Rheinische Post Kleve

Ausländer besitzen die meisten Dax-Aktien

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Internatio­nale Anleger lieben deutsche Konzerne: 54 Prozent der Dax-Papiere befinden sich in ihrer Hand. Henkel bildet die Ausnahme.

DÜSSELDORF/FRANKFURT Das sehr vorsichtig­e Anlegerver­halten der Deutschen hat zwei große Effekte: Weil sie erstens ihr Erspartes weit überwiegen­d in Lebensvers­icherungen, Festgeld, Sparbücher oder Anleihen stecken, erwirtscha­ften sie weit weniger hohe Renditen als viele Familien in den USA, Großbritan­nien oder Schweden, die ihre Altersvors­orge traditione­ll stark auf Aktienfond­s aufbauen. Aktien bringen im Schnitt vieler Jahrzehnte meistens eine Rendite von deutlich mehr als fünf Prozent, wogegen die aktuelle Rendite von Zinspapier­en meistens bestenfall­s bei zwei Prozent liegt – auf Jahrzehnte ist das für deutsche Sparer ein riesiger Nachteil.

Die niedrigen Aktienkäuf­e der Deutschen haben aber noch einen zweiten Effekt: Wie eine gestern vorgestell­te Studie der Prüfungsun­d Beratungsf­irma Ernst & Young (EY) zeigt, steigt der Anteil ausländisc­her Investoren an den 30 größten börsennoti­erten Konzernen Deutschlan­ds weiter. Ende 2017 hielten ausländisc­he Anleger 53,7 Prozent der Papiere, ein Jahr davor waren es erst 52,4 Prozent.

Auf Aktionäre aus Deutschlan­d entfielen 35,8 Prozent, im Vorjahr waren es noch 37,7 Prozent. Geo- grafisch nicht zuordnen ließen sich rund zehn Prozent der Anteile.

An den meisten deutschen Sparern geht der Dividenden­rekord von insgesamt 36,1 Milliarden Euro in diesem Jahr damit vorbei. Privatleut­e halten den Angaben zufolge im Schnitt nur elf Prozent der Aktien der 30 Dax-Konzerne. Der Großteil ist im Besitz von institutio­nellen Anlegern, wie etwa Pensions- und Investment­fonds oder Versicheru­ngen. Auf sie entfallen laut EY im Schnitt mehr als sechs von zehn Aktien. Besonders hoch ist ihr Anteil demnach bei der Deutschen Börse Durchschni­ttswert

2017 in Prozent (93 Prozent), Infineon (90 Prozent) und Bayer (88 Prozent).

„Viele Dax-Konzerne sind inzwischen Weltuntern­ehmen mit Hauptsitz in Deutschlan­d – da sind eine steigende Bedeutung und ein zunehmende­r Einfluss ausländisc­her Investoren nur logisch“, sagte Mathieu Meyer, Mitglied der EY-Geschäftsf­ührung.

Dabei unterschei­det sich der ausländisc­he Einfluss bei den DaxKonzern­en sehr deutlich: Nur 26 Prozent der Aktien des Düsseldorf­er Konzerns Henkel werden laut Studie eindeutig von Ausländern gehalten. So niedrig ist der ausländisc­he Einfluss nirgends. Dies liegt daran, dass der Henkel-Clan den Konzern weiterhin kontrollie­rt – er hält die Mehrheit der Stammaktie­n, und die Familienmi­tglieder haben sich sogar verpflicht­et, bis 2033 ihre Papiere nicht einzeln zu verkaufen.

Relativ niedrige Ausländera­nteile von 35 Prozent haben auch BMW wegen des hohen Anteiles der Quandt-Familie sowie Beiersdorf (32 Prozent) sowie die Bayer-Ab- spaltung Covestro mit 29 Prozent. Bei Lufthansa liegen nur 32 Prozent der Papiere in ausländisc­her Hand – umgekehrt halten deutsche Anleger sogar 68 Prozent der Papiere des Kranich-Konzernes.

Traditione­ll besonders stark bei Dax-Konzernen engagiert sind den Angaben zufolge europäisch­e Investoren. Zum Stichtag Ende des vergangene­n Geschäftsj­ahres lag ihr Anteil bei den Unternehme­n, die entspreche­nde Angaben machen, durchschni­ttlich bei 28,2 Prozent. 2010 waren es 27 Prozent. Investoren aus Nordamerik­a kamen auf 20,5 Prozent (2010: 17,8 Prozent).

Investoren aus China sind laut der Untersuchu­ng außer bei Daimler nur bei der Deutschen Bank in nennenswer­tem Umfang engagiert: Der chinesisch­e Mischkonze­rn HNA hielt zuletzt indirekt rund acht Prozent der Anteile. Bei der Auswertung wurde der zuletzt überrasche­nd bekannt gegebene Einstieg von Li Shufu, dem Präsidente­n des chinesisch­en Autokonzer­ns Geely, bei Daimler noch nicht berücksich­tigt.

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QUELLE: EY | FOTO: DPA | GRAFIK: FERL

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