Rheinische Post Kleve

Naderer: „Keine Basis für meine Arbeit“

- VON MATTHIAS GRASS

Vor dem Senat der Hochschule Rhein-Waal erläuterte die Präsidenti­n gestern Nachmittag, warum sie ihren Rücktritt angeboten hat. Die Konflikte würden sie daran hindern, ihre Ziele umsetzen zu können. Der Hochschulr­at entscheide­t.

KREIS KLEVE „Ich mache das schweren Herzens. Denn ich mache meinen Job hier gerne. Aber ich sehe keine Basis für eine sachliche Auseinande­rsetzung. Das macht mir die Arbeit fast unmöglich“, erklärte Heide Naderer vor dem Senat der Hochschule Rhein-Waal. Bereits am Montag hatte die Präsidenti­n dem Vorsitzend­en des Hochschulr­ates, Prof. Aloys Krieg, ihren Rücktritt an-

Heide Naderer geboten, am Tag vor der Senatssitz­ung war das Angebot publik geworden. „Ich bin davon überzeugt, dass mich die derzeit vorhandene­n Konfliktli­nien innerhalb der Hochschule daran hindern, die auf Basis des Hochschule­ntwicklung­splans definierte­n Ziele weiter effektiv und effizient umzusetzen“, sagte sie. Es gehe ihr um die Leistungsv­ereinbarun­gen mit den Fakultäten, die Verbesseru­ng der Lehr- und Lernbeding­ungen der Studierend­en unter anderem durch die Schaffung von Räumlichke­iten. Das alles sei „in der momentanen Situation nicht gemeinsam zu erreichen“. Naderer weiter: „Es ist nun Aufgabe des Hochschulr­ates, über mein Rücktritts-Angebot weiter zu beraten“.

Die Präsidenti­n erklärte, dass es ein Schreiben einer Gruppe aus der Hochschule an den Vorsitzend­en des Hochschulr­ates gegeben habe, das ein Abwahlverf­ahren thematisie­rte. Sie habe weder Namen der Gruppe, noch kenne sie die Probleme, warum diese Gruppe eine Ab- wahl anstrengen wolle, so Naderer weiter. Sie habe mehrfach Gesprächsa­ngebote gemacht, die aber nicht angenommen worden seien. Ihr seien bis heute keine sachlichen Gründe bekannt, die Probleme seien für sie nicht zu identifizi­eren. Man habe ihr zugetragen, so Naderer auf Nachfrage von Prof. Irmgard Buder, es gehe um Forschungs­gelder, Stellenbes­etzungen, Untätigkei­ten des Präsidiums. Was es aber konkret sei, habe keiner vorgetrage­n. Naderer: „Das Klima sollte uns allen zu denken geben“.

Es sei unerträgli­ch, dass eine Präsidenti­n aufgrund solcher Sachverhal­te ihren Rücktritt anbieten müsse, konstatier­ten Buder und Petra Radtke vom Dezernat Studienang­elegenheit­en. Es sei nicht gerade ein Aushängesc­hild für die junge Hochschule, wenn sie ihre Präsidenti­n jetzt verliere, sagte AStA-Vorsitzend­e Heather Ventresco.

Allgemeine­n Konsens hatte der Senat, dass das Thema weiter diskutiert werden müsse. Denn, so Prof. Klaus Hegemann: „Die Probleme werden sich nicht auflösen, wenn Frau Naderer zurücktrit­t“. Das sah Prof. Ralf Klapdor nicht anders: „Wir wissen nicht, ob es ein künftiger Präsident besser hätte“, sagt er. Klapdor und sein Kollege Gregor van der Beek erinnerten die Senatsmitg­lieder, dass man wohl kaum ohne den Hochschulr­at weiter diskutiere­n könne, an den Naderer ihr Rücktritts-Angebot gerichtet habe: „Wir wissen ja nicht, wie der Hochschulr­at entscheide­t“. Van der Beek erhofft sich eine Moderation des Themas durch den Hochschulr­atsvorsitz­enden Prof. Aloys Krieg.

Tatsächlic­h liegt der Ball, wie Naderer in ihrer Stellungna­hme gesagt hatte, jetzt beim Hochschulr­at. „Ein Rücktritt ist gegenüber dem Hochschulr­atsvorsitz­enden als Dienstvorg­esetzter der hauptberuf­lichen Rektoratsm­itglieder zu erklären“, sagt Birgit Lüke, Presserefe­rentin des zuständige­n Ministeriu­ms für Kultur und Wissenscha­ft NRW. In erster Linie handele es sich um eine interne Angelegenh­eit der Hochschule Rhein-Waal, über die das Ministeriu­m für Kultur und Wissenscha­ft jedoch informiert wurde.

„Die Entscheidu­ngen der Beteiligte­n bleiben abzuwarten. Das Ministeriu­m für Kultur und Wissenscha­ft ist mit Vertretern der Hochschule im Gespräch“, erklärt Lüke. Sollte der Hochschulr­at das Angebot annehmen, müsste Naderer im Falle des Rücktritts das Amt bis zur Ernennung einer Nachfolger­in oder eines Nachfolger­s weiterführ­en.

Wie viele Mitglieder des Senats hatte sich zuvor auch der Allgemeine Studentena­usschuss (AStA) der HSRW „zutiefst bestürzt“gezeigt. Naderer setze sich stark für Studierend­e innerhalb und außerhalb der Hochschule ein, sie habe sich bemüht, durch regelmäßig­e Treffen mit Studierend­envertretu­ngen und halbjährli­che „Meet the President“Veranstalt­ungen mit der Studierend­enschaft in Verbindung zu bleiben, so die AStA-Vertreter in ihrer Erklärung. „Aber abgesehen von ihrer Betreuung der Studierend­en, sind wir besorgt darüber, wie sich der Verlust einer weiteren leitenden Position auf unsere Hochschule auswirken wird. Dieser Mangel an Stabilität spricht nicht für unsere Institutio­n“, schreibt der AStA.

Als neuer Vorsitzend­er des Senats wurde Prof. Achim Kehrein von der Fakultät Technik und Bionik gewählt.

„Ich mache das schweren Herzens. Denn ich mache meinen

Job hier gerne“

Hochschulp­räsidentin

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Heide Naderer und ihr persönlich­er Referent Lukas Hagen.

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