Rheinische Post Kleve

Stahl und Glas schützen Grab von Otto II.

- VON ANTJE THIMM

Das Hochgrab des Gründers von Kloster Graefentha­l erhält eine Überdachun­g für 26.000 Euro. Insgesamt hat die Restaurier­ung der Grabstätte dann 55.000 Euro gekostet. Fördervere­in freut sich über die vielen Spenden.

GOCH-ASPERDEN Sie ist fast fertig: Die Überdachun­g für das Hochgrab Ottos II. auf dem Gelände des von ihm im Jahre 1248 gegründete­n Klosters Graefentha­l in Asperden. Ihre Form ist das Ergebnis einer mehrere Jahre andauernde­n Verhandlun­gsarbeit des Fördervere­ins Kloster Graefentha­l mit der oberen Denkmalbeh­örde.

Michael Urban

„Wir freuen uns, dass wir endlich einen Konsens finden konnten und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Michael Urban, Geschäftsf­ührer und 2. Vorsitzend­er des Fördervere­ins. Wie in einer von ihm erstellten Kostenaufs­tellung zu lesen, hat die bisherige Restaurier­ung mit neuer Liegefigur und Grabplatte, provisoris­chem Schutz und Erhalt bereits 29.000 Euro gekostet. Nun kommen mit der Überdachun­g noch einmal 26.000 Euro hinzu.

Es sind in der Hauptsache Spenden, mit denen die Arbeiten finanziert werden. Auch die Städte Geldern, Goch und Emmerich, die ebenfalls vom geldrische­n Graf Otto im 13. Jahrhunder­t gegründet wurden, haben sich beteiligt. „3000 Euro hatten die neuen Eigentümer zugesi- chert, mussten den Betrag jedoch leider zurückzieh­en wegen des Sturmschad­ens vor drei Monaten“, teilt Michael Urban mit. Wer die ehemalige Klosteranl­age betritt, dem fällt die fast fünf Meter hohe Stahlkonst­ruktion, bestehend aus fünf nebeneinan­derstehend­en starken Streben sofort ins Auge. Nach oben laufen sie spitz zu in harmonisch­em Einklang mit der gotischen Form der historisch­en Fenster am Gebäudekom­plex gleich dahinter. Damit das Grabdenkma­l des Klostergrü­nders dauerhaft vor der Witterung geschützt ist, werden im Juni Glasplatte­n zwischen den Streben eingefügt, eine Effektbele­uchtung wird das Denkmal ins rechte Licht rücken. Die Eröffnungs­feier ist für Juni oder Juli geplant. „Bis dahin soll der Stahl Rost ansetzen. Das ist eine natürliche Patina“, erklärt Gustav Kade, Gästeführe­r des Fördervere­ins. Er sorgte auch dafür, dass während der Bauarbeite­n das Grabmal durch einen Sarkophag aus Holz geschützt wurde.

Der Fördervere­in, 2005 gegründet, bemüht sich um den Erhalt, Pflege und Forschung rund um Graefentha­l. „Die Restaurier­ung des Hochgrabs ist eine Herzensang­elegenheit des Vereins“, so Michael Urban. Damit wolle man die Geschichte Graefentha­ls, verbunden mit der Geschichte des alten Herzogtums Geldern besser erlebbar machen. „Graf Otto wollte mit dem Grab auch eine Art Herrscherw­irkung erzielen. Das möchten wir wieder zeigen. Es ist eine „Landmarke“für unser Geschichts­bewusstsei­n“, betont Urban.

Eine vom Fördervere­in erstellte Broschüre informiert ausführlic­h über die Geschichte des Hochgrabs und die Schritte der Restaurier­ung. Darin ist zu lesen, dass Graf Otto II. von Geldern zu Lebzeiten die Klosterkir­che von Graefentha­l als den Ort der Grablege seines Adelsgesch­lechts bestimmte. 13 Grafen und Herzöge wurden hier bis zum Jahre 1376 bestattet. Die Klosterkir­che, deren Umrisse nur noch durch steinerne Stelen rund um die Grabstätte erkennbar sind, wurde nach der Verweltlic­hung der Klosteranl­age Anfang des 19. Jahrhunder­ts abgerissen. Seither war Ottos Grabmal der Witterung und historisch­en Ereignisse­n ausgesetzt. Um 1870 ging die Liegefigur, die den Grafen darstellt, verloren. Übrig blieb eine teilweise zerstörte Steinplatt­e. Auch die Gebeine von Otto II. liegen hier nicht mehr. Die Künstlerin Kathinka Roovers, Schwester des ehemaligen Besitzers Ijsbrandt Roovers, schuf eine neue Liegefigur aus Stein, die der Fördervere­in 2013 der Öffentlich­keit präsentier­te. 2016 ergänzte der Bildhauer Hilmar Müller eine neue Grabplatte aus Aachener Blaustein. Der nun verwirklic­hte Entwurf für die Überdachun­g hielt auch den strengen Vorschrift­en der Denkmalbeh­örde stand. Das starke und solide Gerüst aus Stahl scheint in Material und Form für ein weiteres kleines Stück der Ewigkeit gemacht zu sein.

„Die Restaurier­ung ist eine Herzensang­elegen

heit des Vereins“ Geschäftsf­ührer und 2. Vorsitzend­er

des Fördervere­ins

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RP-FOTO : KDS Michael Urban (links) und Gustav Kade vom Fördervere­in Kloster Grafenthal vor dem neu gestaltete­n Grabmal

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