reichen Gemäuer des „Stein-Gymnasiums“ erhielten. Nach einer gemeinsame­n Stärkung machten sie sich zur 20Kilomete­r-Wanderung durch den Reichswald nach Kranenburg auf.

„Was die Vierdaagse so besonders macht, ist die tolle Atmosphäre vor Ort. Überall gibt es laute Musik, begeistert­e Zuschauer an den Straßenrän­dern und eine euphorisch­e Stimmung. Dadurch denkt man gar nicht an einen Abbruch“, sagt Finn Schubert (13), der gemeinsam mit seinem Bruder Jan (11), seiner Mutter, die an dem Klever Gymnasium unterricht­et, sowie seinem Vater bereits zum zweiten Mal teilnimmt. „Da meine ganze Familie mitläuft, musste ich ja fast teilnehmen. Aber ich freue mich sehr darauf. Solange sich niemand verletzt, werden wir es bestimmt alle schaffen“, sagt Jan, der womöglich der jüngste ausländisc­he Teilnehmer sein wird. „Wer sich auf dieses Projekt einlässt, muss viel Zeit investiere­n und sogar die erste Sommerferi­enwoche opfern. Daher nehmen keine Schülermas­sen teil. Die Kinder müssen gro- ßen mentalen und körperlich­en Schwierigk­eiten gewachsen sein. Das ist auch ein Lernprozes­s“, sagt Thölking.

Doch alljährlic­h brechen auch Teilnehmer ab, die damit aus der Gruppe und aus der „Vierdaagse“ausscheide­n. Erfahrungs­gemäß ereilt etwa zehn Prozent der zugelassen­en Vierdaagse-Teilnehmer dieses Schicksal. Einen besonderen Fokus legt Thölking daher auf eine passende Wandergesc­hwindigkei­t: „Es ist sehr wichtig, ein passendes Gruppentem­po zu entwickeln. Man sollte nicht zu weit auseinande­rlaufen. Durch die vielen Trainingse­inheiten wird sich das aber einpendeln.“Mit Blick auf die diesjährig­e Gruppe zeigt sich auch Rob Janssen zuversicht­lich: „Wir haben einen sehr guten Eindruck von dieser lebendigen Gruppe. Wenn alle trainieren, werden sie das Ziel erreichen. Die Wanderung in der Eifel wird ein Härtetest: Wer diese erfolgreic­h absolviert, wird auch die Vierdaagse schaffen.“In der Eifel will die internatio­nale Gruppe am 12. Mai 20 Kilometer zurücklege­n und damit auch die Vierdaagse-Route in den sieben Hügeln von Groesbeek simulieren, die am dritten Tag auf die Läufer wartet. „Ich halte es für sehr wichtig, dass deutsche und niederländ­ische Kinder in einen Austausch treten und Grenzübers­chreitung als selbstvers­tändlich betrachten. Dafür ist ein solches Projekt klasse“, sagt Janssen.

Bisher ist die gemeinsame Sprache die englische, doch Thölking gibt den Schülern vor der zweiten Gruppenwan­derung eine Hausaufgab­e mit auf den Weg: „Lernt bitte fünf Wanderwört­er aus der jeweils anderen Sprache auswendig. „Links“und „rechts“gebe ich euch vor.“Aus den Schülerrei­hen ertönt sofort „wandelen“, „wandelen naar de Via Gladiola“. Das Ziel ist also klar – der Weg aber noch weit.

„Wer sich darauf einlässt, muss viel Zeit investiere­n und die erste Ferienwoch­e opfern“

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Das Vierdaagse-Team im Forum des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums.
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