RP-SERIE WEGEKREUZE (2) Ein Bildstock spendet Gemeinschaft
Der Aloisius-Bildstock in Kessel wurde vor 18 Jahren errichtet. Anlass war der 50jährige Schulabschluss des Jahrgangs 34/35. Seither gibt es jährliche Treffen an dem Wegekreuz.
GOCH-KESSEL Der Aloisius-Bildstock am Sternberg in Kessel ist für viele Spaziergänger und Radfahrer eine bekannte Wegemarke. An der Bundesstraße 504 Richtung Kranenburg gibt es ein deutliches grünes Hinweisschild. Das gemauerte Heiligenhäuschen mit Schieferdach ist nicht nur ein Orientierungspunkt, sondern auch ein Platz zum Rasten und Erholen. Zwei Bänke und ein Tisch gleich nebenan bieten sogar Gelegenheit zu einem kleinen Picknick am Waldrand.
Vor 18 Jahren wurde der Bildstock in Gemeinschaftsarbeit von ehemaligen Schülern der Volksschule Kessel des Jahrgangs 1934/35 errichtet.
„Einer konnte maurern, einer war Schreiner, so kam eins zum anderen“
Rolf Kretschmer
Kessel
„Bei unserem 50-jährigen Treffen haben wir überlegt: Was können wir machen? Wir leben noch alle, das ist doch ein Anlass“, erzählt Rolf Kretschmer aus Kessel. Es sollte nicht für „heute oder morgen“sein, sondern etwas Bleibendes, ein „Dank an das Leben“.
Die Idee zum Bildstock hatte Johannes Vüllings, der auch die ganzen Verhandlungen mit den Behörden übernahm. Die Stadt Goch lehnte die Errichtung eines Bildstocks zunächst ab. Mit dem Forstamt wurde man sich aber einig, konnte einen Pachtvertrag abschließen mit der Auflage, das kleine Grundstück und den Bildstock selbst sauber zu halten. Dann wurde überlegt „Wer kann was?“. „Einer konnte maurern, einer war Schreiner, so kam eins zum anderen“, berichtet Kretschmer. Ein umfangreicher Ordner dokumentiert den Bau mit vielen Fotos, auf denen stets zahlreiche Helfer aus der Gruppe in Aktion sind. Beton musste herge- schafft werden, Wasser – das war schwierig, denn im Wald gibt es keinen Wasser- und keinen Stromanschluss. Die Frauen versorgten stetig mit Kaffee und Kuchen, was ebenfalls fotografisch festgehalten ist.
Das Herzstück des Bildstocks, die Figur des Heiligen Aloisius von Gonzaga, ergab sich durch Zufall. „Wir waren uns nicht sicher, ob wir eine Marienfigur wählen sollen. Jeder war anderer Meinung. Da wurde bei Renovierungsarbeiten in der Kesseler Kirche eine Aloisius-Statue aus Gips aussortiert“, berichtet Rolf Kretschmer. Man habe herausge- funden, dass Sankt Aloisius auch Schutzpatron der Schüler und Studenten ist. „So hatten wir unsere Figur gefunden, alles passte zusammen.“
Die Einweihung im Jahr 2000 war ein großes Fest. „Wir haben zweifach eingeweiht, mit Weihwasser und viel Regen von oben an diesem Tag“, erinnert sich Hildegard Vüllings. Zur feierlichen Einweihung kamen Pfarrer Heinz-Norbert Hürter von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Stephanus Kessel und Wilfried Somplatzki, damaliger Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Goch. Und alle 22 ehema- ligen Schüler der Klassengemeinschaft.
Seither trifft sich die Gruppe regelmäßig am Bildstock, meist am 21. Juni, dem Patronatstag des Aloysius. Zwei Bänke und ein Tisch kamen hinzu durch Spendengelder von der Sparkasse.
Von 22 Mitgliedern der Gruppe leben inzwischen noch 14. Im Alter von 83 oder 84 wird es beschwerlich, den Bildstock zu pflegen und hier und da kleine Reparaturen vorzunehmen. Dankbar ist die Gruppe, dass der Sohn von Johannes Vüllings nun bei der Pflege und Wartung hilft.
Im Laufe der Jahre hat der Aloisius-Bildstock nicht nur die ehemalige Schulklasse als Gemeinschaft zusammengehalten, er ist auch regelmäßiger Haltepunkt für Pilgerprozessionen auf dem Weg nach Kranenburg.
Betroffen macht die Gruppe, dass der Gebetsstock immer wieder Ziel von Verwüstungen ist. Vor zwei Jahren wurde die Aloisius-Figur zerstört, inzwischen steht eine neue, kleinere Figur in dem Häuschen. Unzerstörbar aber ist die Gemeinschaft der Erbauer, die hier immer wieder ihren Treffpunkt und ihre Mitte findet.