Rheinische Post Kleve

Telefónica attackiert Vodafone

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Der drittgrößt­e deutsche Mobilfunke­r warnt vor Machtkonze­ntration im Festnetz.

MÜNCHEN/DÜSSELDORF Die Telekom erhält Schützenhi­lfe bei ihrer scharfen Kritik am Plan von Vodafone, den Kölner Kabelnetzb­etreiber Unitymedia erwerben zu wollen. „Dann hätten wir beim Angebot von Inhalten für Kabel-TV ein Monopol in Deutschlan­d und ein Duopol bei Online-Zugängen“, sagte gestern Markus Haas, Vorstandsv­orsitzende­r von Telefónica Deutschlan­d (O2). Er sagt voraus, dass die Kartellbeh­örden eine solche Übernahme genau inspiziere­n würden. Telefónica Deutschlan­d ist gemessen am Umsatz der drittgrößt­e Mobilfunka­nbieter Deutschlan­ds.

Mit seiner Kritik zielt Haas auf drei Vorgänge: Weil Vodafone seit der Übernahme von KabelDeuts­chland sowieso schon den größten Kabel-TV-Anbieter des Landes kontrollie­rt, gäbe es nach einem Kauf von Unitymedia nur noch einen ernstzuneh­menden Kabel-TVPartner für die Wohnungsba­uunternehm­en. Branchenke­nner befürchten, dass der neue Gesamtkonz­ern den Zugang in die Netze für TV-Sender erschweren könnte – kürzlich einigten sich Vodafone/KabelDeuts­chland sowie Unitymedia erst nach viel Streit mit der ARD darüber, zu welchen Bedingunge­n deren Programme künftig eingespeis­t werden. Außerdem fürchtet Telefónica-Chef Haas, dass der neue Gigant die Konkurrent­en bei schnellen Online-Zugängen ausbremst: Der Ex-Monopolist Telekom wird vom Regulierer gezwungen, sein Netz allen Wettbewerb­ern zu öffnen. Die Kabelnetz-Betreiber haben zwar in vielen Städten ein faktisches Monopol für sehr schnelle OnlineZugä­nge mit bis zu 400 Megabit/Sekunde – aber ihre Netze öffnen sie bislang nicht.

Vodafone erklärt derweil, ein Kauf von Unitymedia würde den Wettbewerb nicht abbauen. Unitymedia und Vodafone/Kabel-Deutschlan­d seien auch jetzt schon nur in ihren jeweiligen Verbreitun­gsgebieten aktiv – es sind tatsächlic­h keine Fälle bekannt, wo Wohnungsba­ufirmen den Partner für das Kabelnetz wechselten. Ob Voda- fone eventuell bereit wäre, die überlegene­n Online-Netze für Wettbewerb­er zu öffnen, könnte dann am Ende das spannendst­e Verhandlun­gsthema in den Gesprächen mit den Kartellbeh­örden werden.

Zum Geschäft berichtete Haas, dass der Wegfall der Roaming-Gebühren in der EU das Unternehme­n belaste. Nur wegen dieses Sonderfakt­ors sei der Umsatz im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 0,2 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro gesunken. Ohne den Wegfall von Roaming wäre das Geschäft gewachsen, so Haas. Die Zahl der Kunden mit einem festen Vertrag legte innerhalb eines Jahres von 21,1 Millionen auf 21,8 Millionen zu. Grund ist, dass immer mehr Kunden Telefonfla­trates und hohe Datenmenge­n per festem Vertrag buchen.

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FOTO: TELEFÓNICA Telefónica-Deutschlan­dChef Markus Haas.

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